Wir Berliner sind es seit Jahrzehnten gewöhnt, dass ohne rechtlichen Konsequenzen mit Steinen und Flaschen bewaffnete Gewalttäter ganze Viertel unter ihre Kontrolle bringen, Autos und Gebäude anzünden, Missliebige mit Kot- und Buttersäureattentaten vertreiben und Polizisten schwer verletzen, da sie von einflussreichen Kräften angetrieben, gedeckt oder toleriert werden. Es reicht selbst bei schlimmsten Gewaltaten vollkommen aus, sich als “Antifa” zu bezeichnen und schon signalisieren die Medien Verständnis. So richtig in Fahrt kam das Ganze, als 1989 der SPD/AL-Senat startete und Justiz- und Innenverwaltung Polizei und Staatsanwälte “kastrierte”, Verfolgungsappate auflöste und Strafanzeigen nicht bearbeitete. Etliche Staatsanwälte schrieben der damaligen Justizsenatorin einen offenen Brief, in dem sie ihr vorwarfen, dass “sie mit Ihren Massnahmen die Berliner Bevölkerung den Verbrechern aussetze, was sie überhaupt nicht störte, da “sie persönlich Täter interessanter als Opfer fand”. Stattdessen wurden nach einem Strategiepapier mit gefälschten Vorschriften und unzutreffenden Gründen unbescholtene Bürger (Selbständige und Hausbesitzer (sic)) wie Verbrecher gejagt und alle machten wieder mit oder schwiegen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich von vielen ehemaligen DDR-Bürgern fassungslos gefragt wurde: “Was ist denn das für eine Justiz?” Beim Amtsgericht Tiergarten fühlten sich Intensivtäter pudelwohl, wurden kumpelhaft behandelt, während Opfer, Polizei und Zeugen nichts zu lachen hatten und äusserst rüde abgefertigt wurden. So wurden RichterInnen von den Tätern schon mal beauftragt. “der Polizei die ständigen Belästigungen zu verbieten”. Ich selbst wurde dort in einer Verwaltungssache zwei Tage lang bestialisch von der Richterin B. zusammen gebrüllt, die wutentbrannt klares Bewismaterial auf den Fußboden warf und das Urteil wortwörtlich von dem eines anderen Gerichts abschrieb. Ich hatte es gewagt auf die schlimme Rechtswidrigkeit und die kriminellen Hintergründe dieser existenzvernichtenden Verwaltungsakte hinzuweisen und das nimmt die Justiz seit 1933 eben übel. Die Richterin B., die überhaupt nicht in der Lage war, einen ordentliche Verhandlung zu führen, wurde übrigens nie bestraft, sondern an das Landgericht befördert, da sie ja als unabhängige Richterin nur im Auftrage gehandelt hatte.
Es ist ein Versäumnisurteil, das heißt hier hat niemand recht bekommen. Es wurde nur festgestellt, dass der vorgeschriebene formale Weg nicht eingehalten wurde. Das nennt man Rechtsstaat. Unrechtsstaaten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ihrer Rechtssprechung “unbürokratisch”, also willkürlich vorgehen.
Ein schönes Beispiel dafür, dass man sich Sorgen um den Rechtsstaat machen kann, der sich vor lauter Linkspopulismus immer mehr wie eine Diktatur aufführt. Dass er dabei hemmungslos auf Stasi-Know-How zurückgreift (z.B. Achse Maas-Kahane) ist die endgültige Offenbarung.
Diese unsere Machthaber sind keineswegs auf dem linken Auge blind. Sie sehen genau, wie die linksautonome Szene erstarkt ist, sie haben ja das Ihre dazu getan. Sie, das sind Leute wie Bundesjustizminister Maas, dessen Abwertung von Teilen seines Souveräns ebenso indiskutabel, peinlich und antidemokratisch ist wie die seines Genossen Gabriel. Sie, das ist die Ex-Stasi-Spitzelin (wie bitte ist in gutem altem Deutsch die weibliche Form von Spitzel?) , die nun als Helfershelfer im ersten „bundesweiten Einsatztag“ zur Bekämpfung von „Haßsprache“ im Internet dienen, dabei aber Haßportale wie indymedia oder andere linksradikale Internetseiten völlig unberührt lassen. Wo ist die politische Mitte in Deutschland? Wo die konservative Rechte? Politische Felder, die dereinst (viele der Jüngeren werden sich daran nicht mehr erinnern können) von CDU/CSU besetzt wurden, sind nun verwaist, eine Partei, von der man dachte, sie könne das nationalliberal-konservative Feld neu besetzen, zerlegt sich gerade selbst. CDU/CSU sind einerseits heute so links wie die SPD in den 1970ern und andererseits von der Pfarrerstochter auf Jasager reduzierte Entourage ohne Format und (Gegen-)Gewicht. Die SPD hat mit einer Arbeiterpartei so viel gemeinsam wie Donald Trump mit einem Dalai Lama - wer hat uns verraten? Sozialdemokraten - der Rot-Frontkämpferspruch ist heute wieder aktuell. Grüne sind von Extremlinken eh kaum zu unterscheiden und die Mitglieder der SED-Nachfolgepartei kommen vor lauter Händereiben nicht zum applaudieren. Demokratie und Deutschland? Meinungsfreiheit in Deutschland? Ja, das gab es mal. Ist lange her. Heute haben wir Gesinnungsschnüffelei, Diffamierung (und Schlimmeres) des politischen Gegners, willfährige Gerichte, hilflose Polizei und skrupellose Politik. Mir kommt immer der Songtitel von Joachim Witt in den Kopf: Wann kommt die Flut.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.