Eran Yardeni, Gastautor / 29.10.2015 / 13:48 / 5 / Seite ausdrucken

Frau Groth lügt wie gedruckt

Manchmal denke ich, ich lese einfach nicht richtig.

Auf ihrer Webseite veröffentlicht die Bundestagsabgeordnete Annette Groth (Die Linke) einen Beitrag zum aktuellen Stand des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Diesen Beitrag habe ich bestimmt falsch gelesen, nämlich von rechts nach links oder schlechthin diagonal von unten nach oben:

„Das israelische Sicherheitskabinett hat in der Nacht zum 14.10. eine Reihe repressiver Maßnahmen gegen PalästinenserInnen beschlossen. Beispielsweise wurde Militär und Polizei die Berechtigung für illegale Hinrichtungen erteilt, indem verdächtigte PalästinenserInnen direkt erschossen werden können. Ein Opfer dieser Politik ist der 19-jährige Fadi Alloun, der in der vergangenen Woche - obwohl unbewaffnet - von einer aufgebrachten Menge verfolgt und von einem Beamten mit sieben Schüssen getötet wurde.“

Ob glatte Lügen schlimmer sind als Halbwahrheiten, darüber bin ich mir noch im Zweifel. Frau Groth aber wollte auf Nummer sicher gehen und hat zu beiden Stilmitteln gegriffen. Wir haben es mit einer Entstellung der Geschehnisse um den Tod von Fadi Alloun und der Verbreitung einer aktuellen Version antisemitischer Ritualmordlegenden zu tun.

Wer war Fadi Alloun?

Ein gut aussehender junger Araber aus dem Viertel Isawiya in Ostjerusalem – einen Katzensprung entfernt vonm Campus der Hebräischen Universität in Har Hatzofim. In einem Interview mit der Internetplattform „Institute for Middle East Understanding“ (23. Oktober 2015) erzählten seine Verwandten von einem netten Kerl, der erst ein paar Tage vor seinem Tod den Führerschein bekommen habe. Er scheint einen gesunden Sinn für Humor und eine starke Vorliebe für Singen gehabt zu haben. Seine Träume waren ganz normal – „einen guten Job zu finden und ein Haus zu bauen“. Bis hierhin alles gut und schön.

Am 3. Oktober 2015 kam Alloun aber zu dem Schluss, dass zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer zu viele Juden zu viel Lärm verursachen und zu viel Luft verbrauchen. Er holte sich aus der Küche ein Messer und verließ das Haus, mit dem klaren Ziel Juden abzuschlachten. So weit aber schaffte es das arme Opfer nicht. Denn nachdem er auf den 15-jährigen Juden Moshe Malta eingestochen, ihn aber nicht getötet hatte – wahrscheinlich ein Betriebsunfall – , rannte er weg und wurde dann von Polizisten erschossen.

Nach dem Vorfall machte im Netz ein Video die Runde, worauf man nicht ganz eindeutig sehen kann, ob der Attentäter Alloun in dem Moment, als er erschossen wurde, tatsächlich noch das Messer in der Hand hatte oder nicht. Weil aber keiner direkt neben ihm stand, als die Polizei das Feuer eröffnete, prüft jetzt Israel, ob die Polizisten, die in diesem Vorfall involviert waren, richtig gehandelt haben.

All das mochte Frau Groth ihren Lesern nicht verraten. Sie verpackte und verkaufte Alloun als verfolgtes Opfer, während die Rolle der Täter wie immer die Juden übernehmen mussten.

Soweit die Halbwahrheiten. Jetzt zu den reinen Lügen. 
 
Wenn ich höre, dass dem israelischen Militär und der israelischen Polizei die Vollmacht erteilt wird, verdächtige Palästinenser “hinzurichten” – was die Hamas in Gaza mit den Palästinensern macht – , und das noch von einer deutschen Politikerin, die ihre Freizeit an Bord der Navi Marmara (Mai, 2010) zusammen mit IHH Leuten verbrachte, dann habe ich wirklich Sehnsucht nach den guten alten Zeiten, als uns unterstellt wurde, Brunnen zu vergiften.

Und das nennt man in Deutschland „Israel-Kritik“.

