Michael Miersch / 13.10.2012 / 09:27 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (19. Teil)

Ich habe mal zusammengeschrieben, welche Weltanschauung seit Jahren auf Partys, in Kneipen und bei Zusammenkünften aller Art an meine Ohren schwappt. Die anderen Folgen des Schwabinger Monologs finden Sie, indem Sie in der Steuerungsleiste links auf meinen Namen klicken.

„…Krieg ist nie eine Lösung. Gerade wir Deutschen sollten das gelernt haben. Aber die Amis lernen es wohl nie. Wenn die Amis von ihren inneren Widersprüchen ablenken wollen, marschieren sie einfach irgendwo ein. Besonders schlimm sind die Republikaner, die glauben, dass man mit der Waffe in der einen Hand und der Bibel in der anderen alle Schwierigkeiten lösen kann. Aber so geht das nicht, die Welt ist eben komplizierter als es uns die Hollywoodfilme vorgaukeln. Wenn die einzig verbliebene Weltmacht auf diesem Niveau Politik betreibt, muss es im Desaster enden.

Und so endet es ja auch regelmäßig. Die USA stehen am Abgrund, wirtschaftlich, geistig und moralisch. Seelenruhig wird weiter konsumiert und verschwendet. Das stand auch in der „Süddeutschen Zeitung“. Problemlösung ist nichts, womit sich ein Amerikaner beschäftigt und wenn doch, beschränkt es sich auf plumpe Parolen. „God bless America“, und der Rest wird sich irgendwie ergeben. Das ist mir die Besonnenheit und Nachdenklichkeit des alten Europa lieber. Die Antworten, die die Amis auf Krisen finden, sind brutal und einfältig. Ähnlich wie ein Kind, das sich seiner Verantwortung noch nicht bewusst ist, reagieren sie zornig und beleidigt. Auf innere Widersprüche wird mit äußeren Aggressionen reagiert. Deswegen haben sie Afghanistan, Irak und Libyen überfallen. Die Logik dahinter ist so perfide wie primitiv: Wenn Amerika im Krieg steht, vereint sich das Volk hinter dem Präsidenten. Niemand spricht in einer solchen Zeit die inneren Widersprüche an. Jeder will Patriot sein. Diese Art von Nibelungentreue haben wir in Europa zum Glück hinter uns gelassen, weil wir wissen, wohin blinde Begeisterung führen kann. In Amerika, in Gottes eigenem Fastfood-Restaurant, ist man aber noch nicht so weit.

Wir waren ja auch schon in den USA, in New York. Aber das ist ja eigentlich noch nicht das typische Amerika, sondern noch halb Europa. Da gibt es wenigstens ein paar kritische Köpfe und die „New York Times“, die ist gar nicht so schlecht. Das Sagen haben aber leider diese Schwachköpfe im Mittelwesten, die außer der Bibel noch nie ein Buch gelesen haben. In New York begegnet man andererseits auf Schritt und Tritt Touristen. Das nervt natürlich. Fast schon wie auf Mallorca.

Der Massentourismus ist auch so eine Plage. Sangria saufen aus Eimern. Da schämt man sich ein Deutscher zu sein. Diese Ballermann-Touristen sind auch nicht besser als die Nazis. Das traut sich aber keiner unserer Politiker zu sagen, im Gegenteil kuschen sie vor diesen Leuten. Weil sie Angst haben von diesen Bildzeitungslesern nicht mehr gewählt zu werden.

Wir reisen immer abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Meistens in ruhige Gegenden. Etwas Kultur, authentische Menschen kennen lernen, und etwas Erholung, so sieht unser Programm aus. Und wo es geht, setzen wir auch mal ein politisches Zeichen. Etwa in New York, da saßen auf einer Parkbank nebeneinander ein alter Jude und ein alter Araber. Ganz ruhig, ganz freundlich. „It’s possible!“, habe ich ihnen aufmunternd zugerufen. Ich glaube, sie haben gespürt, was ich ihnen klar machen wollte. Ja, so könnte es auch im Nahen Osten gehen.

Wir waren auch schon auf Kuba, um es noch zu sehen, ehe der Kapitalismus die Zuckerohrinsel übernimmt. Es spricht ja vieles dafür, dass es nach Castro ein anderes Kuba sein wird. Die US-Konzerne scharren schon ungeduldig mit den Hufen und wollen zum Sprung auf die Insel ansetzen. Wir haben das alte Kuba noch kennen gelernt. In unserem Fotoalbum wird es überdauern, nachdem McDonald‘s die Insel längst erobert hat.

Wir versuchen Touristen wo es nur geht aus dem Weg zu gehen, und bereiten uns sehr intensiv auf unsere Reisen vor, mit Sprachkursen und Landeskunde. Wir betreiben interkulturelle Reisen und zeigen unseren Respekt vor der Kultur des jeweiligen Landes. Generell betrachten wir Reisen als eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und anderen Menschen die Hand zu reichen…“

Wird fortgesetzt

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