Unser geschätzter Kollegen Alan Posener ist ganz begeistert, weil die Jüdische Gemeinde Hannover, die Liberale Jüdische Gemeinde Etz Chaim Hannover, die Palästinensische Gemeinde Deutschland-Hannover und die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hannover zu einer gemeinsamen Demo am 1. Mai unter dem Motto “Bunt statt Braun” aufgerufen haben. “Wahrscheinlich erstmalig in Deutschland haben sich diese unterschiedlichen Gruppierungen über alle inhaltlichen Differenzen hinweg entschlossen, den Kampf gegen Rechts nicht nur anderen zu überlassen, sondern gemeinsam am 1. Mai 2009 Flagge zu zeigen und ein deutliches Zeichen gegen Rechtsradikalismus, Faschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen.” http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/hannover_machts_moeglich
Das mit dem “Zeichen setzen gegen…” wird letztens immer beliebter. Nicht, dass man etwas unternehmen möchte, man möchte nur “ein Zeichen setzen”. Mal gegen den Hunger in Afrika, mal gegen die zunehmende Kinderarmut, mal gegen die Diskriminierung am Arbeitsplatz und jetzt auch gegen “Rechtsradikalismus, Faschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit”. Seltsam, dass man in diesem Zusammenhang die “Islamophobie” vergessen hat. Früher wollte man “Denkanstösse” vermitteln, heute will man “Zeichen setzen”. Früher wie heute am liebsten mit vielen anderen, die das auch möchten, “über alle inhaltlichen Differenzen hinweg”, um die Basis des Protestes zu erweitern, denn die ist ja bekanntlich die Grundlage des Fundaments. So hat man es früher bei den Volksfrontspektakeln im Ostblock gehalten, und wenn im Westen die KPD/AO mit der KPD/ML und dem MB Spartakus mal gemeinsame Sache gegen den Imperialismus machte, dann stand die Revolution vor der Tür, hatte aber den Schlüssel irgendwo vergessen. Und nun sind es “Israelis und Juden, Palästinenser und Moslems”, die sich vereinen, um einem gemeinsamen Feind entgegenzutreten.
Das klingt vernünftig, ist aber der letzte Stuss, die rhetorische Romantik der Randgruppen, die sich einbilden, dass sie zusammen etwas bewirken können. Wenn das alles wäre, wäre es okay. Aber das Misstverständnis sitzt tiefer.
Die deutsche Gesellschaft greift gerne zum Instrument des Outsourcing. Radioaktiver Müll wird in die Ukraine gekarrt, schwer erziehbare Jugendliche werden in amerikanische Boot-Camps geschickt, und Stammzellen, deren Herstellung in D-land verboten ist, werden aus Israel importiert. Hauptsache, man mach sich selber die Hände nicht schmutzig. Der Kampf gegen Faschismus, Fremdenfeindlichkeit etc. wird jenen übertragen, denen die Wut der Xenophoben gilt, den Juden, den “Bürgern mit Migrationshintergrund” usw. Deswegen mussten Ignatz Bubis und Paul Spiegel immer antreten, wenn der “Aufstand der Anständigen” ausgerufen wurde. (Und sie taten es gerne.) Nun melden sich “Israelis und Juden, Palästinenser und Moslems” zum Dienst, um D-land zu retten. Sind authentische Deutsche von Faschismus und Fremdenfeindlichkeit nicht angewidert und bedroht? Reicht es, wenn sie sich daheim vor dem Fernsehgerät mit den Zielen der Demonstranten solidarisieren?
Minderheiten, die sich zusammenschließen, sind nicht stärker sondern nur unerträglicher. Wenn Kannibalen gemeinsam mit Vegetarieren auf die Straße gehen, um gleiche Rechte einzufordern, dann haben sie vermutlich das Anliegen des Anderen nicht ganz verstanden. Die braven Juden von der Jüdischen Gemeinde und der Liberalen Jüdischen Gemeinde, die sich übrigens untereinander nicht ausstehen können, haben es nicht mitbekommen oder schon vergessen, dass es die Palästinensische Gemeinde war, die vor ein paar Wochen zur großen Demo gegen das zionistische “Massaker” von Gaza aufgerufen hatte, auf der die üblichen Parolen gerufen wurden, u.a. “Kindermörder Israel”. http://www.islaminhannover.de/2009/01/02/palastinensische-gemeinde-ruft-zur-demonstration-gegen-krieg-auf/
http://www.youtube.com/watch?v=BACgmdoOwz4&NR=1
http://www.youtube.com/watch?v=AHWCwo_l0ZY&NR=1
http://www.youtube.com/watch?v=Xjy9Vewzck4&NR=1
Das alles zu tun, ist gutes Recht der Palästinensischen Gemeinde, wie es ihr gutes Recht ist, nicht gegen die Massaker zu demonstrieren, die von Palästinensern an Palästinensern begangen werden. Das gute Recht der Juden ist es, nützliche Idioten zu spielen, bei Seminaren über Antisemitismus und Islamophobie mitzumachen und bei Demos mitzulaufen, die von Leuten organisiert werden, die mit ihrem Blut Palästina von der zionistischen Herrschaft befreien wollen. Das ist Antirassismus pur.
Im übrigen gibt es nur zwei Möglichkeiten, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit etc. zu bekämpfen: Fussball und Rassenschande. Rassenschanded macht mehr Spass.
Der Kampf gegen den Faschismus, der offenbar Juden und Moslems, Israels und Palästinenser aber nicht die Deutschen bedroht, leidet an einem kleinen Schönheitsfehler: Dem Mangel an Faschisten. Die NPD ist dabei, sich selbst zu zerlegen, ihre Vorstände bestehen zur Hälfte aus verdeckten Ermittlern des Verfassungsschutzes, das braune Fussvolk wählt genauso gern die roten Socken der PDS. Der Faschismus tritt heute im Gewand der Antifa auf. Es sind die Schlägertrupps der Autonomen, die Wegelagerer von Greenpeace, die totalitären Tierrechtler wie der Mörder von Pim Fortuyn, die Autoabfackler von Friedrichshain, die Freunde der Hamas, der Hisbollah und des iranischen Präsidenten, die dem alternativen Faschismus den Weg ebnen. Bunt statt Braun? Klar, lieber mit dem Beelzebub ins Bett als mit dem Teufel ins Separee.