Dirk Maxeiner / 18.07.2017 / 13:50 / Foto: Uroš / 10 / Seite ausdrucken

Exporterfolg: Deutsches Zensurgesetz für Moskau!

Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Das Zensur-Gesetz von Heiko Maas, euphemistisch "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" genannt,  findet bei Geistesverwandten in Moskau großen Anklang. Reporter ohne Grenzen meldet: „Das russische Parlament diskutiert ein neues Gesetz, um Inhalte in sozialen Netzwerken stärker zu kontrollieren, und orientiert sich dabei ausdrücklich an dem Ende Juni in Deutschland verabschiedeten Gesetz gegen Hassbotschaften im Internet.“

Dank des deutschen Justizministers sind wir jetzt auch Exportweltmeister für Methoden des Freiheits-Entzuges. Heikos „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ musste zwangsläufig in Diktaturen, Despotien und Auto- und Kleptokratien Anklang finden. Der einschlägig beleumundete weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko hatte das als erster erkannt und den Gesetzentwurf unseres Justizministers als Blaupause für eine Gesetzgebung in Weißrussland gelobt, die geeignet sei, die Opposition in seinem Land wirksam zu bekämpfen.

Doch alleine schon die Art wie das deutsche Gesetz verabschiedet wurde, ist so recht nach dem Geschmack der Lukaschenkos, Putins und Erdogans. Es wurde stur durch den Bundestag gepeitscht – obwohl unter anderem der wissenschaftliche Dienst des Bundestags ihm bescheinigte, gegen die Verfassung zu verstoßen und selbst die Vereinten Nationen das Vorhaben kritisierten. 90 Prozent der Abgeordenten des hohen Hauses hatten sich zur Abstimmung vorsichtshalber verpisst, damit niemand später behaupten kann, sie seien dabei gewesen. Auch die Autoren der Achse des Guten hatten immer wieder vor diesem Gesetz gewarnt, siehe beispielsweise hier und hier.

Am 12. Juli reichten nun Abgeordnete der Duma-Fraktion „Einiges Russland“ einen Gesetzentwurf ein, der Betreibern sozialer Netzwerke ebenfalls hohe Strafen androht, wenn sie rechtswidrige Inhalte nicht innerhalb von 24 Stunden löschen. In ihrer Begründung beziehen sich die Initiatoren ausdrücklich auf das vom deutschen Bundestag verabschiedete Netzwerkdurchsetzungsgesetz, aus dem sie zahlreiche Punkte kopiert haben.

Sämtliche Befürchtungen im Vorfeld des deutschen Zensurgesetzes bewahrheiten sich jetzt. „Reporter ohne Grenzen" schreibt: „Unsere schlimmsten Befürchtungen werden wahr: Das deutsche Gesetz gegen Hassbotschaften im Internet dient undemokratischen Staaten nun als Vorlage, um gesellschaftliche Debatten im Internet einzuschränken“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Auch in Russland sollen in Zukunft Mitarbeiter sozialer Netzwerke unter hohem Zeitdruck darüber entscheiden, welche Informationen gelöscht werden. In einem Land ohne unabhängige Gerichte, die den Schutz der Meinungsfreiheit durchsetzen könnten, ist das eine verheerende Entwicklung.“

In dem Gesetzentwurf, der im Januar 2018 in Kraft treten soll, wird nicht nur auf das deutsche Gesetz als Vorbild verwiesen, sondern es wurden direkt auch einzelne Passagen übernommen. Ich gratuliere Heiko Maas zu dieser informellen Kooperation mit Wladimir Putin und seinen Getreuen. Das ist doch mal ein Anfang, um die deutsch-russischen Beziehungen wieder auf eine fruchtbare Basis zu stellen, vieles spricht für einen künftigen engen Austausch deutscher und russicher Zensurvorhaben. So schreibt Heise online über ein weiteres russiches Knebelgesetz-Vorhaben: „Ein anderer Gesetzentwurf, der wiederum Deutschland zum Vorbild werden kann, will aushebeln, dass anonym über Messengerdienste wie WhatsApp und Telegram kommuniziert werden kann. Die Betreiber müssen die Nutzer identifizieren und auf Anweisung von Behörden Botschaften blockieren.“

