Henryk M. Broder / 23.07.2017 / 10:01 / 9 / Seite ausdrucken

Freispruch vom Generalverdacht

Am Anfang sollen es nicht zehn, sondern fünfzehn Gebote gewesen sein. Beim Abstieg vom Berge Sinai, so berichten es mehrere Quellen, darunter der Bibelforscher Mel Brooks, sei Moses gestolpert und habe eine der ursprünglich drei Gesetzestafeln verloren. So konnte er seinem Volk nur zwei Tafeln mit insgesamt zehn Geboten übergeben.

Wie es der Zufall will, ist eines der fünf vermissten Gebote vor kurzem bei archäologischen Arbeiten gefunden worden. Es lautet: „Du sollst keinen Generalverdacht erheben!“ Ein erstaunlich aktuelles Gebot, das mindestens vier Tausend Jahre im Verborgenen ruhte.

Nun aber schallt es uns täglich entgegen. „Keinen Generalverdacht, bitte!“ Auch dann, wenn sich die Fälle häufen, da Asylantragsteller in kriminelle Aktivitäten verwickelt sind, handelt es sich nur um „Einzelfälle“, die „keinen Generalverdacht“ gegen irgendeine Gruppe rechtfertigen. Ausgenommen die Sachsen. Die sind alle fremdenfeindliche Rechtsextremisten und Neonazis. Deswegen hat z.B. die Hamburger „Morgenpost“ vor einigen Monaten auf ihrer Titelseite eine Karte der Bundesrepublik abgebildet, auf der Sachsen braun eingefärbt war: „Der Schandfleck“.

Es gibt aber auch eine Art von Gegenbewegung, für die noch kein Begriff geprägt wurde. Man könnte von einem „Generalfreispruch“ sprechen, der bestimmte Gruppen von einem „Generalverdacht“ ausnimmt.

So wird derzeit in Deutschland darüber diskutiert, ob Linke genauso „gewaltbereit“ sein können wie Rechte, ein Gedanke, der als Erkenntnis infolge der Hamburger Krawalle nicht an den Haaren herbeigezogen erscheint. Ginge es aber nach Ralf Stegner, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD, müsste er im Keim erstickt werden.

„Da können Konservative+Rechte toben und wüten wie sie wollen: Demokratische Linke haben überhaupt nix mit kriminellen Gewalttätern gemein“, verkündet er auf Twitter. Und: „Anständige Linke hatten noch nie was mit Gewalttätern gemein. Bei Rechten gehört Gewalt dagegen zur politischen DNA.“ Und was ist mit den „unanständigen“ Linken, denen viele „anständige“ Linke zugejubelt haben? Mit Stalin, Mao, Che Guevarra, Castro, Arafat, Chavez & Friends.   Ist die SPD nicht sogar eine „strategische Partnerschaft“ mit der gewaltaffinen Fatah eingegangen? Doch, ist sie, aufgrund „gemeinsamer Werte“. Glückwunsch, Ralf Stegner+Genossen! 

Zuerst erschienen in der Zücher Weltwoche

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Mike Scholz / 23.07.2017

Man muss Herrn Stegner schon etwas Respekt zollen: In der kürze einer einzigen Twitter-Mitteilung vor einem Generalverdacht warnen und gleichzeitig einen erheben. Das schafft wirklich nicht jeder. Auch den dafür geistig notwenigen Spagat nicht.

F.W. Giroud / 23.07.2017

Lieber Herr Broder, es ist immer wieder ein Genuss, Sie zu lesen!!! Weiter so!!

Frank Stricker / 23.07.2017

Wäre vielleicht realistischer gewesen,  wenn die Hamburger Morgenpost statt Sachsen in braun, St.Pauli, sprich Schanzenviertel tief rot gezeichnet hätte und noch ein paar brennende Autos als Verzierung.Aber wir wollen natürlich keinen “Generalverdacht” aussprechen,vielleicht hat ja sogar einer vom schwarzen Block die Kanzlerin gewählt….........

Pavel Hoffmann / 23.07.2017

Lieber Herr Broder, Sie haben Recht. Ich möchte hier den im letzten Jahr verstorbenen Nobelpreisträger und Holocaust Überlebenden Imre Kertész aus seinem Letzten Werk in dem er die Linke wie auch die jetzigen europäische Politiker verbittert angeklagt hatte zitieren: „Seit die europäische Linke wiedergeboren ist, ist eine extreme Rechte nicht mehr nötig. Den Nazis selbst bleibt die Rolle eines gegen die alle Welt verbündeten Ringer-und Boxervereins, in dem man sie Sprache des Nationalismus des 19. Jahrhunderts spricht.“ Abgesehen davon waren die linken Aktivisten Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, die 100 Juden 1976 selektiert haben auch keine Rechtextreme.

Martin Wessner / 23.07.2017

Volltreffer und versenkt. Mit Ihnen möchte ich nicht Minesweeper spielen.

Ulla Smielowski / 23.07.2017

Ob staatliche Stellen wohl richtig informiert sind. Letztens sah ich in den Nachrichten eine Statistik, deren Aussage war: Rechtsextreme Taten sind wesentlich mehr angestiegen als die von Linksextremen. Wenn ich mir die Nachrichten der HAZ in Hannover anschaue, so kann ich immer wieder über massive Straftaten lesen. Vielleicht hat aber auch nur der Prozeß des Migranten, der eine schwangere 22jährige stundenlang festthielt, vergewaltigte und schlug das alles überschattet. Er bekam eine Strafe von 7 Jahren Haft, heulte im Gerichtssaal.  Natürlich hatte er einen schweren Einstieg hier in Deutschland usw.  Davor wurde vom Gerichtsprozeß in Lüneburg berichtet, die vier Männer benötigten einen Dolmetscher der über 1 Million € kostete. Im Prozeß ging es um 450.000 €.. Wahrscheinlich Sozialbetrug. Im letzten Jahr wurde in der Südstadt eine junge Frau auf offener Straße, nachts ermordet. Von einem Migranten, der Melissa nicht kannte. Einfach so. Das was in der HAZ steht wird auch wahrgenommen. Ich habe keine Meldungen über kleinere Straftaten Solche extremen Fälle haben wir hier lange nicht gehabt.

Klaus Ludeloff / 23.07.2017

Die Beine der SPD-Lügen werden immer kürzer. Dank an Herrn Broder und das Internet. Claus Kleber und Co. Sind nicht nur in dieser Beziehung ein Totalausfall .

Hubert Bauer / 23.07.2017

Konservative wollen das Gute bewahren und Linke wollen umverteilen. Wer ist näher an der Gewalt, der Bewahrer oder der Umverteiler? Ich denke, es ist eher der Umverteiler, weil er vom Gedankenansatz eher destruktiv ist. Konservative denken eher, wie kann man es erreichen, dass es selbst den Ärmsten in einer “Gesellschaft der Bewahrer” besser geht als dem einfachen Arbeiter im Sozialismus. Und in der alten BRD ist es dem einfachen Arbeiter (Golffahrer) immer noch besser ergangen als einem Ingenieur in der DDR (Trabifahrer).

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