Ulli Kulke / 06.01.2013 / 19:42 / 0 / Seite ausdrucken

Energiewende führt zur Müslikrise

Tank oder Teller? Diese Alternative stellt sich jetzt auch für das einst sinnstiftende Mahl der Grünen.

Tank oder Teller? Diese Frage über die Verwendung des Getreides steht im öffentlichen Raum, seit die Energiepolitik nur noch einer Devise folgt: Abkehr von atomarer und fossiler Energie, koste es, was es wolle und egal, welche sozialen und ökologischen Folgen daraus in Hungerländern entstehen. Immer mehr Ackerfläche wird für Biosprit und Bioenergie verwendet. Nicht nur in Drittweltländern mit den letzten Regenwäldern, auch hierzulande wird die Flur in naturzerstörerische Monokulturen aus Mais- und Raps umgewandelt. Dennoch haben nur wenige Politiker den Mut, ein Ende dieses Spuks zu fordern wie Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), der das Verbot von Biosprit fordert.

Man darf nur hoffen, dass sich das ändert, wenn der Landschaftsfraß jetzt endlich auch das sinnstiftende Lebensmittel vieler derer vertilgt, die diese Entwicklung entscheidend mit vorangetrieben haben: Das Müsli ist in Gefahr. Ausgerechnet. Einer der großen Hersteller, die Lübecker Firma Brüggen, schlägt Alarm in den Lübecker Nachrichten, weil es so gut wie keinen Hafer, die Basis seiner Müsli-Produkte, mehr gibt. Schon gar nicht mehr im vermaisten Deutschland, wo das Unternehmen bis vor wenigen Jahren 90 Prozent seines Bedarfs gedeckt hat und heute nur noch 10 Prozent dort findet. Aber auch im Ausland nicht. Schiffe, die von einem Land ins andere geschickt werden, kommen nach nur noch spärlichen Einkäufen zurück. Auch in Skandinavien, Großbritannien und Irland hat sich das Angebot im vergangenen Jahrzehnt halbiert. Nach Ansicht von Firmenchef Jochen Brüggen aufgrund der Verdrängung durch Nachwachsende Rohstoffe für die Energieversorgung.

Die Biospritlobby und ihre Freunde unter den Klimaschützern machen auch andere, detaillierte Verschiebungen innerhalb des Agrarmarktes verantwortlich dafür, dass zum Beispiel weniger Hafer und dafür anderes Getreide angebaut wird. Die mag es geben, aber unterm Strich bleibt es dabei: Der Tank bekommt immer mehr, der Teller immer weniger. Auch die Lobby kann beim besten Willen nicht die Wahrheit unterpflügen, dass die Energiepflanzen in Deutschland bald ein Viertel der Fläche belegen, in manch altbekannter bäuerlich strukturierter Region schon heute über die Hälfte, in agroindustriellem Maßstab, und dass sich die Fläche allein für die Maismonokulturen in Deutschland aufgrund des Bioenergiebooms seit 2005 mehr als verzehnfacht hat, ohne Fruchtfolge, für den Artenschutz vollends verloren. Klimaschutz gilt alles, Umweltschutz nichts mehr.

Ob der Verlust des Müslis die Wende bringt?

Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT

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