Vera Lengsfeld / 10.10.2015 / 11:19 / 7 / Seite ausdrucken

Friedens-Nobelpreis: Ein doppeltes Lob für die Osloer Entscheidung

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Und diesmal sind es gleich zwei auf einmal. Erstens: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an das nationale Dialogquartett in Tunesien. Die Gruppe hat dazu beigetragen,  einen Bürgerkrieg im Lande zu verhindert. Das tunesische Quartett hat damit mehr für eine friedlichere Welt getan, als die meisten Politiker zusammen. Der Preis dafür war hochverdient. Gratulation.

Und nun zur zweiten guten Nachricht: Angela Merkel wurde nicht ausgezeichnet.
Das Nobelpreiskomitee in Oslo hat sich besonnen und ist so einer erneuten Blamage entgangen - nach Arafat, Obama und Europäischer Union wäre Merkel der nächste Sockenschuss gewesen. Dabei hat es am Einsatz unserer Herzenskanzlerin gewiss nicht gefehlt. Im Gegenteil. Was hat sie nicht alles getan, um zu gewinnen.

Sie hat die Realitäten so fest ausgeblendet, wie einst das Politbüro der DDR. Sie hat unserer Land an den Rand des Chaos getrieben. Sie hat sich ins Fernsehen gesetzt, um ihre Uneinsichtigkeit mit ihrem angeblich großen Herzen zu kaschieren, auf das sie hören müsse, statt ihren Verstand zu gebrauchen, den sie als promovierte Physikerin haben müsste, aber vermissen lässt. Sie hat, angefeuert von Bischoff Marx, munter weiter Gesetze gebrochen und damit den Rechtsstaat unterhöhlt, indem sie Anweisung gab, auch “Flüchtlinge” ins Land zu holen, die schon in Österreich registriert waren oder ohne Pässe an der Grenze erschienen sind und abgewiesen werden müssten. Sie hat dafür von der halbstaatlichen Bahn Züge “erbeten”, auch wenn reguläre Passagiere, ihre Steuerzahler, deren Geld sie leichthändig zu verschwenden pflegt, dadurch im Regen stehengelassen wurden.

Unter unseren Augen hat sich die Kanzlerin in eine Autokratin verwandelt, deren Nimbus vor allem von Heerscharen journalistischer Anbiederer und Kaisergeburtstagsdichter gestützt wurde. Wenn es nach den meisten Medien gegangen wäre, allen voran BILD, hätte Merkel in Oslo gekürt werden müssen. Zum Glück hat sich das Nobelpreiskomitee darauf besonnen, wer die wirklichen Friedensstifter sind: die Bürger, die den Schutt wegräumen, der von der Politik verursacht wurde.

Blamiert steht jetzt nicht nur die “mächtigste Frau der Welt” da, der offenbar niemals jemand gesagt hat, dass sie sterblich sei, sondern auch all die Schreiber, die ihre Federn plattgeschrieben haben, um Merkel zur Führerin Europas und der Welt zu deklarieren. Der Schock sitzt tief. Der ” Spiegel” kann es gar nicht fassen: “Überraschung in Oslo” . Dabei war die Osloer Entscheidung ein Signal, dass die neue deutsche Selbstüberhebung nicht so gut ankommt, wie es scheint.

Ich bin gerade in Calgary und habe auf den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der
Vereinigung an der Uni und am nächsten Tag beim Treffen der Honorarkonsuls viel artiges Lob über Deutschlands tapfere Aufnahme von Flüchtlingen gehört, im Privatgespräch hinter vorgehaltener Hand aber die Frage beantworten müssen, ob wir verrückt geworden seien. Ich habe dann immer klar gemacht, dass es der Wunsch einer einzelnen Dame war, was jetzt in Deutschland geschieht.

Nicht die Flüchtlinge sind das Problem, sondern ihre gnadenlose Instrumentalisierung um persönlicher Ambitionen willen. Um den ersehnten Preis zu bekommen hat die Dame die Flüchtlingsfrage sogar zur Chefsache
gemacht. Gut so, denn nun sind die Verantwortlichkeiten ganz klar. Und die Kritik wächst. „Moralisch verbrämt wird hier ihr Nichtstun als Politik ausgegeben“, schreibt beispielsweise Stefan Aust über Merkels “politischen Offenbarungseid”.

