Frau von Schirach reist im Auftrag des „Focus“ nach Kuba und tut dort, was sie anscheinend überall am liebsten tut, ausreiten und die Welt aus abgehobener Perspektive betrachten. Zwar muss sie bedingt durch die lokalen Gegebenheiten, mit einem „mageren Pferdchen“ vorlieb nehmen, aber galoppieren verbietet sich sowieso, den Kuba „entschleunigt“ Es geht nur geschäftiger zu , wenn es morgens mal was in den Läden zu kaufen gibt oder „man sich in den Höllenkreisen des Tourismus bewegt“. Die Kubaner ,wenn sie nicht träge im Lehnstuhl sitzen, sind gezwungen, mit Touristen „rumzuhängen“, wobei sie entweder wie Schauspieler posieren oder diese unappetitliche Spezies begleiten bzw. beschlafen, um ihren dürftigen Lebensunterhalt zu verbessern. Fidel Castro kann leider nicht mehr für sein Volk tun, er muss das Land verkommen lassen, denn schließlich haben die Amerikaner eine Blockade verhängt. Nur Fidel, so hat Frau von Schirach von oben herab herausgefunden, kann Kuba davor bewahren, zum „Billig-Mallorca“ für US- Pauschaltouristen zu werden, oder ein großes Bordell, das es jetzt angeblich noch nicht ist, solange die Gleichheitsanbeter aller Herren Länder nach Kuba pilgern, um wie die Focus- Reporterin beschäftigungslose Jugendliche und fünfzig Jahre alte Autos als „kubanische Idylle“ zu bewundern
Zwar kommt die Dame auf ihrem hohen Ross nicht umhin, zu bemerken, dass die Militärs einen „wachsamen Blick“ auf die Menschen haben, aber macht nichts, denn die Kubaner hätten ihrerseits ein „wachsames Auge auf das Militär“. Somit ist die Welt wieder in Ordnung, denn schließlich gelingen den Kubanern noch alle möglichen Geschäfte, um ihr Überleben zu sichern. „Cuba ist nicht arm“ versichert uns die Pferdefreundin, nur „entsetzlich prekär“ Man könnte mit dem staatlichen Gehalt notfalls auskommen, „aber wer will das schon“. Also verkauft der Kubaner, was sich verkaufen lässt, lebt vom Billigsten des Billigen. Für Frau von Schirach überwiegen die Vorteile: Markenklamotten sind kein Thema, von Reklame wird das Volk verschont, Addidas trägt nur der Commandante. Dafür wird er wird von allen geliebt, verehrt oder wenigstens mit einem guten Wort bedacht. So wie Theo Sommer und Gräfin Dönhoff im Sommer 1989 auf ihrer Reise in die DDR nur Bürger getroffen haben, die ihrem Staatschef Honecker „so etwas wie stille Verehrung“ entgegengebracht haben, glauben für Frau von Schirach die Kubaner an den „Fidelismus“ Beim „trägen Fließen der Zeit“ und der vielen „süßen Lethargie“, die sie auf ihrem Ritt durch Cuba ausgemacht hat, konnte unsere Herrenreiterin schon mal übersehen, dass allen Kubanern, die mit ihr sprachen, gar nichts anderes übrig blieb, als ihren Diktator zu loben, wenn sie nicht in den Gefängnissen der Insel verfaulen wollen. Ohne die romantische Verklärung , bleibt das Bild einer Diktatur, die Land und Leute verkommen lässt, den Menschen ihre Lebenschancen raubt und sie täglich demütigt.
Es gibt jede Menge peinlicher Reiseberichte westlicher Intellektueller über kommunistische Diktaturen. Es fragt sich, warum der Focus diesen Elaboraten eine weitere Peinlichkeit hinzufügen musste.