So sehr mir diese Person auch zuwider ist, möchte ich doch zu ihren Gunsten eines richtigstellen: der facebookbeitrag ist, wie sie auf ihrer Seite schreibt, nicht an ihren - möglicherweise imaginären - Vergewaltiger gerichtet, sondern an all die anderen männlichen Flüchtlinge, die jetzt womöglich pauschal als Vergewaltiger angegriffen werden. Dass die junge Dame ihr zartes Gewissen erst jetzt entdeckt, während sie die pauschale Diffamierung aller (inländischen) Männer als “potentielle Vergewaltiger” offenbar nie gestört hat, steht auf einem anderen Blatt.
Ob Meinhof- oder Stockholm-Syndrom oder auch kognitive Dissonanz: das Phänomen ist weit verbreitet und treibt seltsame (oder sogar grotesk zu nennende) Blüten. Das Erlebnis von Amelie Fried war mir bisher nicht bekannt. Neugierig, wie sie zu der von Ihnen erwähnten Schlußfolgerung : ” Die Lektion, die wir dadurch gelernt hatten,.......” kommen konnte, habe ich diesen Artikel aufgerufen. Nachdem ich Frau Frieds Schilderung kenne, bin ich nicht wirklich klüger. Nur entsetzt. Wobei das Resultat, zu dem Frau Fried kommt, natürlich genau das o.g. Phänomen widerspiegelt. Zu dem Brief der möglicherweise vergewaltigten Linken-Politikerin: Ich hoffe doch, dieser ist allgemein an Flüchtlinge gerichtet - nicht an ihren Vergewaltiger. Nicht, daß es mir dann ein wirklich gutes Gefühl verschaffen würde- aber zumindest ein besseres…..
Das Meinhof-Syndrom war mir bisher nicht bekannt. Wohl aber das Stockholm-Syndrom. Es beschreibt, dass Menschen, die sich in der Gewalt anderer Menschen befinden, nach einer gewissen Zeit der Ausweglosigkeit anfangen, sich mit denen zu identifizieren, die sie bedrohen und beherrschen. So wechselt man innerlich von der Seite der Ohnmacht auf die Seite der Macht, verleugnet aber das eigene Gefühl. Für Entführungsopfer eine vermutlich unbewusste, sinnvolle Strategie, die die Seele während der Gefangenschaft schützt. Verharmlosung, Relativierung und Umdeutung von von durch Flüchtlinge begangene Gewalttaten ließen sich auch mit dem Stockholm-Syndrom erklären. Terroranschläge wie Paris machen Angst, sexualisierter Terror gegen Frauen in der Öffentlichkeit macht Angst. Vergewaltigungen von Kindern in Schwimmbädern machen Angst. Eine Vergewaltigung macht Angst. Todesangst. Gegen die Täter sind die Opfer in den meisten Fällen vollkommen wehrlos ausgeliefert. Dieser schmerzhaften Erkenntnis und dem grauenvollen Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit kann man entkommen, indem man sich mit den Tätern verbündet. Das Mittel zur Verbindung ist das Mitgefühl; das Opfer hat dann mit dem Gewalttäter mehr Mitgefühl als mit sich selbst. Der Erfolg der Verbündung ist, dass man die Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit nicht mehr spürt bzw. sie sogar in diesem Fall, wo die Gewalt von “Schutzsuchenden” ausgeht, auf den anderen projizieren kann: oh je, muss der eine Angst haben.
Ich halte die hier vorgenommene Interpretation für absoluten Quatsch. Die Frau spricht von männlichem Geflüchteten. Den Post muss man sicher nicht unbedingt toll finden, dass sie hier direkt ihre Peiniger anspricht kann ich dem Text jedenfalls nicht entnehmen.
Liebe weibliche Vergewaltigte, daß es dir wirklich leidtut, daß “die sexistischen und grenzüberschreitenden Handlungen” an deiner Person zum Rassismus beitragen, kann man ausschließen. Denn wenn dem so wäre, hättest du einfach die Klappe gehalten und niemandem davon erzählt. Daß dir die Flüchtlinge wirklich leidtun, weil du die Hölle gesehen hast, aus der sie kommen, kann man auch ausschließen… denn wieso gehst du dann mit diesem Vorfall zur Polizei? Damit Menschen, die ohnehin schon durch ein schweres Schicksal gestraft sind, noch einmal bestraft werden? Das sind also ganz klar Märchengeschichten, die du uns hier erzählst. Warum du sie erzählst, ist auch klar… es geht dir nicht um Flüchtlinge, sondern es geht dir darum, dich selber als guter Mensch zu produzieren. Schaut mal her, was für eine edle Natur, erlebt sowas schlimmes, und kann dennoch verzeihen! Diese Gutmenschenshow wird bei vielen funktionieren, aber ich möchte dir auch sagen, daß sie nicht bei allen funktioniert, weil manche Menschen noch denken können.
Ist das so richtig mit dem “Fried-Syndrom”? Sollte es nicht “Stockholm-Syndrom” heißen?
Da kann man eigentlich gar nichts mehr zu sagen. Es fehlen einem die Worte. Vielleicht sollten wir auch nicht sofort versuchen, das absurde Verhalten dieser Person mit einem psychologischen Phänomen erklären zu wollen. Das spricht ihr nach meinem Empfinden viel zu sehr die Verantwortung für ihre Worte ab. Das Beispiel mit der Sekte aus den 1950ern ist zudem nicht wirklich vergleichbar, da dort durch das Ausbleiben der prophezeiten Flut niemand zu Schaden gekommen ist. Ich frage mich, ob es im Falle eines solchen zugefügten Leids wie einer Vergewaltigung so eine Relativierung durch das Opfer tatsächlich geben kann.
Die Saudis und andere engagierte Sponsoren brauchen hier also gar keine teuren, wahhabitischen Moscheen mehr zu finanzieren, da viele Einheimische sich proaktiv integrieren und die neue Frauenrolle mancher Zuwandernden unterwürfig und bereitwillig annehmen, zusätzlich ungläubige Männer und Frauen die Steuer zugunsten der Zuwanderung der Anhänger des wahren Glaubens entrichten, indem sie für deren Finanzierung auf stabile Sozialkassen und Sicherheit verzichten. “Wir schaffen das” erhält so eine ganz andere Bedeutung! Die nächste Stufe wäre dann die Entschuldigung an Täter von Ehrenmorden, Steinigungen, Schwulenmördern usw. Die Frau und wir alle verabschieden uns so Schritt für Schritt von der freien Gesellschaft und glauben dabei noch, wir täten das Gegenteil. Ich hätte dies nie für möglich gehalten, aber zum ersten Mal sind mir die oft einseitig gegen Männer sexistischen Emanzen aus früheren Zeiten nicht mehr völlig unsympathisch.
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