Um die schwierige Aufgabe doch noch bewältigen zu können, habe ich einen Vorschlag: Flüchtlinge ins Kanzleramt! Aber bitte einen repräsentativen Querschnitt und nicht handverlesne Ärzte, Wissenschaftler und IT-Fachkräfte. Auf über 12000 Quadratmetern Gelände gibt es jede Menge Platz für Zelte. Im Gebäude können jede Menge überflüssige Büros geräumt und zu Flüchtlingsunterkünften umgewidmet werden.

Im Büro der Kanzlerin könnte ein Flüchtlingsrat installiert werden. Der
Kanzlerinnenschreibtisch braucht keine über 100 Quadratmeter freie Fläche um sich herum. Zusammenrücken ist außerdem gut für die Herzenswärme. Die Kanzlerin hat ja ein Mantra: Wir schaffen das. Also soll sie uns mal ganz persönlich vorführen, wie sie selbst das schafft.

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Leserpost

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Sebastiaan Biehl / 12.10.2015

Ganz so war es nicht, das alles nur eine Affektentscheidung einer Person war. Merkel folgt fast immer dem Hauptstrom, das was die Mehrheit will, zumindest im Augenblick von den Medien hochgeputschter Emotionen, wie der plötzliche Atomausstieg oder die Euro-Rettung um jeden Preis. Die Massen an Willkommensdemonstranten und Helfern hätte es ja nicht gegeben, wenn Merkels Entscheidung dem Volkswillen zuwider gelaufen wäre. Eine falsche Entscheidung war es auf jeden Fall, aber ein großer Teil des Deutschen Volkes wollte es so und will es noch immer.

Dirk Ahlbrecht / 11.10.2015

Wenn dieser Unsinn so weitergeht, Herr Tetzner, dann haben wir im nächsten Jahr ganz andere Probleme. Dann sind Meldungen wie jene aus Oslo bestenfallls eine Randnotiz. Und das Frau Merkel bis dahin längst Geschichte ist, da gehe ich jede Wette ein.

Albrecht Schmidt / 10.10.2015

Ich bin einfach nur bestürzt! M beist alle potentiellen Amtsnachfolger weg und dreht selbst völlig ab. Die Zukunft schaut echt mies aus! Da bleibt nicht mal mehr Galgenhumor!

Ralf Tetzner / 10.10.2015

Vorsicht vor verfrühtem ‘Schalke-Jubel’. Das Spiel in Oslo läuft noch… Nominierungen haben zum 1. Februar zu erfolgen, d.h. sie ist für nächstes Jahr startberechtigt! “...dass es der Wunsch einer einzelnen Dame war, was jetzt in Deutschland geschieht.” Das ist so nicht richtig, es ist der Wunsch aller zeitgeistigen Linken.

Dorothea Friedrich / 10.10.2015

Das Beste, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe. Frau Merkel hat übrigens recht, wir schaffen das, noch den letzten Biodeutschen aus diesem Land zu vertreiben.

Hjalmar Kreutzer / 10.10.2015

Verehrte Frau Lengsfeld, doppeltes Lob und doppelten Beifall für die Entscheidung von Oslo und für Ihre Zusammenfassung. War ich nach 1990 froh, überall wo ich hinkam unbefangen sagen zu können, ich wäre Deutscher, überkommt mich jetzt leider wieder die Häme des ehemaligen DDR-Bürgers, der sich heimlich über die bombastischen Pleiten seiner Partei- und Staatsführung freut, eigentlich todtraurig. Bitte bleiben Sie dran! Freundliche Grüße.

Christian Schulz / 10.10.2015

Sie schafft es nicht, wie wir es nicht schaffen werden, aber nicht werden sehen wollen. Es werden die Flüchtlinge sein und leider wohl auch die Rechten, die uns desillusionieren werden. Eine der Folgen wird vermutlich noch mehr Politikverweigerung in der Bevölketung sein, damit noch weniger Wahlbeteiligung. Mit der Folge einer noch schlechteten Politik, mit noch mehr Politikverweigerung und noch nehr Realitätsferne der Regierenden. Mindestens genao problematisch ist das Vakuum nach Merkel. Ich jedenfalls sehe keine Nachfolge. Es rächt sich jetzt für das Land, dass Frau Merkel keine Konkurrenz duldete. Die Ära Merkel neigt sich dem Ende zu, niemad weis wer ihren Platz einnehmen kann.

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