Jeder liebt halt seine ganz persönliche Blase. Herr Keil sieht die Entwicklung beim Akku ausgereizt und Herr Leo glaubt an den Fortschritt, der es schon richten wird. Allerdings geht er ein wenig nonchalant mit der Umweltbelastung durch die Akkuproduktion um, indem er verfügt, diese solle dort erfolgen, wo Umweltstrom vorhanden ist. Das wäre im Moment noch machbar, nicht aber, wenn E-Mobilität in großem Stil eingeführt wird. Und auch jetzt schon kann der “gute” Strom aus Wasserkraft nur einmal verbraucht werden! Wenn man damit Akkus baut fehlt er eben anderswo und muss dann dort durch “bösen” ersetzt werden. Wenn man’s den Markt richten lässt und die ideologischen Intensivtäter aussperrt, dann wird’s in Zukunft beides geben: Verbrenner UND E-Autos und jeder kann nach seinen eigenen Bedürfnissen selig werden. Leider lehrt die Erfahrung mit der EEG-Katastrophe, dass diese glückseligste aller Welten so nicht kommen wird.
Zum einen: die behauptete Steigerung der Energiedichte beträgt nicht “um das 5-6 fache”, sondern AUF das 5-6-fache. ..dieser Fehler ist zwar heute üblich, sollte einem Physiker aber nicht passieren. Dann gibt es diese Steigerung auch nur, der Anwendung geschuldet, bei mobilen Akkus. Wenn es, wie bei stationären Akkus wichtig, auf die Lebensdauer ankommt, ist die Entwicklung weniger gravierend. Zum dritten: Angaben zu zukünftigen Entwicklungen sind Spekulationen, keine Fakten, erst recht nicht mit Zeitangaben.
Sehr geehrter Herr Leo, es mag ja sein, dass Ihr Elektroauto pro km weniger CO2 ausstößt als ein Wagen mit Verbrennungsmotor. Aber außer dem CO2 gibt es halt noch ein paar andere Umweltprobleme - falls CO2 überhaupt eines ist. Da wären z.B. der Rohstoffverbrauch und der Abfall. Herwart Wilms, Geschäftführer von Remondis, einem der weltgrößten Recyclingunternehmen, stellt in in “Capital” Heft 2, 2017 im Interview fest: “Für die E-Mobilität sind die Hersteller gezwungen, leichtere Fahrzeuge zu bauen, weil die Reichweite hoch sein soll, aber die Batterie so schwer ist. Aber anstatt das endlos recycelfähige Aluminium zu nehmen, setzen sie günstigere Leichtstoffverbunde aus Kunststoff und Metall ein, die so fest miteinander chemisch verbunden sind, dass sie nicht mehr trennbar sind. Der Rohstoff ist damit für immer weg.” Zu den Batterien der Elektroautos sagt er: “Lithium-Batterien sind nicht so konstruiert, dass wir sie recyceln könnten.” Falls sich das Elektroauto durchsetzt - oder besser: von der Politik durchgedrückt wird -, dürfen wir uns also auf himmelhohe Abfallberge und noch größere Naturzerstörung durch Ausweitung der Rohstoffabbaugebiete freuen. Ein typisch grün-rot-schwarzes Projekt eben.
Schön vom Contra und Pro der E-Mobilität von Keil und Leo zu lesen. Zu den “Pessimisten” gehörend bleibt mir der Eindruck, der Verbrenner wird noch sehr lange Marktführer bleiben. Die Asiaten sind keine Konkurrenz beim E-Auto, da entsprechend effiziente Technologien noch nicht verfüg- und kopierbar sind und das E-Netzwerk für zig-Millionen E-Fahrzeuge nicht die Asiaten sondern deutsche E-Netzkonzerne bereitstellen müssen. Am Beispiel Norwegen wird deutlich, dass E-Mobilität bei Weitem nicht den Stellenwert hat. Selbst für knapp über 5 Millionen Norweger ist die entsprechende E-Infrastruktur für E-Mobilität nicht ausreichend, dass in norwegischen Großstädten abgeraten wird ein E-Fahrzeug zu kaufen, wenn man nicht die Möglichkeit hat von zu Hause aufzuladen. Die Wartezeit an eine freie (Schnell-)Ladestation zu kommen ist abenteuerlich und somit alles andere als ein Argument für Mobilität. Was die Zukunft der Mobilität betrifft bin ich gespannt. Bus und Bahn bauen kontinuierlich flächendeckende Mobilitätsangebote ab. Wohlstand und Lebensstandard hängen von Mobilität ab.
