Michael Miersch / 06.10.2012 / 10:48 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (18. Teil)

Ich habe mal zusammengeschrieben, welche Weltanschauung seit Jahren auf Partys, in Kneipen und bei Zusammenkünften aller Art an meine Ohren schwappt. Die anderen Folgen des Schwabinger Monologs finden Sie, indem Sie in der Steuerungsleiste links auf meinen Namen klicken.

„…Apropos zusammenfinden: Im Gegensatz zu dem, was die meisten glauben, gibt es auch zwischen Israelis und Palästinenser viel mehr Dinge, die sie verbinden als solche, die sie trennen. Gewaltspirale! Hass! Wenn über den Nahostkonflikt berichtet wird, überwiegen die negativen Zuschreibungen. Natürlich, es ist eine verfahrene Situation, beide Seiten kämpfen um dasselbe Land und beide Seiten haben recht. Es muss eine Zweistaatenlösung gefunden werden, da sind sich alle einig. Nur wie der Weg bis dahin aussehen soll, darüber streiten sich alle Beteiligten. Die Fronten wirken verfahren und verhärtet. Doch in Wahrheit gibt es viel mehr, was die beiden Völker verbindet, als man denkt.

Beide haben leidvolle Erfahrungen mit dem Terrorismus machen müssen. Auch die Israelis haben Probleme, die eigenen Extremisten unter Kontrolle zu halten. Nur mit dem Unterschied, dass sich die jüdischen Fanatiker keinen Sprengstoffgürtel umbinden, sondern Betonmischmaschinen anwerfen um Siedlungen in den Palästinensergebieten zu bauen. Israelis und Palästinenser vereint die historische Verbundenheit mit diesem Land, sie vereint der gemeinsame Kampf gegen die Extremisten beider Lager. Das sind doch Gemeinsamkeiten, die ein Fundament für einen gerechten Frieden bilden würden! Aber die Zionisten wollen gar keinen Frieden. Sie wollen die Kolonialherren sein und ihr Apartheidsystem aufrechterhalten.

Natürlich ist das Schwarz-Weiß-Weltbild der zionistischen Scharfmacher bequemer. Es gibt die Guten und die Bösen. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, so tönte schon George W. Bush. Doch zum Streit gehören immer zwei. Es gibt nicht den Helden und den Schurken. Das ist wie im Sandkasten. Das eine Kind haut dem anderen sein Schäufelchen auf den Kopf und wird getadelt. Aber meistens hat Aggression eine Vorgeschichte. Vielleicht wächst das aggressive Kind ohne Liebe auf? Ein Schlag mit der Schaufel kommt nicht aus dem Nichts, er erzählt eine Geschichte. Egal ob im Sandkasten oder in der Weltpolitik. Es ist es wichtig, zu deeskalieren, Vorurteile abzubauen und den Dialog zu suchen. Ohne Vorbedingungen. An einem Konflikt sind immer beide beteiligt. Beide müssen ihn klären.

Jeder vernünftige Mensch weiß doch, wer mit Härte reagiert erzeugt dadurch nur eine Spirale der Gewalt. Aber auf dem Ohr sind die Israelis taub. Gewalt kann nie eine Lösung sein, nie. Auf Gewalt folgt Gegengewalt. Wenn man erstmal in der Gewaltspirale drinsteckt, kommt man da kaum wieder heraus. Es ist wie ein Strudel im Wasser, der alles nach unten zieht. Es geht doch auch anders. Dialog ist möglich. Man muss es nur wollen. In Südafrika hat es doch auch geklappt. Oder die Runden Tische der Wendezeit in der DDR. Aber gerade die Regierungen in Israel und den USA, die wollen doch gar nicht zuhören, die wollen draufhauen, und zwar mit allen Mitteln. Nach dem 11.September hätte man auch eine Polizei-Spezialeinheit aufstellen können, welche die Verantwortlichen sucht. Aber nein, man fing an, ganze Länder zu bombardieren, wegen eines Häufleins Terroristen. Als seien die Afghanen und die Iraker nicht Menschen wie wir…“

Wird fortgesetzt

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