Rein vom Bewegungsablauf her betrachtet, sind Luftturbulenzen im Flugverkehr dem Auf und Ab beim Geschlechtsverkehr nicht unähnlich. Ja, man könnte sagen, daß Flugzeuge manchmal Sex mit Wolken haben. Das mag bei manchen Passagieren Phantasien auslösen und dies wiederum führt, wie man öfters hört und liest, zu sogenannten Zwischenfällen, die manchmal sogar in Zwischenlandungen ausarten.
In der Tat handelt es sich beim Flugzeuginnenraum, der auch die irreführende Bezeichnung Kabine trägt, um einen öffentlichen Raum, in dem die Zurschaustellung von Formen geschlechtlicher Erregung als Erregung öffentlichen Ärgernisses betrachtet werden kann. Wenn man es denn unbedingt betrachten möchte.
Besser ist es natürlich, die Augen diskret abzuwenden, wenn aus der prekären Kombination von drangvoller Enge, physikalischem Ausnahmezustand und Gratisgetränken diese furchtbare Kraft des Begehrens entsteht und bei zwei eben noch halbwegs normal wirkenden Menschen alle Anstandsschranken, Lebensentwürfe und soziale Vorsicht niederbricht.
Noch besser wäre es, eine Schiebetür zumachen zu können und die beiden sich eine Weile selbst zu überlassen. Das ist in Zukunft zumindest technisch möglich, denn der neue Riesen-Airbus verfügt über genügend Platz, um wenigstens den First-Class-Passagieren so etwas wie Privatsphäre in einer Art Séparé zu bieten. Eine fernöstliche Fluggesellschaft wirbt sogar mit dem Vorhandensein von Doppelbetten.
Jetzt aber hat dieselbe Fluggesellschaft mitgeteilt, dass Unzucht auch auf 14.000-Euro-Plätzen (so viel kostet nämlich ein First-Class-Rückflugticket zwischen Singapur und Sidney) nicht toleriert werde. Also: es gibt Doppelbetten, aber das, wozu sie da sind, darf nicht sein. Ja, kommt uns diese Regelung nicht irgendwie bekannt vor? Entspricht sie nicht dem Grundprinzip des Lebens überhaupt? Immer schließen sich eine Lustvorstellung und ihre Erfüllung gegenseitig aus! Zum Beispiel haben Paare, die so reich sind, dass sie First Class zwischen Singapur und Sidney hin und her fliegen, in der Regel überhaupt keinen Sex mehr. Und Zufallsbekanntschaften kann man eben gerade nicht machen, wenn man eine Doppelkabine bucht. Also ist dieser Aero-Sex noch weniger real als Cyber-Sex.