... Frankreich geht voran. Wird jemand folgen? Bisher wird eine Initiative des französischen Parlaments, die das Tragen der Burka in der Öffentlichkeit verbieten will, bei den Nachbarn nur mit verhaltenem Interesse wahrgenommen. Aber das kann ja noch kommen, wenn die Sache gelingt.
Der Gesetzesentwurf ist jedenfalls im Parlament eingebracht. Autor ist der Fraktionschef der regierenden UMP, und Jean Francois Copé lässt bei seiner Wortwahl nichts zu wünschen übrig: “Niemand soll auf öffentlichen Plätzen und Straßen eine Bekleidung tragen, deren Effekt die Verhüllung des Gesichts ist.” Und die Sache wird teurer als Parken im Halteverbot. Als Schleierstrafe empfiehlt das Gesetz 750 Euro. Das mag einen Saudi-Prinzen samt größerem Harem nicht abschrecken, aber für normale Menschen ist das ein durchaus saftiger Preis.
Debattiert und hoffentlich entschieden soll im März werden. Die Chancen stehen gut. Denn Präsident Nicolas Sarkozy meint auch, dass die Burka nicht auf französische Straßen gehört. Überhaupt ist Frankreich mit seinen über fünf Millionen Moslems nicht zimperlich, wenn es um die Einhaltung französischer Gesetze und Sitten geht. Beim Kopftuchverbot ist man so strikt wie die Türkei. Beide kennen sich ja auch schon etwas länger mit dem fundamentalistischen Islam aus.
Eigentlich geht es ja nicht um die Burka, das afghanische Ganzkörperzelt mit Augengitter, das man in Europa kaum sieht, sondern um die Totalbedeckung samt Schleier, Niqab genannt, die nur einen Augenschlitz frei lässt.
Aber auch dieses Gewand ist abstoßend genug, wie eigentlich jeder spüren muss, der neben einer so verhüllten Gestalt zu stehen kommt. Unbehagen ist die normale Reaktion, auch Mitleid, weil man sich ja kaum vorstellen kann, dass sich jemand freiwillig so entpersonalisiert. Das Unbehagen kann sogar ernstere Formen annehmen in der unausgesprochenen Frage: Ist das überhaupt eine Frau? Könnte das nicht ebenso gut ein verrrückter Knabe mit Sprenggürtel sein? Wo bleibt da unser Vermummungsverbot?
Natürlich, das deutsche Vermummungsverbot greift da, wo es ausnahmsweise mal sinnvoll wäre, nämlich in Sachen Burka oder Niqab, überhaupt nicht, weil es ja nur für Demonstrationen gilt. Außerdem gilt es bei uns als ein Zeichen von Toleranz, diesen armen verhüllten Seelen freundlich zu begegnen und das kleine Teufelchen zu unterdrücken, das einen verführen möchte, einmal kurz am Schleier zu zupfen.
Seien wir also gespannt, ob Frankreich wirklich Ernst macht und ob daraus eine nachbarliche Ansteckung entsteht. Die Österreicher sind da fröhlicher bei der Sache als wir stets besorgten Deutschen. Allerdings sagen die, sie hätten so wenig Verschleierte, dass sich die Sache bisher nicht lohnt. Tu felix Austria.
England ist auf einem ganz anderen Trip. Dort duldet man inzwischen sogar Scharia-Richter. Die dürfen allerdings nicht als Steiniger, Auspeitscher oder Gliederabhacker tätig werden sondern nur ganz behutsam in Familienangelegenheiten. Das ist nicht so abwegig wie es aussieht, aber gefährlich ist es trotzdem. Erstens muss man fragen, welche Rechte die Frauen bei diesen Scharia-Beratungen haben. Die Vermutung lautet: zweitrangige. Und überhaupt hat die Scharia bei uns so wenig zu suchen wie die Burka. Man sollte den Anfängen wehren. Frankreich scheint am entschlossensten, unsere westliche Freiheit nach diesem Grundsatz zu verteidigen.
Siehe auch:
http://www.politicsdaily.com/2010/01/21/ready-to-run-frances-proposed-burqa-ban-why-americans-might-w/?icid=main|main|dl9|link3|http%3A%2F%2Fwww.politicsdaily.com%2F2010%2F01%2F21%2Fready-to-run-frances-proposed-burqa-ban-why-americans-might-w%2F