Sie fragen nach unseren Werten? Ich nenne Sie Ihnen: Das Eigenheim, der Bolide in der Garage, der Inhalt des Bankschließfachs und des Wertpapierdepots, das Zahngold und das iPhone. Ich gehe davon aus, dass wir den meisten “Neu Ankommenden” diese Werte sehr schnell und umstandslos werden vermitteln können.
Sehr geehrter Herr Haferburg, mit der Integration, meiner eigenen, habe ich ähnliche Erfahrungen wie Sie sie beschreiben, mich ungewollt als Ossi outend, als ich erstmalig eine Frankfurter Allgemeine Zeitung kaufte in Westberlin, im Dezember 1989 und nicht begriff, dass die gefühlt 10 Zeitungen in meiner Hand nur eine einzige Ausgabe waren. Eine so dicke Zeitung hatte ich noch nie gesehen. Ich kann Ihre Skepsis im Bezug auf die Integration der Neuankömmlinge (den Begriff “Flüchtlinge” mag ich im Zusammenhang mit Marokkanern, Tunesiern, Algeriern und weiteren hier wirklich nicht verwenden) nur zu gut nachvollziehen. Nur, was bitte meinen Sie mit Kultur-Evolution? Meinen Sie damit, dass sich das Land verändern wird, wie unser aller hochgeschätzte Bundeskanzlerin es verkündete? WIE wird sich das Land verändern? Sind wir denn ganz wild darauf, dass das geschieht? Also ich nicht. Ich fürchte nur, das Kind ist längst in den Brunnen gefallen und das, was auf uns zukommt, lässt sich nicht mehr steuern. Wie denn wohl, bei diesen Zahlen von einer Mio und mehr und bei den weiter zu uns kommenden, vermutlich auch Millionen, wenn man dem Entwicklungsminister trauen darf. Ich fürchte, die Silvesternacht war nur ein Anfang, immer im Hinterkopf habend, dass es seit langem die sogenannten No-go-Areas in Berlin, Duisburg etc. gibt, die bisher nur nicht bundesweit so im Gespräch waren, wie nach Köln. Und das heißt noch lange nicht, dass ich damit alle Migranten unter Generalverdacht stelle, wie es mir vermutlich so mancher Hell-Deutsche nun vorwerfen würde. Die Ankündigung schärferer Gesetze und auch die der Verschärfung des Asylrechts bringt doch nur dann etwas, wenn man das, was man hier rechtsstaatliches Verfahren nennt, auch durchsetzen kann, wenn man die Täter erstens überhaupt findet und ihnen zweitens den Rechtsbruch nachweisen kann. Kann man das im Falle von Köln? Und kann man dann die Leute auch ausweisen? Ich fürchte nein, die bleiben uns erhalten. Es wird wohl doch eher auf das hinauslaufen, was Sie Kultur-Revolution nennen (Houellebecq lässt grüßen), auch wenn ich ebenso wenig weiß, was genau Sie mit diesem Begriff verbinden. Ich sehe vermehrt Straßenschlachten zwischen Antifa und rechtsradikalen Gruppierungen (und hier meine ich nicht Pegida, sondern NPD) auf uns zukommen, die Einen die weltumspannenden Menschenrechte, die Anderen das missbrauchte deutsche Volk verteidigend, wobei den Einen die Menschenrechte genau so egal sind, wie den Anderen das deutsche Volk. Zu verdanken werden wir das dieser Bundeskanzlerin im Verbund mit Figuren wie Claudia Roth, Ralf Stegner, Yasmin Fahimi, Aydan Özoguz und wie sie alle heißen, haben. Egal, wie viele Appelle Sie an die dicken und dünnen Politiker richten. Warum sollten die tätig werden und vor allem wie? Sie können es nicht. Und sie müssen es ja auch nicht, denn sie konkurrieren nicht um Arbeitsplätze im Billiglohnsektor, sie konkurrieren nicht um günstigen Wohnraum mit der hier ansässigen Bevölkerung, und deren Kinder sind meist schon erwachsen oder sie haben keine, die sie zusammen mit Migrantenkindern in Schulen mit teilweise über 80% migrantischen Schülern schicken müssen. Hauptsache, sie sehen ihr humanistisches Weltbild umgesetzt und zeigen ein “freundliches Gesicht”. Was daraus am Ende wird? So what! Der Zug ist abgefahren. Das Land wird sich weiter spalten, in die Priveligierten in den guten Wohngegenden und die Nicht-Priveligierten, die normalen Bürger. Die Einen bleiben, wo sie sind, unter sich. Und die Anderen werden den Sozialstaat aufrecht erhalten, ihre Steuern bezahlen und in Verteilungskämpfen mit jenen stehen bzw. diejenigen allimentieren, um die sich das helle Deutschland so sorgt, die man beschützen, bemuttern und verteidigen muss gegen die Dunkel-Deutschen, die sogenannten “Aber-Nazis”, die “besorgten Bürger”, die “Ängstlichen” und wie sie sonst noch benannt werden. Nochmal, unser Dank dafür, dass sich dieses Land in dieser Weise verändert, gebührt, allen voran, unserer großartigen Bundeskanzlerin, der Time person of the year, und ihrem Klatschverein, genannt CDU. Erwarten Sie allen Ernstes, dass die die Zahl der Migranten begrenzen, dass die Länder verstärkt Leute zurückschicken, die kein Recht auf Asyl bei uns genießen oder “unser Gastrecht missbrauchen”, wie sogar Sarah Wagenknecht es nun zur Empörung ihrer Genoss_innen formulierte? Was wir jetzt gerade erleben, sind Placebos fürs Volk, Aktionismus. Fluchtursachen bekämpfen? Europäische Lösung? Unsere Kanzlerin hat doch alles dafür getan, dass eine europäische Lösung in weiter Ferne liegt bzw. unmöglich wird. Frau Merkel hat es fertig gebracht, nicht nur Deutschland zu spalten, sondern auch die EU. Sie hat es schon geschafft!
