Vera Lengsfeld / 27.03.2007 / 21:46 / 0 / Seite ausdrucken

Eine Reise in die Antarktis (Schluß)

Falklandinseln


Kurz bevor wir die Falklandinseln erreichen, lässt der Sturm nach. Das ist wichtig, denn die Einfahrt nach Port Stanley ist so schwierig, dass schon mehrere Passagierschiffe hier gescheitert sind. Aus den sinkenden Schiffen konnten viele Menschen nicht gerettet werden, obwohl das Land greifbar nahe scheint. Unser Schiff hat zum Glück keinerlei Probleme. Uns hält nach der Anlandung eher die Hafenbehörde auf. Schließlich dürfen wir raus und haben nach drei stürmischen Tagen auf See wieder festen Boden unter den Füßen.
Wir beschließen, den Shuttle-Service in die Stadt nicht in Anspruch zu nehmen, sondern zu laufen. Sobald wir die ersten Häuser von Stanley erreichen, machen wir eine interessante Beobachtung. Ganze Viertel scheinen in letzter Zeit erbaut worden zu sein. Keines der Häuser hat einen angelegten Garten .Das kann bei den Briten nur heißen, dass dafür noch keine Zeit war. Tatsächlich entdecken wir zwischen den schon bewohnten häusern immer wieder erschlossene aber noch unbebaute Grundstücke. Es sieht nach aktiver Siedlungspolitik der britischen Regierung aus. Tatsächlich erfahre ich später, dass die Grundstücke für 100 000 Pfund vom Staat erschlossen und für 5 000 Pfund an Neusiedler verkauft wurden. Warum dieser Aufwand? Die Falklandinseln haben eine wechselvolle Geschichte zwischen den Machtansprüchen von England, Frankreich, Spanien und Argentinien erlebt. Seit 1833 befanden sich die Inseln endgültig unter britischer Hoheit. Allerdings verloren die Falklands hundert Jahre später, nach der Eröffnung des Panamakanals ihre Bedeutung als Station an der einzigen Handelsroute zwischen Atlantik und Pazifik. Prompt gerieten sie in Vergessenheit und wurden auch im Muterland immer mehr als Belastung angesehen. Von daher wollten die Briten dem Vorhaben der UNO zustimmen, die Falklands an Argentinien zu übergeben. Überraschend beschloß die Argentinische Militärjunta Anfang der achtziger Jahre, sich gewaltsam zu nehmen, was ihr über kurz oder lang übergeben worden wäre. In einer Nacht-, und Nebelaktion besetzten sie 1982 die Inseln. Noch überraschender war, dass die britische Regierungschefin Thatcher sich zur Rückeroberung entschloß. Selbst ihr Freund Reagan konnte nicht verstehen, warum Maggie die paar „barren rocks“ nicht einfach gehen ließ.Vielleicht hatte Thatcher ähnliche Beweggründe wie die Portugiesen beim Streit um denVertrag von Tordesillas: Im Zeitalter der Entdeckungen zog Papst Alexander VI in der Mitte des Atlantischen Ozeans eine Linie Alle Entdeckungen östlich dieser Linie sollten Portugal gehören , alle westlich davon den Spaniern.  Die Portugiesen protestierten solange, bis der Papst die Linie so verschob, dass das zehn Jahre später entdeckte Brasilien zu Portugal gehörte. Unbemerkt von der Öffentlichkeit waren von Exon Mobile 1981 um die Falklands herum Probebohrungen auf der Suche nach Öl aufgenommen worden. In Zeiten billigen Öls interessierte man sich nicht sonderlich für die Ergebnisse. Als die Bohrungen Ende der neunziger Jahre wieder aufgenommen wurden und man auf die zweitergiebigste Ölquelle stieß, sah das ganz anders aus. Seitdem sind Bohrlizenzen an vier große Erdölkonzerne vergeben worden. Wie es scheint hat Thatchers entschlossener Gegenangriff nicht nur der Argentinischen Militärjunta den todesstoß versetzt, sondern auch der westlichen Welt bedeutende Ölvorkommen gesichert, die sich nicht im Einflussgebiet von Diktatoren befinden Ews ist kaum anzunehmen, dass der Zeitgeist ihr dieses Verdienst anrechnen wird.
Die Argentinischen Militärs haben auf den Falklands grausame Spuren hinterlassen. Rings um Stanley befinden sich mehr als 30 000 Landminen einer besonders heimtückischen Art. Sie sind aus Plaste gefertigt und können deshalb mit keinem Minensuchgerät aufgespürt werden. Etliche Minen sind durch die Bodenbewegungen gewandert und teilweise ins Meer gelangt.Die betroffenen Gebiete sind großräumig abgesperrt. Schilder trösten die Besucher mit dem Hinweis, dass sich Fauna und Flora der Sperrzonen wenigstens ungestört entwickeln könnten. Ich habe keine Freude an diesem Argument, denn es klingt fatal danach, als wäre die Erde ohne den Menschen besser dran. Dabei ist mir im Anbetracht der traumhaft schönen Yorkbucht klar, dass die Schönheiten der Welt vor allem einen Wert haben, weil sie vom Menschen betrachtet und genossen werden können.

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