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Leserpost

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Francesco Salatino / 30.10.2015

Nein, Dieter Müller, für die Fraktion Die Linke ist Annette Groth die menschenrechtspolitische Sprecherin. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Dort ist sie auch Obfrau der Fraktion.  Weiter ist sie stellvertretendes Mitglied im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Als keine einfache Putzfrau. Der linke Antisemitismus und der Linksfaschismus ist keine Erfindung von mir, sondern eine bittere Realität: wer nicht links denkt, lebt in Deutschland gefährlich. Linke Gewalt ist allgegenwärtig.

Franck Royale / 29.10.2015

Ich würde das nicht überbewerten. Das ist nur der in grün-linken Milieus ganz alltägliche Rassismus und Antisemetismus. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern bietet dabei schon seit Jahrzehnten eine Projektionsfläche für deren Hass auf alles was irgendwie mit Erfolg, Geld und westlicher Kultur zu tun hat.

Dieter Müller / 29.10.2015

Na ja, wer Frau Groth noch ernst nimmt, ist selbst schuld.

Mike van Dyke / 29.10.2015

Nein, das nennt man in Deutschland auch ekelhaftesten Antisemitismus, denn es gibt in Deutschland nicht nur Antisemiten, die ihren Israelhass als Israelkritik tarnen und so laut posaunen wie nie zuvor, weil es eine Partei gibt, die ihnen ein warmes Zuhause gibt und manchmal sogar auf antisemitischen Aufmärschen mitmarschiert, wo judenfeindliche Parolen gegrölt werden ohne dass sie diese Aufmärsche auf der Stelle verlassen, so wie es jeder halbwegs normale Mensch ohne Antisemitismus im Kopf auf jeden Fall machen würde. Ich bin Deutscher und ich bete jeden Tag für Israel, ich leide jeden Tag mit Israel, mir tun diese SED Propagandisten mit ihren Antiisraelischen Hetzparolen weh, und auf der anderen Seite bin ich froh und dankbar, dass es dieses winzige Land dort inmitten dieser ganzen Hasspropaganda aus tausenden von Koranschulen seit der Kindheit in die Köpfe von abertausenden Muslimen gehämmert, immer noch gibt. Und mehr noch, es geht ihm besser als jedem Land drumherum. Trotz Hass, Propaganda und Kritik aus der UNO, die ,wenn ich Henryk Broders überzeugende Definition von Antisemitismus zugrundelege, dass es Antisemtismus ist, wenn ich nur Juden etwas vorwerfe, was ich anderen regelmäßig nicht vorwerfe, in den meisten Fällen antisemitische Züge schon dadurch hat, dass sie auffällig wenig die Menschenrechtsverletzungen islamischer Länder, aber auffällig häufig Israel verurteilt, antisemitische Züge trägt. Ich bin kein UNO Boss. Auch nicht der Boss einer Palästinensrorganisation. So bleibt mir nur das Schreiben und Reden in dem Rahmen, der mir gesetzt ist. Aber den nutze ich so gut ich kann. Antisemitismus in Deutschland ist eine Schande. Antisemitismus in Europa ist eine Schande. Antisemitismus in der UNO ist eine Schande. An der UNO kann ein normal Sterblicher nicht viel ändern. Aber in Deutschland und Europa kann JEDER etwas machen. Nämlich eine Partei wie die Linke nicht wählen.

Ignaz Wrobel / 29.10.2015

Manche können es einfach nicht lassen mit ihrer Sehnsucht nach dem großen, benennbaren und aufzeigbaren Weltübel, auf das man so schön deuten kann. Und da hat sich wohl für so manch einen - ein Beispiel für einen Vertreter dieser Sorte brachten sie ja - ‘der Jude’ als der ‘große Welt-Satan’ gehalten. Es muss ein schaurig-wohliges Gefühl sein, wenn man das Böse so klar benennen und sich (und den Rest der Welt) dabei als eigentlich das Gute indirekt deklarieren kann. Aber vor allem geht das Ganze - auch in seiner säkularisierten Form - ins Religiöse hinein; ins Manichäische mit seinen Vorstellungen das absolut Guten und des absolut Bösen. Und so als kleiner Sekundäreffekt kann man damit so schön schnell und einfach die Welt erklären und muss sich nicht mit der Komplexität einer vielschichtigen Moderne und der Uneindeutigkeit von ‘Schuld und Verantwortung’ herumquälen, sondern kann gleich los predigen! - Na, dad hat doch wat!

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