Wolfgang Röhl / 06.05.2008 / 14:04 / 0 / Seite ausdrucken

Einsatz in Hamburg. Die Grünen im Speckgürtel

Noch sind Hamburgs Grüne – die GAL - gar nicht richtig am Ruder. Doch ein paar Kollateralschäden für die Steuern zahlenden Bürger der Hansestadt sind dank des Koalitionsvertrags mit der bislang allein regierenden CDU bereits in trockenen Tüchern. So wird ein Kohlekraftwerk für die boomende Hafenmetropole vermutlich nicht gebaut. Dafür wird der Strom von Subventionen - zuletzt etwas eingedämmt - für allerlei dubiose, der GAL nahe stehende „Projekte“ wieder kräftig fließen. In den Schulen wird Leistung künftig noch unwichtiger. Kriminelle Migranten müssen sich vor Abschiebung kaum mehr fürchten. Im Vorgriff auf bessere Zeiten randalierten Hamburgs „Autonome“ – junge, überwiegend aus öffentlichen Kassen ernährte Schläger und Brandstifter – am 1. Mai wie lange nicht mehr. Sie prügelten sich mit angereisten Rechtsradikalen, die sich neuerdings ebenfalls „Autonome“ nennen. Birds of a feather flock together. Die Polizei kann sich warm anziehen. Der taffe, parteilose Innensenator Nagel wurde auf grünen Druck schon mal abserviert. Alles in allem ein schönes Ergebnis für die GAL.

Doch halt! In einer Sache konnten sich die Grünen nicht durchsetzen..

Ein Siedlungsprojekt an der Hoisbütteler Straße, in einem Speckgürtel der Hansestadt, wird trotz heftigen Widerstands der GAL vielleicht realisiert. 188 Wohnungen in Einfamilien- und Reihenhäusern sind vorgesehen, nicht für „Reiche“, sondern für Menschen aus dem Mittelstand; Teil eines Konzepts namens Wachsende Stadt. Dummerweise wohnen in der Umgebung bereits Leute. Die möchten keine neuen Nachbarn haben, welche womöglich mit Kind und Kegel die Vorortruhe stören. Und genau deshalb haben sie bei der vergangenen Wahl, welche die Grünen ins Hamburger Rathaus spülte, die GAL-Abgeordnete Christiane Blömeke mit sage und schreibe 37 Prozent gewählt. Weil die Politikerin versprochen hatte, ihre freie Sicht ins Grüne zu erhalten.

Das hat bei den Koalitionsgesprächen nicht geklappt. Kürzlich musste die Abgeordnete kleinlaut vor ihr Wahlvolk treten. Wer sich schon mal verwundert gefragt hat, woher eigentlich dieser immer stabil um die zehn, zwölf Prozent changierende Stimmenanteil der GAL kommt – so viele naive Studis, Intensivtäter-Flüsterer und Solarenergiefanatiker gibt´s an der Elbe ja nun auch wieder nicht -, der konnte im Gymnasium Ohlstedt erleben, wen Hamburgs Grüne außerdem vertreten. Ein frustrierter Altsiedler bekannte da, er habe die GAL allein wegen des Versprechens gewählt, ihm Neuzugänge in seinem Habitat vom Halse zu halten. Und eine 88jährige Mitstreiterin barmte ins Mikro: „Dieses Kleinod“ – gemeint war die unbefleckte Scholle, an deren Rand die betuchte Seniorin residiert – „muss erhalten bleiben!“ Einer vom BUND war auch da. Denn es geht bei der Chose natürlich nicht um soziale Besitzstände. Vielmehr um „gefährdete Arten und Lebensräume, die unter dem Schutz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU“ (O-Ton auf der Versammlung) stehen. Eine neue Siedlung könnte ja „den Wasserstand im Wohldorfer Wald senken“. Was noch fehlte, war der Beweis dafür, dass durch die Bebauung demnächst der Eisbär vom grönländischen Gletscher kippt.

Wird sicher nachgereicht. Greenpeace, dein Auftritt. Nicht vergessen: Spendenformulare mitbringen! Bei den Leuten in den Speckgürteln ist ordentlich was zu holen.

 

 

 

 

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