Verehrter Herr Leo, im Grunde sollte es in der Debatte um Elektromobilität nicht um gut- oder schlechtreden gehen, sondern um Fakten. Viele Ihrer Argumente mögen durchaus berechtigt sein. Dennoch gibt es ein existentielles K.O.-Kriterium: Die fehlende Speichertechnologie in unseren Stromnetzen, um die regenerativ erzeugte Energie zu bevorraten. Es ist gleichzeitig die größte Achillesferse der aktuellen Energiewende und das schöne Kartenhaus droht genau an dieser Stelle zusammenzustürzen! Eine schnelle Lösung ist momentan nicht absehbar. Ich empfinde die Texte von Herrn Keil daher persönlich als wohltat, da sie einen Gegenpol zum aktuellen Mainstream - einem wahrhaftigen Elektromobilitäts-Technologie-Populismus - setzen. Es sollte um die beste und schnellste technische Möglichkeit gehen, wie wir unseren Verkehr umweltfreundlich gestalten - technologieoffen statt ideologiebesetzt. Übrigens: Die Vergleiche mit dem Niedergang deutscher Unterhaltungselektronik oder auch der gerne herangezogene Vergleich von Apple, die mit dem I-Phone ganze Industrien revolutionierten, hinkt gewaltig. Denn: E-Mobilität ist keinesfalls eine sogenannte disruptive Technologie, wo eine neue Generation die alte quasi über Nacht ablöst - ganz im Gegenteil. Sie selbst ist uralt und entwickelt sich in mäßigem Tempo beständig weiter. Die Smartphones dagegen fegten die (Nokia) Handys vom Markt, weil sie sofort erhebliche Vorteile in der Bedienung als auch die Errungenschaften der Digitalisierung (Internet) zu nutzen wussten. Eine passende Infrastruktur war hier vorhanden, bei unseren batteriegetriebenen Stromern ist dies nicht der Fall.
Dem Autor meine Hochachtung für diesen fundierten Aufsatz !
Ich bin mir nicht sicher ob, so wie der Autor schreibt: “... die im Betrieb deutlich günstiger sind (geringe Stromkosten, viel weniger Wartung), dies auch so eintritt. 1. Der Staat lässt sich auf Dauer nicht die Butter vom Brot nehmen. Ich kann mir vorstellen, dass der auswärts bezogene Ladestrom separat besteuert wird und die “Zu-Hause-Lader” werden in der Steuererklärung um Auskunft über Fahrzeug und km-Leistung gebeten. Diese Einkünfte sind also gesichert. 2. Auch die Werkstatt kommt nicht zu kurz. Ok, es wird kein Ölwechsel mehr fällig aber zerknittertes Blech wird ja vorerst weiterhin produziert, Bremsen/Reifen verschleissen, Batterien müssen bestimmt auch geprüft werden und die allseits verbreiteten elektronischen Fehlermeldungen aller Hersteller werden nicht abnehmen. Garantiert, und wenn sie ab Werk eingespeichert werden müssen! 3. TÜV. Kürzlich war ich bei der TÜV-Abnahme mit meinem Auto und sprach den Prüfer auf die Zukunft an, ASU fällt ja dann auch weg. Er entgegnete nur, dass dies schon bedacht sei, dann würde eben der Ladestrom der Batterien überprüft werden, oder andere E-Spezifischen Bauteile, die TÜV-Abnahme würde dadurch nicht günstiger werden. Wer glaubt, mittelfristig den Kilometer im E-Auto günstiger zurück zu legen, wird sich irren.
Der Autor sieht das Ganze doch ein bisschen blauäugig, was verständlich ist, wer würde sein Hobby nicht in einem positiven Licht erscheinen lassen. Deshalb ein paar Punkte zur Klarstellung. Akkugewicht: Der niedrigste Wert, den ich im Internet für den 85 KWhAkku von Tesla gefunden habe, liegt bei 600kg, nicht bei 300kg. Verhalten im Winter: LOL, Herr Ingenieur. Die Erwärmung durch den Innenwiderstand des Akkus führt zu keinerlei Leistungssteigerung oder Kapazitätserhöhung. Das Aufheizen mit einer Wärmepumpe erfordert sehr viel Energie, die ein kalter Akku ja gerade nicht liefern kann. Übrigens nagen Ladevorgänge bei kalten Temperaturen enorm an der Lebensdauer der Akkus. CO2-Emissionen: Sie geben diese mit 90g CO2 pro km beim heutigen Energiemix an. Da der Akku schon bei seiner Herstellung enorme Mengen an CO2 erzeugt, kann man da locker noch mal 40g draufschlagen. Dazu kommt, dass bis 2022 alle CO2 freien KKWs abgeschaltet und durch was wohl ersetzt werden? Der Energiemix wird sich dann eher wieder verschlechtern, Die Kosten für die E-Auto-Herstellung werden derzeit noch zu einem hohen Prozentsatz durch den Verkauf von VerbrennerAutos querfinanziert. Müsste man die Autos zum realistischen Preis verkaufen, wären sie noch unbezahlbarer. Tesla, der ja keine Billigautos liefert, konnte nur durch enorme Subventionen die letzten Jahre überstehen, derzeit stehen die Zeichen auf Sturm (Massenentlassungen). Das Model 3 könnte denen den Garaus machen, da dieses nie und nimmer kostendeckend verkauft werden kann.
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