Meinung ist Meinung, Beleidigung ist Beleidigung, Volksverhetzung ist Volksverhetzung. Die Meinung von Sibylle Lewitscharoff finde ich bedenkenswert, berechtigt sowieso, aber auch anregend, auch da wo ich sie nicht teile. Wobei ich ihrer Kritik am aparatemedizinisch umstellten Sterben von Greisinnen und Greisen völlig zustimme. Indes: In Vitro gezeugte Menschen als Halbmenschen zu bezeichnen geht eindeutig zu weit. Das verletzt nicht nur Gefühle unschuldiger Kinder und Erwachsener - was man nicht sollte, aber immerhin darf, sondern verletzt auch Grundgesetz und Strafgesetzbuch - was niemand darf. Da hört die Meinung und ihre Freiheit auf.
Laurence Sterne, als Dichter zu freier Assoziation ebenso ermächtigt wie Sibylle Lewitscharoff, hat in “Tristram Shandy” ein Halbwesen auführlich und ironisch dargestellt - “halb” durch einen zwar nicht in vitro, aber einen etwas gestört vollzogenen Zeugungsakt. Vor Urzeiten schon hat sich Mutter Natur auch einiges Originelle einfallen lassen.
Kognitiv prüfen und Art. 5 GG achten ;-) Zu Frau Lewitscharoff: 1. Es ist kurz vor der Leipziger Buchmesse und so ein Eklat zieht natürlich die Leute zum Suhrkamp-Stand 2. Sie kann/darf/soll ihre Meinung äußern (ist mir wurscht ;-)), so wie Sie, mache auch ich sie mir nicht zu eigen, ABER a) Die Dame bekam den Büchnerpreis. b) Ihre Bekanntheit und die Öffentlichkeit dadurch, nutzt sie nun, um bei den „Dresdner Reden“ eine lang vorbereitete (!) zu halten. c) Sie wählte bewusst dieses Forum, um ihre Meinung zu sagen und rudert (s. FAZ 8.3.), nachdem ein bißchen Wind aufkommt, ihr Verlag sich distanzierte und sie ihre Gelder schwinden sieht, zurück. 3. Auf solche Meinungen sollten wir verzichten können bzw nicht publik machen oder nicht beachten. Zu Ihnen: Warum kommen Sie immer mit erhobenem Zeigefinger wie Lehrer Lämpel bei Max und Moritz ? Sie wenden die gleichen Worte und Methoden an, wie die Menschen/ Gruppen, die Sie verurteilen. Das macht unglaubwürdig. Verstehen werden es nur die, die denken können ;-) „Demokratie muss man üben, Meinungsbildung muss man üben, sein Leben lang.“ Nehmen Sie eine fremde Meinung an ;-) - Solche Plattitüden sind ein wenig lächerlich. Selbstreflektion wäre eine Übung. Man kann dann lachen – auch über sich. Ist nicht die Meinungsäußerung, sondern die Zahl und Qualität der (veröffentlichten) Meinungen das Problem ? Sie wünschen sich, „dass wir ungewöhnliche Äußerungen sportlicher, spielerischer, unbelasteter zur Kenntnis nehmen“. Ihnen mag es möglicherweise entgangen sein, da sie gerade GNTM transkribierten. Vor ein/zwei Wochen veröffentlichte Herr Mohr seine Karrikatur die Datenkrake „Zuckerbergs WhatsApp Coup“ in der SZ. Hätten Sie diese „sportlich, spielerisch, unbelastet“ zur Kenntnis genommen ? Nein ? Stimmt, sie ist nicht „ungewöhnlich“ genug ;-).
> sinniert sie über den möglichen Sinn des biblischen Onanieverbotes Vielleicht sollten Sie mal alle die Bibel lesen, dann wüßten Sie, dass es das gar nicht gibt. Onan wollte kein Kind zeugen, dass dann Erbe seines Bruders wurde. Dann hätte er nämlich diesem Kind den bereits erhaltenen Erbteil irgendwann wieder übergeben müssen. Es geht um Erbschleicherei und nicht um Selbstbefriedigung.
