Wulff als Prokurist? Passt doch! Hingegen mache ich mir nach dem überschwänglichen Islam-Lob von Wolfgang Schäuble Gedanken: Wird er bald Schatzmeister von Ditib in Deutschland? Kommt die Moscheesteuer? Oder gesetzliche Islam-Feiertage? Wenn Schäuble nicht bald Taten folgen lässt, wirkt er ein wenig unglaubwürdig.
War das mutige Engagement des Bundespräsidenten für die Islamisierung der Bundesrepublik vielleicht getürkt?
“Der Islam gehört zu Deutschland”. Wulff bleibt seinem Thema treu. Irgendwann wird er damit durchs Land tingeln wie diese One-Hit-Bands, die auch ein halbes Jahrhundert darnach bei jedem Revival-Konzert nur für diesen einen Hit bejubelt (und nostalgisch deswegen besucht) werden. Oder wie Pierre Brice, dem ewigen Winnetou. Oder Roger Moore, dem ewigen 007. Bloß hat Wulff dafür wenig getan, dafür umso mehr angerichtet.
“Die Tatsache, dass Wulff mit seinem Einsatz für eine türkische Firma auch das Image der Türkei aufpolieren hilft, blieb dagegen unbeanstandet. Denn: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Türkische Mode auch.” Wulff hatte schon als BP kein sehr diplomatisches Händchen. Entweder man hat es oder hat es nicht. Seine Tätigkeit für eine türkische Firma untermauert meine Annahme. Allerdings hat er sich mit seiner Äußerung, der Islam gehört zu Deutschland, die er sogar wiederholt hat, als schon alles im Argen lag, selbst die Tür für diesen Job geöffnet. Was türkische Mode betrifft, nee Danke, ich mag es sportlich elegant.
Gier, Schamlosigkeit, Gewissenslosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Pöstchen und Pfründe - fallen mir dabei ein.
Da die Türkei in Person des Sultans vom Bosporus den Westen zu destabilisieren gedenkt und die AfD womöglich protegiert, könnte man auf die Idee kommen, dass Christian Wulff über Umwege Rache an den Altparteien nimmt. Womöglich hat er als Modeberater das Wahlplakat mit dem peppigen Motto ” Burkas? - Wir steh’n auf Bikinis ” initiiert.
Es ist, als wolle Honnecker als Berater des US-Präsidenten in komm. Angelegenheiten anheuern. Oder doch nur einfache Gewissenlosig- keit angesichts er Erkenntnis aus den Regierungsjahren, dass es auf Anstand, Takt und Gewissen nicht ankommt?
Die Übernahme diplomatischer Beziehungen in den Markenbereich spricht Bände: überall Markenbotschafter, so wird Werbung gleich harmloser und entwaffnender. Dieser Namensexport aus dem Politischen ist kennzeichnend für die Überschneidungen aus der Gier nach Bedeutung und der Gier nach Geld. Denn Politiker haben vor allem eines gelernt: den Einsatz von Worten zur kunstvollen Verhüllung ihrer Absichten. Wulff, sein Klinkerbau und die Türkei, es ist eine der seltsamsten Verbindungen, die Politik jemals geschaffen hat.
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