Sich auf Wahrheitssuche (oder Entdeckung des Selbst) zu begeben, kann zu einer nervenaufreibenden, aber spannenden Sache werden. Vielleicht ist es wie die Suche nach dem Goldschatz. Zunächst muss man sich mit dem Finden winziger Stückchen zufrieden geben. Doch der wahre Goldsucher ist von einer Sucht gepackt, er verfolgt ein Ziel, ohne genau zu wissen, worin es besteht. Und er nimmt Strapazen und Rückschläge in Kauf. Er ist dankbar für jeden Hinweis, doch überlässt er seine Suche niemals einer weltlichen Autorität und käme sie noch so kirchlich daher. Er beschäftigt er sich mit Dingen, die gar nichts mit Wahrheits- oder Selbsterkenntnis zu tun haben, oder mit der Entdeckung des Gesuchten. Zumindest auf den ersten Blick nicht, handelt es sich doch um recht Banales, der Gedanke an Gold scheint weit entfernt. Und doch kommt er dem Goldschatz immer näher. Es muss ihm nur bewusst werden, er muss lernen zu beobachten. Und er darf keinem von ihm selber oder anderen festgelegten Bild entsprechen wollen. Dann können wahre Wunder zu Tage kommen.
Die “Gesellschaft als Quelle der Wertvorstellungen”? Von der Antike bis zur Gegenwart gab und gibt es Gesellschaften, die es als gerechtfertigt ansahen, Menschen als Sklaven zu halten oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu töten. Und die Kirche soll mir als Maßstab dienen? Jene Kirche, die einst Menschen folterte, weil sie das heliozentrische Weltbild vertraten?
Was soll man davon halten, was ein esoterischer, amerikanisch geprägter Denker so sagt? Alt-Papst Benedict behauptete, der Mensch besitze keine Wahrheit, eher besäße die Wahrheit den Menschen. Darüber kann man sehr lange nachsinnen. Es ist weise, obwohl metaphysisch. Die Menschen leben an ihren Wünschen entlang. Nicht an den sie betreffenden Wahrheiten. Die nehmen sie nur an, wenn es im Konfliktfall keine andere Wahl gibt. Auch die katholischen Würdenträger wollen im Wohlstand möglichst alt werden. Die Einladung, als nächster Messias ans Kreuz genagelt zu werden, würden sie dankend ablehnen.
Die Bergpredigt, der kategorische Imperativ Kants, Goethes „Westöstlicher Divan“, Schillers „Das Ideal und das Leben“ Adornos „minima moralia“, sind Prämissen vernunftbegabten Tuns oder Unterlassens. Allein, der Euphemismus vom „mundus vult decipi, ergo decipiatur“, beherrscht den Zeitgeist. Fake News wurde Methode. Sie vergewaltigt erfolgreich die Wahrheit.
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