“Die Isländer machen eben aus Krisen immer das Beste.” Das stimmt auffallend aber niemand innerhalb der Südeuropäischen Eurozone wird ein berechtigtes Interesse daran haben sich an dem Isländischen Erfolgsmodell zu orientieren, wozu auch? Denn bei objektiver Betrachtung wird man feststellen dass die €-Südstaaten mittlerweile alle Trümpfe in der Hand halten. Sie halten die Mehrheit sowohl in der EZB als auch im ESM-Rat und haben es mittlerweile sogar geschafft uns ihre traditionelle Inflationspolitik aufzuzwingen. Und das wichtigste ist, sie haben kaum etwas zu verlieren. Denn sie haben niemandem Kredite gewährt, sie haben keine Bürgschaften übernommen oder Garantien gegeben und sie halten keinerlei Risiken im Target-System. Die Wahrheit ist das die meisten mediterranen Nehmerländer ein Ende der Eurozone relativ schadlos überstehen würden. Und politisch sprechen die ehemaligen Weichwährungsländer mittlerweile sowieso mit einer Stimme. Sie bilden eine geschlossene Front und vertreten kompromisslos eigene Interessen. Deutschland hingegen wirkt wie einer jener Zirkuselefanten die sich apathisch und willenlos durch die Manege führen lassen. Sieht so das Europa aus, was wir uns vorgestellt hatten und uns vor einigen Jahren versprochen wurde? ( „Ihr könnt darauf vertrauen, dass der Euro eine stabile Währung sein wird“, sagte Wolfgang Schäuble, damals noch Unions-Fraktionsvorsitzender, schon 1996.)
Ja glückliche Isländer. Wir Deutschen werden ja nicht mal bei wichtigsten Dingen überhaupt gefragt. Unsere Regierung weiß schon warum, denn wir würden dieser sicherlich sehr oft einen Strich durch ihre (Milchmädchen)-Rechnung machen.
Die Griechen gehören nicht mehr in die EU. Aber wenn es so weiter geht, hat sich das Thema eh erledigt. Übrigens, um in Island Urlaub zu machen, braucht man eine sehr dickes Portemonnaie, es lohnt sich trotzdem, die Gesyre sind beeindruckend.
Eine wunderschöne Reality-Geschichte mit Tiefgang und sehr lehrreich. Von wegen ein kleines Land kann nicht ohne die EU. Im Gegenteil. Ich bewundere dieses Volk ohnehin seit eh und je. Eiserner Wille und Disziplin. Keine verweichlichten und Merkel hörigen Vasallen. Nun liegt Island auch nicht an einer Nahtstelle zwischen Ost und West, dass ihm eine geostrategische Bedeutung beigemessen werden müsste wie Griechenland. Griechenland musste auf Geheiß Obamas im Euro und in der EU gehalten werden, koste es den deutschen und europäischen Steuerzahler, was es wolle (Originalton Obama). Der lehrreichste Anschauungsunterricht ist, dass sich Island hat nicht in eine Schuldenfalle treiben lassen und daher seine Probleme mit eigener Währung selbst lösen konnte, während Euro-Land insgesamt im Schuldensumpf untergeht. In der Tat, glückliches Island.
Eine prima Sache, diese Vergleiche. Nebenher werfen sie immer ein Licht auf die Unterschiede in den Mentalitäten der Bewohner verschiedener Landstriche. Bezogen auf die untergegangene DDR und ihre (unsere) Wähung sind sich alle Fachleute und Laien einig: “Sie waren wirtschaftlich hoffnungslos am Ende, standen vor dem Bankrott.” Und das, obwohl in der DDR Leute lebten, die es gewohnt waren, anzupacken, die eigenen Wünsche zurück zu stellen und für das Gemeinwesen über sich hinaus zu wachsen. Der vermeintliche Vorteil einer schwachen eigenen Währung wird dann zur Mogelpackung, wenn die arbeitende Bevölkerung regelmäßig bereit ist, den persönlich gefühlten Kaufkraftverlust in militanten Streiks auf die Straßen zu tragen. Wie das in Griechenland ständig und seit vielen Jahren der Fall ist. Von Streiks in Island war nach der Finanzkrise wenig zu hören. Von Streiks in der DDR ist mir auch nur einer zu Ohren gekommen. Ein anerkannter Finanzexperte hatte kürzlich dazu folgende Meinung: “Unsere Aufmerksamkeit wird von Griechenland absorbiert. Aber die chinesische Wirtschaft ist vierzigmal so groß wie die griechische und hat siebzigmal so viele Schulden.” Und das, obwohl die chinesische Wähung nur kontrolliert floatet und Streiks eher die Ausnahme sind. Komisch ist nun, dass das hier niemanden kratzt. Gibt es da zweierlei Wahrheiten?
Den Isländern hatte man aber auch keine Rüstungsgüter im Wert von etlichen Milliarden Euro aufs Auge gedrückt, weil hinter Island nur eine Eis-, aber keine Islamzone kommt.
Auch ich bewundere die Isländer wegen ihres Mutes zu unpopulären Aktionen… Ein kleines Land, wo jeder jeden kennt. Da lässt sich soetwas eher durchsetzen als in größeren Ländern, wo die Medien dann eingesetzt werden. Allerdings kann man das Land nicht mit Griechenland vergleichen. Schon deshalb nicht, weil dort die Korruption eine lange Tradition von mindestens 150 Jahren hat. So ist dort alles, aber auch alles davon durchsetzt. Steuergelder wurden erst gar nicht eingefordert. So hatten z.B. Leute genügend Möglichkeiten ihr Geld ins Ausland zu schaffen, während ihre großen Yachten in mehreren Häfen Griechenlands lagen. Auch die neue Regierung hat sehr wenig gegen die Korruption unternommen. Um so schlimmer, weil die Menschen, die von Arbeit und Einkommen draus, am schlimmsten betroffen waren von den Einsparungen durch EU-Gelder. So wurden ja auch Rentnern das Einkommen radikal gekürzt, jedoch auch Beamten, Angestellten des Staates.
Eine der ältesten, echten Demokratien existiert in Island, mit all dem Erfolg, den echte Demokratien für die Bevölkerung ermöglichen. Der Wettbewerb, um die klügeren Entscheidungen, der von der Mehrheit der Bevölkerung gewählt wird, hat eine bezaubernde Direktheit. Ich will wieder mal in der blauen Lagune liegen, und Bier trinken.
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