Susanne Baumstark / 04.12.2017 / 17:30 / Foto: Fortepan/Ebner / 10 / Seite ausdrucken

Ein Weihnachtsmarkt ist ein Weihnachtsmarkt

Von Susanne Baumstark.

In diesem Fall hat sie recht: Lamya Kaddor schreibt aktuell: „Lasst die Finger vom Christkind, von St. Martin, dem Nikolaus und allen anderen aus der Familie.“ Im Sinne von Political Correctness müsse man eben nicht zu neutraleren Namen kommen wie Lichtermarkt, Laternenfest oder Sonne-Mond-und-Sterne-Fest. Als Muslimin finde sie solche Traditionen schön und wichtig:

„Deutschland ist zu 60 Prozent von Christen bevölkert und hat eine lange christliche Vergangenheit. Es gibt keinerlei Veranlassung, die hieraus entstandenen Traditionen gezielt abzuschwächen oder gar zu tilgen. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die Muslime, und die machen gerade mal fünf bis sechs Prozent der Bevölkerung aus. Das ist keine Größe, an der sich andere universell orientieren müssten.“

Sie kenne auch keine Muslime, die eine Umbenennung von Weihnachtsmärkten oder St. Martinszügen verlangen würden. Ob es dennoch solche gibt, sei dahin gestellt.

Was es gibt und nicht zu knapp, sind deutsche Kindsköpfe aus der linksmarxistischen Szene, die ihren unreflektierten Atheismus wie einen Popanz vor sich hertragen und trotzig auf ihr „Lichterfest“ bestehen. Theoretischer Background ist etwa diese spinnerte Feinderklärung an die Religion aus dem Jahr 1909 – Feind in vorderster Front ist das Christentum und die heutige Lobbyaktivität für alles, was muslimisch daher kommt. Im Sinne der Taktik kein Widerspruch, wie Richard Niedermeier („Allianz gegen das Christentum“) meint: Ideologen wollten es lieber mit dem Islam als mit dem Christentum zu tun haben, denn:

„Der Islam bedient ihre Ressentiments gegen die Religion überhaupt und lässt sich trefflich anführen, wenn Religion als rückwärtsgewandt diffamiert werden soll …ist es heute der antichristliche Charakter des Islam, den man nutzen will. Dieses antichristliche Motiv ist in der Gegenwart stärker als noch in der Aufklärung. Denn die durch den Islam in Europa erst realisierbare multikulturelle Gesellschaft soll dazu beitragen, das Christentum auch in seinen kulturellen Erscheinungsformen auszulöschen. Der Islam wird also instrumentalisiert in einem Kampf um die Seele Europas.“

Kaddors Gegenrede ist daher durchaus zu begrüßen.

Susanne Baumstark, Jahrgang 1967, ist freie Redakteurin und Diplom-Sozialpädagogin. Ihren Blog finden Sie hier.

Foto: Fortepan/Ebner CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Christoph Kaiser / 04.12.2017

@J. Lenke: Ja warum denn nicht gleich unsere ganze Zeitrechnung über den Haufen werfen;-P

Thomas Wentingmann / 04.12.2017

Was Frau Kaddor hier macht, könnte auch sehr gut taqiyya sein. Also „religiöse Verhüllung“, „muslimische Täuschung der Ungläubigen”, solange die Muslime nicht in der Mehrheit sind bzw. keine Machtposition haben.

Mike Loewe / 04.12.2017

Häufig werden hinter der Umbenennung von Weihnachtsmärkten einfach echte oder vermeintliche kommerzielle Interessen stehen. Der Anteil von Muslimen in deutschen Innenstädten dürfte wesentlich höher sein als 6%.  Dass Muslime sich keine Umbenennung wünschen ist klar, aber viele von ihnen werden Weihnachtsmärkte einfach nicht betreten und folglich dort keinen Umsatz generieren. Wer als Standbetreiber diese Kuh melken will, wird vermutlich dafür sein, den Muslimen ihre “Schwellenangst” zu nehmen, mit den bekannten Folgen. Erwähnt werden sollte vielleicht auch, dass Weihnachten ursprünglich ein heidnisches Fest war.

Ralf Schmode / 04.12.2017

Sehr geehrte Frau Baumstark, natürlich gab und gibt es die Marxisten, die ganz selbstverständlich jedwede Religion als Werkzeug zur Unterdrückung der Werktätigen ablehnen. Konsequenterweise waren/sind dann ja auch fast alle sich auf Marx berufenden Staaten bzw. Regierungen atheistisch grundiert. Umso spannender finde ich daher immer wieder die Kirchentage beider Konfessionen, deren Funktionäre nicht müde werden, Christentum und Sozialismus nicht nur für vereinbar, sondern für einander bedingend zu erklären. Und so werden Kapital und Bibel gleichzeitig verbogen, dass es nur so kracht, um nicht von der eigenen Lebenslüge lassen und sich nicht eingestehen zu müssen, dass das Obsiegen des Sozialismus im Westen nur um den Preis der Unterdrückung des Christentums zu haben war, ist und sein wird. Vollends überfordert scheinen Kirchenfunktionäre allerdings mit der “Integration” des Islam zu sein. Während man mit viel Dialektik zwischen Christentum und Marxismus zumindest den einen oder anderen Anknüpfungspunkt konstruieren kann, geht das mit einer “Religion”, in deren Schriften es von Tötungsaufrufen gegen Anders- und Nichtgläubige nur so wimmelt, nicht ganz so locker von der Hand. Da muss dann schon, wie beim Verzicht auf das Tragen des Kreuzes durch die Herren Marx und Bedford-Strohm auf dem Tempelberg, der eigene Glaube glattweg verleugnet werden, um den neuen Herren zu Willen zu sein. Mit der Christen- und Judenverfolgung durch islamisch geprägte Regime und mit dem zunehmenen importierten Antisemitismus hierzulande beschäftigt man sich in diesen Kreisen deshalb auch eher ungern, das könnte schließlich den “interreligiösen Dialog” belasten. Dafür kuschelt man mit der BDS-Bewegung und “setzt Zeichen” gegen die AfD, weil die angeblich so antisemitisch ist. Hallo? Ich für meinen Teil bin froh, dass christlicher Glaube auch (oder vielmehr: gerade?) abseits der Vertreter der sogenannten Amtskirchen “funktioniert”. Und wenn wieder einmal ein Weihnachtsmarkt in “Wintermarkt” umbenannt wird, dann stimmt es mich hoffnungsvoll, dass inzwischen die Betreiber spätestens am Tag darauf in der Lokalpresse eine Erklärung nachschieben müssen, dass die Umbenennung auf keinen Fall wegen des Elefanten im Raum erfolgte und sowieso nix mit nix zu tun hat. Wären die Bürger nämlich so doof, wie die Appeaser und ihre medialen Klatschhasen sie gerne hätten, dann wären solche nachgeschobenen “Begründungen” gar nicht erforderlich. Dass man sie für nötig hält, zeigt, dass die “oben” denen “unten” nicht mehr trauen. Sie haben Recht damit, und das ist gut so.

Johannes Lenke / 04.12.2017

Wer christliche Feste umbenennen will, weil er deren religiösen Ursprung ( u. Sinn, soweit noch bekannt) nicht ertragen kann, solle doch bitte so konsequent sein und auch auf andere “Auswüchse” des Christentums verzichten, auf Feiertage und Weihnachtsgeld zum Beispiel.

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