Ich habe Herrn Gauck persönlich mehrmals getroffen, da war er noch nicht Bundespräsident, und war von seiner Art zu reden und auch zu kommunizieren sehr angetan. Es gab viele interessante Gespräche. Auch die Energie, die er daransetzte, Systemmitläufer der Kirche bloßzustellen und die Versuche Merkels, Gauck in diesem Amt zu verhindern, ließen mich für ihn einnehmen. Seine angeblichen Vergünstigungen in der DDR sah ich etwas anders, da ich mich zum einen mit dem Machtapparat der DDR viel beschäftigt habe und zum anderen auch Verwandtschaft in der ev. Kirche der DDR hatte und so einige Internas erfuhr. So gab es zum Beispiel auch für Seelsorger Zuwendungen in D-Mark aus dem Westen, von der DDR geduldet, damit diese nicht in den Westen auswandern. Zu denken gab mir etwas anderes: Als Gauck zum Ehrenbürger Rostocks ernannt werden sollte, erlebte ich unter meinen Rostocker Freunden eine intensive Diskussion und es war nicht sofort absehbar, dass auch die Abstimmung pro Gauck ausgehen würde. Dabei spielte gerade seine Zeit als Rostocker Pfarrer eine große Rolle. Doch ich glaube, wenn an einem Mitläufertum Gaucks etwas drangewesen wäre, wäre dieses, wie so viele andere Internas aus DDR-Zeiten spätestens zum Zeitpunkt seiner Kandidatur durchgesickert. Dazu hatte er sich mit der Gauckbehörde viel zu viele auch hochrangige Feinde gemacht und die Geschichte zeigt, dass sowas hier in Deutschland nicht geheim bleibt.
Diesen Lobgesang kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Nicht nur, dass ich diese bereits erwähnte Einteilung in Hell-und Dunkedeutschland ebenso wie mein “Vorschreiber” einfach unsäglich finde. Die meisten Ergüsse von Herrn Gauck zum Thema “illegale Einwanderung” waren schlichtweg unerträglich. Außerdem beschleicht mich der unangenehme Gedanke, dass für ihn der glamouröse Job als Bundespräsident nicht mehr ganz so attraktiv ist, seitdem er damit rechnen muss, beim Bad in der Menge mit “Hau-ab”-Rufen und anderen Äußerungen eher geringer Begeisterung empfangen zu werden. Zur Vasallentreue gegenüber Merkel kommt also auch noch Feigheit vor dem Feind.
Ein deutscher Bundespräsident hat nicht viel Macht. Er hat lediglich die Macht des Wortes. Ein guter Bundespräsident nutzt diese Macht, um Missstände zu kritisieren, um durch diese Kritik Diskussionen anzustoßen und um durch diese Diskussionen zu einer Beseitigung der Missstände beizutragen. Niemals zuvor sind in der Bundesrepublik Deutschland - und in der Europäischen Union - Gesetze und Verträge (No-Bailout-Klausel, Dubliner Übereinkommen etc.) so eklatant und ohne jegliche demokratische Legitimation gebrochen worden wie während der Amtszeit von Joachim Gauck. Joachim Gauck hat zu all dem geschwiegen. Stattdessen hat er die Kritiker der Missstände beleidigt und Deutschland in Hell- und Dunkeldeutschland gespalten. Er ist nicht der beste Präsident Deutschlands seit Weizsäcker. Er ist der schlechteste Präsident Helldeutschlands seit eh und je.
Danke Herr Damaskinos für Ihren sehr, sehr guten Leserbrief. Dieser Brief spricht mir so aus dem Herzen, ich werde ihn in Ehren halten. Da ich Herrn Weimer als kritischen Geist aus früheren Presseclubs (heute schaue ich nicht mehr) kenne, habe ich mir die Frage nach der Satire ebenfalls gestellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Beitrag ernst gemeint sein soll.
Herr Gauck wurde und wird immer wieder zu einem “Bürgerrechtler”, verklärt- und er hat sich diese Zuschreibung wohl auch gerne gefallen lassen. Sie trifft aber nicht zu. Gauck war evangelischer Pastor. Als solcher stand er dem DDR-Regime distanziert gegenüber, wusste aber (im Gegensatz zu den Bürgerrechtlern) den Apparat und auch den Schutz der Kirche hinter sich. Sicher hat er den Spielraum ausgenutzt den ein Pastor in der DDR hatte, aber in offener Opposition zum Regime stand er bis zum Herbst 1989 nicht. Dass er in den 1970er und 1980er Jahren mehrfach in den Westen reisen durfte, kann wohl nur derjenige richtig einordnen der weiss dass “Westreisen” das grösste Privileg waren welches es in der DDR gab. Es hat schon seinen Grund, dass Herr Gauck im Osten Deutschlands stets viel kritischer betrachtet wurde als im Westen. Seine Rolle als Bundespräsident hat Gauck ordentlich ausgeführt- das wars dann aber auch schon. Für eine Verklärung seiner Amtsführung gibt es keinen Anlass. Thomas Schmid hat in der Welt hierzu vor drei Tagen einen sehr lesenswerten Artikel (“Es ist gut, dass Joachim Gauck geht”) geschrieben.
Herr Weimer - ein Bundespräsident, der jeden, der mit Merkels Politik nicht einverstanden ist, als “Pack” bezeichnet, hat weder Demokratie noch Rechtsstaatlichkeit verstanden. Herr Gauck hat sich mit seiner Haltung nur für den Staatsrat der DDR empfohlen.
Einige Seltsamkeiten aus dem Leben des Herrn Gauck werden hier wohlweislich nicht erwähnt. Der “Bürgerrechtler” trat 1989 nicht in Erscheinung. Seine beiden Söhne durften noch zu DDR-Zeiten in Hamburg studieren und zudem die Fahrten zwischen Rostock und der westdeutschen Hansestadt mit einem VW zurücklegen. Welchem anderen Bürger der DDR wurden solche Privilegien zuteil, zumal wenn er der kirchlichen Opposition angehörte? Als 1994 Stefan Heym den ersten gesamtdeutschen Bundestag als Alterspräsident eröffnete, lancierte die Gauck-Behörde zuvor die Meldung dieser sei IM der Stasi gewesen. Eine Behauptung, die sich später als völlig haltlos erwies, jedoch ihren Zweck wohl erfüllte.
Wie gut, dass hier schon zwei Vor-Kommentatoren heftig genug den Kopf geschüttelt haben, dann muss ich es ja nicht mehr machen und kann mich in Ruhe der spannenden Frage widmen, wie ein ansonsten so klarsichtiger Autor DERARTIG ins Klo fassen kann! Entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber ich wollte nicht schließen, ohne den Grad meiner Fassungslosigkeit verdeutlicht zu haben. Na gut - um mit dem genialen Pat Condell (dem sowas allerdings nie passiert wäre) zu schließen: Peace!
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