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Leserpost

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Viktor Wallenstein / 19.07.2017

Hatte Merkel nicht in Moskau “Agitation&Propaganda;” studiert…. der Kreis schließt sich so langsam ;-)

Leane Kamari / 18.07.2017

Antifa schmeisst Scheiben ein aber eine Demo für die Meinungsfreiheit findet zumindest in Deutschland nicht statt -  die BRD im Jahre 12 der Merkel Herrschaft Anno 2017 - einfach nur erschreckend.

Bernhard Freiling / 18.07.2017

Maas und die Regierung insgesamt rechnen doch nicht wirklich damit, daß das Netzwerkdenunziationsgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben könnte. Das scheint auch nicht geplant zu sein. Es reicht völlig aus, bis zum 24.09.2017 unliebsame Meinungen per Denunziation aus den “sozialen Medien” rauszuhalten.  Nachdem man die AfD bei den öffentlich Rechtlichen bereits kaltgestellt hat und nachdem die AfD in den MSM nicht mehr vorkommt, waren facebook und twitter die letzten breitwirkenden Medien, die der AfD zur Meinungsverbreitung zur Verfügung standen.  Nun kann sie auch dort “hochoffiziell” weggemobt werden. Sch… doch was drauf, ob das BVerG diesen Schandfleck der Gesetzgebung derer, die schon länger hier leben, wieder einkassiert. Dies wird hochwahrscheinlich erst nach dem Wahltag geschehen. Zweck erfüllt! Maas und Grökaz können sich vor Freude schon mal gegenseitig auf die Schenkel klatschen. Ich laß jetzt mal gut sein, bevor ich noch richtig ausfällig werde. ;-)

Stefan Schultz / 18.07.2017

Man muss schon sagen. Die Art und Weise, wie sich deutsche Abgeordnete bei dem Gesetz größtenteils aus der Verantwortung gestohlen haben, ist bemerkennswert! Noch interessanter ist die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender, die es insgeheim anscheinend recht gut finden, wenn der Informationsfluss in den sozialen Netzwerken eingeschränkt wird. Schließlich erhöht das die eigene Position. Das sind sehr interessante Entwicklungen. Offenbar entwickeln wir uns wieder im Eiltempo zurück. Aufgeklärtheit, Meinungsfreiheit und Diskussionbereitschaft scheinen auf dem Rückzug zu sein. Diskussionen werden mit der Moralkeule geführt, statt mit logischen Argumenten. Es gewinnt derjenige, der mit Polemik den anderen in Grund und Boden stampft. Da werden gesetze im Eilverfahren durchgepaukt, der Folgen fatal sind. Ich erinnere mich an ein bekanntes Zitat: “Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.”

Gerold Manzen / 18.07.2017

Moooment, Herr Maxeiner, Sie sitzen hier wohl üblen Fake-News auf. Merkel hat die Russen entscheidend mit Sanktionen geschlagen. Da fällt auch solch definitiv kriegsentscheidendes No-Hau wie das NetzwerkDG drunter. So was gibt doch unsere Kanzlerin nicht leichtfertig an den Feind weiter!?

Andreas Rochow / 18.07.2017

Dieser Bundesegierung scheint es völlig egal zu sein, von welcher Seite der Applaus kommt.

Wolfgang Lang / 18.07.2017

Aufgrund der Sanktionen kann das Gesetz leider, leider nicht exportiert werden. Aber wir können liebend gerne Herrn Maas persönlich schicken, unter einer Bedingung: Ohne Rückfahrkarte!

Heiko Stadler / 18.07.2017

Den Verfasser des Zensurgesetzes können die Russen gerne auch noch geschenkt bekommen.

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