“The longest blowjob a Jew ever received.” Daily Show-Host Jon Stewart hat auf seine Art deutlich gemacht, dass die minutenlangen donnernden Standing Ovations, die Netanyahu von den republikanischen Abgeordneten erhalten hat, nicht so sehr dem Inhalt der Rede geschuldet waren. Beiden Seiten ging es darum mit diesem formell schmutzigen Akt den Commander-in-Chief zu brüskieren. In Israel und den USA stehen große Wahlkämpfe an, da kann nicht gekleckert und auf jede Etikette geachtet werden. Gerade die Republikaner stehen angesichts einer möglichen Kandidatur von Hillary Clinton – die Zeichen verdichten sich – vor einer scheinbaren Mission Impossible. Selbst Mitt Romney möchte nicht mehr antreten. Und der will eigentlich immer. Innenpolitisch hinterlässt Obama ein relativ vorzeigbares Haus, die Wirtschaft brummt durchaus und sozialpolitisch ist ihm mit seiner Gesundheitsreform ein kleines Husarenstück geglückt. Lediglich in der Außenpolitik fehlen die ganz großen Erfolge, hier böte sich Angriffsfläche an. Ein für alle Beteiligten zufriedenstellender Verhandlungsabschluss mit dem Iran wäre zum Abschluss von Obamas Amtszeit das Worst case Szenario für jeden republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Der Brief an den Iran soll also tatsächlich das Schlimmste verhindern – eine neuerliche Wahlniederlage In so fern wundert es nicht, dass Ted Cruz und Co. alles daran setzen die Verhandlungen mit dem Iran zu torpedieren. In Stil und Rhetorik den Mullahs angepasst, pfeifen sie auf Diplomatie und markieren den starken Max. Ganz im Geiste derer, die schon immer ganz genau wussten wo Gut und Böse zu verorten sind. Die schon immer ganz genau wussten, wer sich für harte Sanktionen und wer sich für die “rechtzeitige Lieferung militärischen Materials” eignet. Das die Obama-Administration in diesen Fragen einen Schlingerkurs fährt kann nur als außenpolitischer Fortschritt bezeichnet werden.
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