Peter Grimm / 27.12.2017 / 15:53 / Foto: Olaf Kosinsky / 12 / Seite ausdrucken

Ein Stockholmsyndrom deutscher Politik

Es hat bekanntlich einige Empörung ausgelöst, dass auf der offiziellen Gedenkfeier von Bundesregierung und Berliner Senat für die Opfer des islamistischen Terroranschlags auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ein äußerst zweifelhafter Imam auftreten durfte.

Dass Mohamed Matar von der Neuköllner Dar-as-Salam-Moschee in der Gedächtniskirche, also einem christlichen Gotteshaus, friedliche Worte sprach, ist für den Berliner Senat offenbar Ausweis genug für gelungene Integration. Es war schließlich nicht die erste Veranstaltung, auf der beispielsweise der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gemeinsam mit diesem Imam auftrat. Dessen Gemeinde wird vom Verfassungsschutz wegen vermuteter Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft beobachtet, doch das ficht den Berliner Senat nicht an.

Offenbar ist diese Auftritts- und Einladungspraxis aber auch ein Statement zum Umgang mit dem Islam. Lieber unterwirft man sich der Deutungshoheit der Radikalen, als die von diesen bekämpften liberalen Muslimen wenigstens in gleichem Maße anzuerkennen.

Seyran Ates, die bekanntlich in Berlin eine liberale Moschee gegründet hat und wegen zahlreicher ernstzunehmender Todesdrohungen unter Polizeischutz leben muss, wurde nicht einmal eingeladen, wie sie selbst jetzt auf Facebook mitgeteilt hat:

Außerdem sollte die Öffentlichkeit erfahren, dass wir/die Ibn Rushd - Goethe Moschee „bewusst“ nicht eingeladen wurden. Zu keiner der Gedenkfeiern!!

Darin sehe ich eine klare Positionierung gegen uns, gegen die liberalen und säkularen Bestrebungen innerhalb der muslimischen Community. Pfarrer Germer hatte sich ja eh schon gegen die Aktion unseres Gesellschafters, der seine Thesen zu Reformen im Islam an die Tür der besagten Moschee geheftet hat, geäußert.

Ich bin um 18:30h aus eigenem Antrieb zum Gottesdienst und zur anschließenden Gedenkveranstaltung. Darüber waren sicher nicht alle begeistert.

Leider habe ich ziemlich wenige Muslime wahrgenommen. Ich habe die vielen Muslime vermisst, die sonst gerne auf die Straße gehen und Fahnen schwingen. Dies wäre eine Gelegenheit gewesen, ein anderes Gesicht vom Islam, unserer Religion, zu zeigen. Schließlich starben 12 Menschen im Namen des Islam. Die Leugnung, dass diese Attentate was mit dem Islam zu tun haben, wird für mich immer unerträglicher.

Schämt euch! Alle, die immer noch verharmlosen und lieber wegschauen als die Verantwortlichen zu benennen.

Eine Art „Stockholmsyndrom“ macht sich breit. Das macht mir Sorge.

Siehe auch hier und hier

Der Beitrag erscbien auch hier auf sichtplatz.de

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Marc Moller / 27.12.2017

Warum hat man überhaupt einen Moslem eingeladen?`Waren etwa auch Moslems Opfer?Wenn nicht,warum hat man dann nicht auch Buddhisten,Hindus etc. eingeladen?

Wolfgang Richter / 27.12.2017

“Sag mir, wer Deine Freunde sind, und ich sag Dir, wer Du bist.” Die ansonsten als Zeichen der Friedfertigkeit der importierten Religion bei Bedarf hoch gelobten sogenannten “moderaten Muslime” gehören dem vorliegenden Beispiel nach jedenfalls nicht zu den von Berliner Senat und dort ansässiger Regierung besonders geschätzten Personen, auch eine Art der Konfliktvermeidung. Könnte man auch schlicht Feigheit nennen.

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