Die Berliner Niederlasung des American Jewish Committee hat gestern die grüne Politikerin Marieluise Beck mit dem "Demokratie-Preis" geehrt. Offenbar muss eine Abgeordnete, die seit 1994 im Bundestag sitzt, für ihre Demokratie-Treue belohnt werden, so etwas versteht sich nicht von selbst. In der Pressemitteilung des AJC heisst es, Marieluise Beck werde "für ihren außerordentlichen Einsatz zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten" ausgezeichnet.
„Marieluise Beck ist zweifelsohne eine der wichtigsten Stimmen im Deutschen Bundestag, die sich kompromisslos für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Wir würdigen ihren unermüdlichen Einsatz für die Freiheit und Unabhängigkeit der Ukraine, ihr beherztes Auftreten gegen Judenhass und ihr leidenschaftliches Engagement für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen“, sagt Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute.
Und was machen die anderen Stimmen im Bundestag? Setzen sie sich nicht kompromisslos für Demokratie und Menschenrechte ein? Spielen sie den ganzen Tag "Mensch, ärgere dich nicht" oder schauen sich Pornos auf ihren iPhones an? Nur Frau Beck fällt durch ihr beherztes Auftreten gegen Judenhass und ihr leidenschaftliches Engagement für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen auf. Zweifelsohne.
Aber das ist bei weitem nicht alles. Als Frau Beck noch Integrationsbeauftragte der Bundesregierung war, eines der vielen Ämter, die sie beherzt und leidenschaftlich ausfüllte, forderte ihre Behörde den Verleger von Walter Benjamin auf, ein Kinderbuch des 1940 aus dem Leben geschiedenen Philosophen so umzuschreiben, wie es die Regeln der political correctness verlangen. Ein Vorgang, über den Frau Beck erst mit meiner Hilfe ins Bild gesetzt wurde.
Ihr leidenschaftliches Engagement für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen stellte sie unter Beweis, als sie zusammen mit ihrer Fraktion von der Bundesregierung wissen wollte, wie diese es mit der Kennzeichnung von "Produkten aus israelischen Siedlungen in der Westbank in die Europäische Union und nach Deutschland" halten würde. Denn: "Für die europäischen und deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher ist es wichtig zu wissen, wo genau und von wem Produkte, die sie erwerben wollen, produziert wurden. Es geht hierbei nicht um Boykott israelischer oder gar jüdischer Produkte, sondern um die Ermöglichung informierter Kaufentscheidungen." Ja, das ist wirklich die erste Sorge aller deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher, die einen ALDI- oder EDEKA-Supermarkt betreten. Nicht der Preis oder der Geschmack der Bananen, Mandarinen und Trauben bestimmt die Kaufentscheidung, sondern die Überlegung: wo kommen sie her?
Eine Frage, die sie sich nicht stellen, wenn die Produkte aus Nordzypern ("Made in Turkey"), der Westsahara ("Made in Marocco") oder dem von China seit 1950 besetzten Tibet kommen. Besorgte Bürger, die sich an Frau Beck mit der Bitte wandten, ihre Politik der "informierten Kaufentscheidung" zu erklären, wurden mit einem Formbrief abgefertigt. Auf eine kleine Anfrage von mir reagierte sie zuerst schnippisch, dann ungehalten. Sie sei "nicht gewillt", sich "auf diesen Stil einzulassen".
Und für dieses beherzte und leidenschaftliche Engagement im Dienste ihrer Immunität bekommt sie vom American Jewish Committee Berlin den Demokratie-Preis verliehen. Herzlichen Glückwunsch, Frau Beck, und achten Sie bitte beim Einkauf Ihrer Avokados darauf, woher sie kommen!