Ich muss mich bei den hessischen Limburgern und ganz besonders bei der hessischen Limburgerin, die sich für ein veganes Glockenspiel eingesetzt hat, in aller Form entschuldigen. Ich habe den Menschen an der Lahn und ihrer Veganerin ein Käseproblem unterstellt, das sie gar nicht haben.
Man müsste schon eine sehr feine Nase haben, um den bekannt starken Duft des Limburger Käses aus Belgien bis ins hessische Limburg erschnüffeln zu können. Diese Nasal-Gabe werden die wenigsten haben. Kurz und gut: Der Käse, den ich in einem Text über die Limburger Glockenspiel-Posse den Lahn-Limburgern zugeschrieben habe, war eine Fake News. In unserem deutschen Limburg stinkt nichts. Es handelt sich um eine schöne, geruchsneutrale Stadt. Wenn den Limburgern etwas gestunken hat, dann allenfalls der leicht überteuerte Bischofssitz, den sich der inzwischen nach Rom verbannte Franz-Peter Tebartz-van Elst gegönnt hat.
Meine Entschuldigung richtet sich natürlich auch an die belgische Provinz Limburg, der ich die Ehre geraubt habe, einen der am stärksten riechenden Käse Europas entwickelt zu haben und herzustellen. Und wenn es nur der Raub allein gewesen wäre. Dass ich das stolze Produkt der Belgier bedenkenlos nach Deutschland verschleppt habe, ist angesichts der belasteten deutsch-belgischen Geschichte unverzeihlich.
Der Limburger als Pionier der doppelten Staatsbürgerschaft
Als Wiedergutmachung kann ich nur ein öffentliches und uneingeschränktes Lob des belgischen Käses anbieten. Was manche Unwissende Nase rümpfend als Stinke-Käse bezeichnen, ist in Wahrheit ein äußerst aromatisches und vor allem würziges Produkt, das, umgeben von einer weichen Rotschmiere-Rinde, auch anspruchsvolle Gaumen entzücken sollte. Auch historisch ist der Limburger, dem dieses Lob zusteht, eindrucksvoll, wurde er doch ursprünglich von Mönchen des Herzogtums Limburg hergestellt. Dass gerade Mönche, ob in Limburg oder anderswo, einen feinen Gaumen und eine sensible Nase haben, steht außer Zweifel.
Allerdings ist der Limburger bei näherem Hinriechen doch nicht so heimattreu, wie es ein aufrechter Belgier von ihm erwarten könnte. Das intensive Milchprodukt wird längst auch anderswo hergestellt, vor allem im Allgäu, also doch in Deutschland. Hier wird er – wegen seiner Optik - auch Backsteinkäse genannt. Der Backstein-Limburger ist schon vor annähernd zweihundert Jahren – nicht ganz, aber doch teilweise – ins Allgäu übersiedelt, also in einer Zeit lange vor den politischen Belastungen, die das zwanzigste Jahrhundert heraufbeschworen hat. Darum sollte man dem eingewanderten Käse ganz unverkrampft ein deutsches oder zumindest bayerisch-schwäbisches Heimatrecht einräumen. Ja, wir sollten den Limburger als einen Pionier der doppelten Staatsbürgerschaft jenen Menschen unter die Nase halten, die auf einer exklusiven, allein selig machenden Staatsbürgerschaft bestehen und keine anderen Staatsbürgerschaften neben sich dulden.
Was ich aber nicht verstehen und auch nicht billigen kann, ist der Umstand, dass der belgische Limburger nicht einfach ins hessische Limburg übergesiedelt ist. Hier hätte er sich doch sicher allein aus Gründen der Namensgleichheit schneller heimisch gefühlt als bei dem weiter entfernten und eigenwilligen Bergvolk des Allgäus. Zumal es damals in Limburg sicher noch keine Veganerinnen gegeben hat, die sich an dem Käseprodukt hätten reiben können.
Aber nein, der Käse musste ins Allgäu auswandern. Und ich habe jetzt den Salat mit dem von mir falsch platzierten Tilsiter, pardon: Limburger.