Hat man Sie eigentlich schon mal zur erfolgreichen Integration ins Autorenkollektiv der Achsianer beglückwünscht? Wenn nicht, dann hier ;-) Ich mag Ihre Beiträge, weil diese persönlich Erlebtes mit einer ganzheitlich angelegten Analyse verbinden, sprachlich geradlinig rüberkommen und nicht mit unterschwelligem Witz geizen. Fortsetzungen ausdrücklich erwünscht!
Der 25-jährige zugereiste afghanische Analphabet, der nur Dari spricht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in Deutschland scheitern, nicht ankommen und wird dauerhaft in unserem Sozialsystem landen. Kleine Anmerkung: Unter Integration verlange ich wirklich nicht, dass ein Afghane - der mit hoher Wahrscheinlichkeit Moslem ist - bei uns Eisbein mit Sauerkraut ißt. Aber was macht ein Mensch der in der Fremde nicht ankommt? Er wendet sich der (seiner) Religion zu… Stefan Krikowski, Berlin
Herr Haferburg, das ist einer der besten Artikel zum Thema den ich las. Auch ich als gelernter DDR-Bürger habe noch in Erinnerung wie schwer es nach der Wende für einen selbst war. Und das trotz gleicher Muttersprache und des medialen Wissens durch Westfernsehen und -radio. Ja sogar durch die Verwandtschaft, die oft zu Besuch war. Dennoch dauerte es seine Zeit. Die vielen Osteuropäer (Russland-Deutsche, Schlesier, Siebenbürger ect.) hatten es noch schwerer, denn deren Problem war teilweise (ich kenne da einige Beispiele au dem persönlichen Umfeld) dass sie wie Deutsche aussahen und auch hießen (eingebürgerte Namen), aber es kaum Hilfe gab bei den unausgesprochenen Regeln und Werten. Auch bei ihnen klappte es dennoch zum allergrößten Teil, spätestens eine Generation später ist es kaum mehr ein Thema. Doch jetzt - in kürzester Zeit bei so vielen Menschen, denen wie sie schreiben allein schon die Grundlagen fehlen (Lesen, Schreiben, Sprache, Ausbildung) das kann auch mit viel Willen kaum gelingen. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum die Regeln der klassischen Einwanderungsländer bei uns nicht längst schon gelten oder umgesetzt sind. Haben diese Länder doch auch aus ihren Erfahrungen heraus diese Regeln gebildet und nicht deswegen, weil sie keine Menschen aufnehmen wollen. Eines zum Schluss, das wird in der Diskussion immer wieder vergessen: Jemand, der nie etwas bot und dann doch ein bisschen nachgibt ist meist im Ansehen gestiegen. Jemand, der immer gut ist aber irgendwann Nein sagen muss sorgt meist für langanhaltende Enttäuschung. Das ist menschlich. Die Enttäuschung darüber, wenn Deutschland nicht mehr kann und Nein sagen muss wird schwerer wiegen als ein Verhalten wie es z.B. Ungarn zeigt.
Da denke ich an den Erhalt meiner Integrationsbescheinigung in Rumänien als zugereister Deutscher. Entweder ich konnte mich auf der zuständigen Polizeistelle in englisch oder rumänisch verständigen oder alternativ dazu wurde mir angeboten einen Dolmetscher auf meine Kosten mitzubringen. Dazu eine dauerhaft gültigen Krankenversicherung und natürlich den Nachweis einer Bank dass die Vermögensverhältnisse ausreichen um in Rumänien keine staatliche Unterstützung anfordern zu müssen. Diese Erstbescheinigung gilt 5 Jahre und wird danach neu geprüft. Auch Rumänien ist ein EU Land und ich kam aus einem EU Land. “Wir schaffen das ...” wird eben nicht überall gleich bejubelt.
Lieber Herr Haferburg, in ihre Geschichte kann man sich sofort 1:1 hineinversetzen und mitfühlen - sie ist köstlich! Leider stimmen auch Ihre Schlußfolgerungen 1:1, und das ist mehr als bedrohlich!
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