Ich plädiere Stefan Homburg. Der ist zwar AfD Sympathisant, aber genau das ist inzwischen eine Qualifikation für eine andere Meinung.
Die Personalie Fratzscher könnte spannend werden. Der Mann leitet seit 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das, SPD und den Gewerkschaften nicht unbedingt abgeneigt, so um 2012 - damals war Herr Fratzscher noch nicht sein Leiter - einen Versuchsballon zum Thema Vermögensabgabe/“Reichensteuer” hat steigen lassen. Wenn ich mich richtig erinnere, war die Rede von einer Abgabe von 10 % auf alle Vermögenswerte ab 250.000 Euro unabhängig von der Vermögensform - Bankeinlagen und Aktien wären ebenso betroffen gewesen wie Immobilien oder Ruhestandsanwartschaften. Ein Häuschen im Wert von 250.000 Euro hätte also seinen Besitzer mal eben 25.000 Euro gekostet, ggf. wäre es zwangsbeliehen worden, hätten sich die Vorstellungen des DIW politisch durchgesetzt. Damals war es wohl dem herannahenden Bundestagswahlkampf zu verdanken, dass nicht einmal die SPD dieses Thema mehr anfassen mochte, wodurch es - wie sich herausstellen könnte, vorübergehend - im wirtschaftspolitischen Giftschrank verschwand. Dieser Kreis schließt sich nun möglicherweise doch noch: In einer Zeit, in der die Regierenden nahezu täglich neue ungedeckte Wechsel zu Lasten der Bürger ausstellen, liegt es nahe, jemanden an die Spitze des ökonomischen Sachverstands in Deutschland zu schreiben, der den irgendwann unvermeidlich gewordenen Griff in die Sparstrümpfe propagandistisch vorbereitet. Wer könnte das besser als ein Mann, dessen heutiges Institut früher schon einmal solche Ideen ventiliert hat? Die ersten Pflöcke - Negativzinsen sowie die beginnende Delegitimierung der Bargeldnutzung - wurden ja schon eingeschlagen. Man wäre gespannt, was Herr Fratzscher zu diesen Dingen zu sagen hat, aber danach werden unsere hochinvestigativen Qualitätsmedien wohl ebensowenig fragen wie nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln. Um es mit den Worten eines amtierenden Bundesministers zu sagen: Die Antwort auf diese Fragen könnte uns beunruhigen. Irgendwann in den nächsten drei, vier Jahren könnte es dann ein Papier der “Wirtschaftsweisen” geben, in dem, selbstverständlich streng wissenschaftlich begründet, der Zugriff des Staates auf die Ersparnisse und Vermögenswerte der Bürger gefordert wird, garniert mit dem üblichen politischen Seifenblasensprech zwischen “Solidarität” und “alternativlos”. Nachdem die Gewaltenteilung, das Rechtsstaatsprinzip und diverse Grundrechte schon de facto außer Kraft gesetzt wurden, würde mit der dann legitimierten faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Eigentum die verfassungsmäßige Ordnung endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen und dieses Land wäre künftig der verflossenen DDR ähnlicher als der Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung. Es wäre zu hoffen, dass der kommende “Ökonomiepapst”, wem auch immer dieser Titel verliehen wird, sich ein wenig Unabhängigkeit von den politischen Vorgaben der rotschwarzgrünen Einheitspartei bewahren kann. Ein unabhängiger Geist dürfte allerdings so ziemlich das letzte sein, was Frau Merkel sich von ihren Beratern wünscht und erwartet.
Habe einiges von Hans Werner Sinn gelesen. Insbesondere sein “6+1 - Punkte Programm” in “Ist Deutschland noch zu retten?” hat mich überzeugt. Sind seine Vorschläge zur Reform Deutschlands Sozialstaat auch nur ansatzweise verwirklicht worden? Er kam mir immer wie der Prophet vor, der im eigenen Land kein Gehör findet. Wird es seinem Nachfolger, wer auch immer das sein mag, anders ergehen? Er wird genau so wie Sinn wichtige theoretische Erkenntnisse verbreiten, die von den Politikern nicht beachtet werden.
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