Wann war das, frag ich mich häufig, als aus dem Land, in dem ich geboren wurde, eine ökolinke, esoterische, feministische Sekte wurde, es gelang den Meinungspluralismus zu pulverisieren, den Gerechtigkeitsgedanken zu talibanisieren? Kürzlich erzählte mir eine mir bis dahin unbekannte Frau, dass sie genau dies gut findet. Kapitalismuskritik, Fortschrittsverteufelung (das volle bekannte Programm, Anti-Gentechnik, böse Schulmedizin, böse Industrie, böse Pharmaindustrie, etc…) als Träger gesellschaftlicher Identität. Endlich seien die Menschen auf dem richtigen Weg. Der Unterschied zwischen frei und unfrei ist in diesem Land, das zu nicht unerheblichem Anteil von degenerierten Kretins besiedelt ist, möglicherweise unbekannt. Gegenleistungsfreier Wohlstand könnte meiner Ansicht nach u.a. als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Gleichzeitig sind bei allen gesellschaftlichen Diskursen zutreffende und unzutreffende Argumente gleichgestellt, so daß die Möglichkeiten eines Erkenntniszugewinns oder einsr konstruktiven intellektuellen Impulses im Meinungskonflikt ausgeschaltet sind. Entscheidend ist nicht mehr, ob etwas interessant, intelligent oder zielführend ist. Oberster Bewertungsmaßstab ist einzig und ausschließlich die Zeitgeistideologie. Wenn sich Einzelne vom kritischen Rationalismus entfernen, fällt dies in einer Demokratie nicht ins Gewicht. Wird der Linksökogendergerechtigkeits-Katechismus aber flächendeckend als Basislebensphilosophie und Wertesystem gelebt, sind wir alle am Arsch. Ich rechne nicht mit dem Schlimmsten, sondern ich sehe es bereits tagtäglich. Die “sanfte” Tyrannei war das schlimmste, was uns passieren konnte.
Vielen Dank für diesen hervorragenden Kommentar. Die hasserfüllten Kommentare von G. Diez, S. Berg etc. sind unerträglich!
Vollste Zustimmung! Danke. Als ich einen Bericht dazu auf DLF hörte, der Auszüge der Rede enthielt, hatte ich die gleichen Gedanken, die sie geäußert haben, und bin erschrocken über die unisono vernichtenden Reaktionen, die so gar keinen Spielraum mehr lasse, sondern lautstark rufen: BÖSE.PFUI.IIH.
Liebe Frau Dannenberg, für mich sind auch die Meinungen eines Daniel Bax oder Jakob Augstein wie ein fremdes Land. Manche Länder bereits man aber nur ungerne - die dortigen Verhältnisse sagen einem nicht zu. Wie die beiden eben von mir genannten Herren kann auch Frau Lewitscharoff sagen, was sie will. Sie muss dann aber auch damit rechnen, dass andere von diesem Recht ebenfalls Gebrauch machen, wenn sie auf Frau Lewitscharoff antworten. Anders als Herr Sarrazin macht aber Frau Lewitscharoff meines Wissens bis jetzt nicht die Erfahrung, dass ihr Haus mit Farbbeuteln beworfen wird, dass Antifa-Gruppen ihre Entführung nach RAF-Vorbild fordern, dass Journalisten sie als “Menschenkarikatur” verspotten oder ihr berufliche Konsequenzen drohen. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Zwischen scharfen Antworten als Reaktion auf kontroverse Standpunkte einerseits und antidemokratischem Verhalten andererseits solle man schon unterscheiden. Als Vater eines sieben Monate alten zweifelhaften, aber dennoch entzückenden Halbwesens bin ich keineswegs von der Prosa einer Lewitscharoff beleidigt, sondern eher verwundert über den Mangel an Sachkenntnis, den diese Dame offenbart. Unwissenschaftlichkeit zeigt sich eben nicht nur bei einer emotional begründeten Abwehrhaltung gegen Gentechnik, sondern auch dann, wenn jemand es für natürlicher hält, einfach kein Kind zu bekommen statt sich künstlich befruchten zu lassen (oder wahlweise lieber “natürlich” an Krebs zu krepieren statt eine entsprechende Behandlung in Anspruch zu nehmen). Zum Aufregen reicht’s nicht, aber man darf Blödsinn schon auch Blödsinn nennen.
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