Frontenklärung vor dem nächsten Krieg?

Die Geopolitik ist zurück. Wir begeben uns mit aller Wucht in eine neue Epoche – und zwar überall und jederzeit. Bis vor wenigen Monaten war die Welt sich einig, dass der Islamische Staat (IS) der gemeinsame Feind ist, den es zu eliminieren gilt. Heute ist klar, dass Super- und Regionalmächte den IS „ausgenutzt“ haben, um sich besser zu positionieren, besser zu positionieren in einer neuen Welt in der es weniger um asymmetrische Konflikte gehen wird, sondern eher wieder nationalistisch motivierte konventionelle Konflikte die Hauptgefahr ausmachen werden. Das ähnelt der Zeit vor und zwischen den zwei Weltkriegen.

Für Israel fand der Weckruf am 10. Februar statt, als der Iran zum ersten Mal Israel nicht über seine Verbündeten, sondern direkt angegriffen hat, indem er eine Drohne aus Syrien nach Israel steuerte. Die wurde von einem israelischen Kampfhubschrauber über israelischem Territorium abgeschossen.

Mit dieser Aktion, die von einigen Fachleuten im israelischen Sicherheitssystem als dramatische Strategieänderung des Irans wahrgenommen wird, ist bewiesen, dass Israel in einem zukünftigen Konflikt an der Nordgrenze und auch an der Südgrenze nicht nur Terrororganisationen wie der Hisbollah im Libanon und Syrien, der Hamas und dem palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen sowie schiitischen Milizenverbänden in Syrien gegenüber stehen wird, sondern eventuell auch dem Iran selbst.

Konzentrieren auf den wirklichen Feind

In vertraulichen Gesprächen sagt schon jetzt der eine oder andere israelische Entscheidungsträger, dass Israel, strategisch gesehen, nur einem wirklichen Feind gegenüber stehe – und das sei der Iran. Wenn dem aber so sei, dann sollte Israel nicht die Verbündeten des Iran in arabischen Territorien rings um Israel herum, sprich Libanon, Syrien, Gaza, angreifen, sondern – falls es zu einer Eskalation mit iranisch unterstützten und gesteuerten Organisationen kommen sollte – müsse die Islamische Republik selbst zur Rechenschaft gezogen werden.

Das ist einfach gesagt, jedoch eine sehr ernstzunehmende Herausforderung für Israel, denn lang ist es her, dass das Land den letzten Krieg mit einem Nationalstaat und einer konventionellen Armee führte. Seit dem Yom Kippur Krieg 1973, in dem Israel sich zum erneuten Male erfolgreich gegen einen Hand voll arabischer, konventioneller Armeen von Nachbarstaaten, allen voran Ägypten, durchsetzte, hat sich in erster Linie der Iran in jederlei Hinsicht militärisch, geopolitisch und regional aufgerüstet. Das Nuklear-Programm ist zwar eingefroren, aber Teheran hat in der Vergangenheit bereits große Fortschritte gemacht. Auch heute noch wird in Programme investiert, die nicht direkt aber doch indirekt in der Zukunft einen Neustart des Atomprogramms beschleunigen können.

Das zwingt mittlerweile nicht nur Israel und die sunnitisch-arabische Region zum Handeln, sondern wird auch in Zentral-Europa immer mehr mit Sorge zur Kenntnis genommen. Der Iran rüstet schließlich enorm auf, auch mit der Entwicklung von Langstrecken-Raketen, die schon heute Osteuropa erreichen können.

Der einzige wahre Rivale

Der Iran steht heute auf dem Höhepunkt seiner Macht. Von hier ab sollte er jedoch jeden Schritt noch sorgfältiger als je zuvor abwägen, denn jeder Schritt der Mullahs, der Revolutionswächter, sowie der Al-Quds Auslandsbrigaden wird beobachtet – sowohl in Washington, als auch in Europa, in Riad, Ankara und natürlich Jerusalem.

Falls es also kein Zurück geben sollte, dann wird das der Iran und nicht seine Verbündeten fühlen. Israel ist sich bewusst, dass die Mullah-Führung in Teheran imstande ist, Israel durch verbündete Syrer, Libanesen und Palästinenser zu bekämpfen, um den einzigen wahren Rivalen in der Region zu schwächen.

Jedoch sollten die Machthaber in Betracht ziehen, dass ihre Raketenentwicklung keine Antwort liefern wird auf die High-Tech-Cyber-Kriegführung, in der Israel ihnen haushoch überlegen ist.

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peter luetgendorf / 28.02.2018

Sehr geehrter Herr Shalicar, eine überzeugende Analyse. Wenn ich daran denke, wie ich mich in den 70igern über den “Blutrichter Khalkhali” lustig gemacht habe! Wie viele andere habe ich damals die ganze Tragweite der sog. iranischen Revolution nicht begriffen. Ich glaube auch, daß die iranische Armee weder über “soft” oder “hard” kill Installationen verfügt. Was mich zusätzlich beruhigt ist die Tatsache, daß man noch keinen IS Kämpfer in einem erbeuteten Hubschrauber gesehen hat. Gruß peter luetgendorf

Ronny Habermann-Curie / 28.02.2018

„Die Moslems können kämpfen und verlieren, und dann wiederkommen und erneut kämpfen. Aber Israel kann nur einmal verlieren.“ Golda Meir (1898-1978)

Judith Hirsch / 28.02.2018

“nur ein wirklicher Feind”? Das ist entweder das berühmte “Pfeifen im Walde” oder ein bewusstes Ablenkungsmanöver. Die Türkei ist für Israel mindestens ebenso gefährlich wie der Iran. Leider sind die Türken auch ziemlich antisemitisch, wogegen die Perser ein traditionell entspanntes Verhältnis zu Juden haben. Zum Glück ist Israel sehr wehrhaft und für den Fall der Fälle gut gewappnet.

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