Ich bin ein Mensch, der nach Moeglichkeit sehr gerne gut und viel isst. Solange man mir keinen Rosenkohl anbietet, ist auch alles ok. China wiederum ist ein Land, das mir in dieser Hinsicht sehr entgegen kommt, das Essen ist meist vorzueglich und frisch zubereitet, Rosenkohl hat mir noch nie jemand vorgesetzt, und billig ist das Essen auch. Mittlerweile allerdings schwebt der Gedanke an die naechste Mahlzeit wie ein Damoklesschwert ueber mir….
...Das liegt daran, dass Frau Wangs Familie ein solch fantastischer Gastgeber ist. Essen gibt es in China, um geschaeftliche und offizielle Angelegenheiten zu regeln, natuerlich bei Partys,Hochzeiten, Todesfaellen, wenn man jemanden um einen Gefallen bitten will und ganz besonders, um Gastfreundschaft zu zeigen. Es wird auch permanent uebers Essen geredet, lokale Spezialitaeten werden als Reisemitbringsel verschenkt - zum Beispiel hat Frau Wangs Vater von seiner Dienstreise in der Provinz Sichuan verschiedene Tofu-Sorten mitgebracht. Man wird zu allen Mahlzeiten staendig gefragt wird, ob das Essen schmeckt (ja, ja wirklich, ja!!! ganz ernsthaft!), ob es auch genug ist (dito) und ob ich noch mehr moechte
(nein, bitte bitte, nein!) - und ich bekomme trotzdem einen Nachschlag gereicht. Zwischen den Mahlzeiten gibt es dann die Zwischenmahlzeiten, speziell fuer mich werden fritierte Kakifruechte besorgt, Acht-Kostbarkeiten-Reis, Gruene-Bohnen-Kuchen, Obst aller Art und ein paar Dinge, bei denen sich die Uebersetzung beschraenkt auf: Es ist suess. oder Das ist auch eine Spezialitaet von Shaanxi. Falls es mal nichts zu essen gibt, dann aber zumindest etwas zu trinken. Es ist ein bisschen wie im Schlaraffenland, und die Familie ist auch unglaublich aufmerksam. Ich erwaehne z.B., dass ich Suesskartoffeln mag, prompt geht Frau Wangs Mama mal eben eine Stunde los, nur um fuer mich Suesskartoffeln zu besorgen. Unglaublich! Mittlerweile fuehle ich mich wie eine gestopfte Weihnachtsgans, aber ablehnen will ich auch nicht. Dafuer schmeckt es einfach zu lecker und ich denke, es waere auch nicht nett. Also werde ich meinen letzten Tag hier in Xi’an noch geniessen, viel schlemmen und mich dann mit dem Zug ca 2500km weiter nach Westen aufmachen. Mal sehen, was es bei den Uiguren so zu essen gibt.