„Mutti, Mutti, der Alexander hat gesagt...“ Welche an einem sozialen Flennpunkt wie Berlin-Mitte oder Köln-Sülz lebende Mutter kennt es nicht, das Jammern und Klagen ihres Elias, Maximilian oder Ben? Auch Emma, Hanna und Leonie können ähnlich empört nach Hause kommen und beim Zanderfilet-Garen stören. Dabei sollten sie froh sein, wenn noch „gesagt“ wird, anderswo geht es unter den Kleinen schon ganz anders zu.
Ja, es wird viel gesagt hierzulande und heutzutage. Darin steckt generationenübergreifendes Empörungspotenzial, so wie in diesen Tagen im Fall von Alexander Gauland, dem Alten Naiven für Deutschland. Ob er gesagt hat, was er laut FAS gesagt hat – wer weiß das schon? Vielleicht hat er auch statt Boateng den Gomez gemeint, so hieß nämlich das Oberhaupt der Addams Family (die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht), und die würde ganz gewiss niemand gerne als Nachbarn haben. Auch klein Lena, Leon und Oskar nicht.
Es wird geredet, um Geräusch zu machen
Eine aufregende Woche liegt wieder einmal hinter uns. Nicht nur Herr Gauland hat die Medien mit Gesagtem oder nicht Gesagtem versorgt. Vieles erinnert mich an die funktionale Hintergrundmusik im Supermarkt. In der Fachpresse spricht Barbara Becker endlich „Klartext über die Trennung von Boris“. Die liegt allerdings schon 15 Jahre zurück, im Gegensatz zur „Beziehungskrise“ zwischen Merkel und Seehofer, die diese Beiden nun besprechen wollen; man darf gespannt sein, ob die Kanzlerin oder der Bayer anschließend nach Miami zieht und dort Yoga-DVDs produziert.
Jemand namens „GNTM-Fata“ hat „Ja gesagt“, zu was auch immer, eine Schweizer Melanie spricht „höchst wehmütig über ihre Trennung“ von einem „Frontmann“ namens Campino und eine Schauspielerin parliert „über ihre Wulff-Rolle“. Es wird geredet, was das Zeug hält, und sei es nur, um ein Geräusch zu machen. Als akustisch Zugemüllter wünsche ich mir nichts sehnlicher als einen Wirren-Scanner, mit dem sich automatisch das ausfiltern lässt, das entbehrlich ist. Also nahezu alles.
Manche machen sogar sehr laute Geräusche. Wer nichts zu sagen hat, der schreit. Frau Petry soll Herrn Gauland so laut am Telefon angeschrien haben, dass man es bis in die Redaktion der FAZ gehört hat. Auch ein gewisser „Gott“ schreit laut Informationen des Kölner Erzbischofs Woelki; er verkündete zu Fronleichnam, „ihr Schrei nach Würde und Frieden ist Gottes Schrei!“ Mit „ihr“ meinte der fromme Mann Migranten, welche mit einem vor dem Dom pittoresk präsentierten Boot übers Mittelmeer angereist sind. Christliche Passagiere kann Woelki-Kuckucksheim damit nicht gemeint haben, die werden nämlich unterwegs von ihren muslimischen Reisegefährten gerne über Bord geworfen, was dem Sich-Gehör-Verschaffen eher abträglich ist.
Das Kölner Boot als Reliquie versilbern
Viele Menschen, auch alle Nichtkatholiken, die in Deutschland zwangsweise Herrn Woelkis Lebensunterhalt mitbezahlen dürfen, halten dessen Sprengel, das Bistum Köln, ja für höchst liquide; ein Eindruck, der leider täuscht. Während Köln auf ein Vermögen von gerade einmal 3,4 Milliarden Euro blicken kann, hat Paderborn noch einmal 600 Millionen Euro mehr auf der hohen Kante. Das muss die Kölner mächtig wurmen. Ich hätte da einen Vorschlag für Herrn Woelki: Man möge das hölzerne Boot in viele kleine Holzsplitter zerlegen und diese zwecks Bereicherung des Bistums als Reliquien verkaufen.
Zugegeben, ich habe die Idee geklaut, denn genau so wurde es in früheren Zeiten mit dem Kreuz Christi gemacht. Mit derlei Paraphernalien (beliebt sind auch die Vorhäute Jesu, seine Sandalen und Windeln sowie Knochen, Innereien und Kleider von Heiligen. Der Vatikan, der sich gewiss nicht mit C-Reliquien abgibt, besitzt sogar Brotkrümel und Fischgräten, übrig geblieben von der wundersamen Brotvermehrung!) konnte und kann noch immer ein netter Reibach gemacht werden.
Die Kölner sollten es allerdings mit ihrem Kahn nicht übertreiben. Laut Erasmus von Rotterdam gab es schon zu seiner Zeit, dem 15. Jahrhundert, so viele Splitter vom Kreuz, dass man daraus ein ganzes Handelsschiff bauen konnte; bis heute dürften noch einige Hektar Hochwald hinzu gekommen sein. Sicher, die Versuchung ist groß, sich aus der Eifel mit zusätzlichem Unterholz zu versorgen, denn ein noch so penibel zerspantes Schlepperboot von gerade einmal sieben Metern Länge wird nicht reichen, um die Paderborner auf den 2. Platz der reichsten Bistümer zu verweisen. Das spricht jedoch nicht gegen den Plan an sich - so ein Möllemer Böötche kann durchaus einige Millionen beitragen. Der Rest muss dann mit mumifizierten Fischbrötchen erwirtschaftet werden.