Ich wache völlig gerädert auf. So intensiv habe ich seit Jahren nicht mehr geträumt. Wenn das schon nach einem Tag so anfängt, halte ich mich in zwei Wochen auch für Jesus, Maria oder mindestens Joseph. Heute ist allerdings erst noch versammelte Körperlichkeit gefragt – zum Essen.
Nach einem ausgedehnten Balkonfrühstück mit Blick auf Haifas Bucht zur Rechten und die Universität zur Linken, geht es zum morgendlichen Kaffeetrinken mit Kuchen zu Orlys Bruder. Anschließend zum Drei-Gänge-Mittagessen zurück zur Mutter, wo inzwischen auch die Schwester mit ihren Kindern eingetroffen ist. Die Jüngste kann noch kaum Englisch, kommt aber nach dem Essen mit ihrem IPad angelaufen, schaltet ein Youtube Video eines koreanischen Rappers an und will mit mir dazu tanzen. Wir werfen abwechselnd Arme und Füße in die Luft und werden vom Rest der Familie dabei fotografiert. Anschließend fährt mich Orlys Schwester nach Yokneam. Die Straßen sind schon so gut wie leer, fast alle Geschäfte geschlossen, nur noch ein paar Orthodoxe laufen bei sonnigen 28 Grad in ihren dunklen Anzügen samt Fellmütze durch die Straßen.
Nach einer Dreiviertelstunde kommen wir in Yokneam Dorf an. Einfamilienhaus reiht sich an Einfamilienhaus, auf der dem Berg abgelegenen Seite fliegen Reste der gerade abgeernteten Baumwolle über die Straße. Hier wohnen Nir, seine Frau und drei Kinder. Vor zwei Wochen habe ich den Computerspezialisten in Berlin kennen gelernt. Wir beide fahren gerne Rad – was für eine Einladung reichte.
Da Schabbes ist, sind seine Mutter und die Schwiegereltern zu Besuch – zum gemeinsamen Essen.