Rainer Bonhorst / 16.01.2013 / 18:57 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Bild sagt mehr als tausend Bomben

Seit Jahrzehnten bemühen sich Freunde und Feinde Israels, den Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis zu lösen. Das war bisher ein unentwirrbares Problem. Und kein Alexander war in Sicht, der den gordischen Knoten durchschlägt.

Jetzt endlich haben wir ihn: Bushido der Große hat es getan. Die Landkarte auf seiner Homepage zeigt ein weiß-schwarz-grün-rotes „befreites Palästina“, das die Westbank, Israel und Gaza umfasst. Bushido hat den Knoten durchschlagen, indem er sich optisch von dem ewigen Hin und Her um eine Zwei-Staaten-Lösung verabschiedet und kurzer Hand eine Ein-Staaten-Lösung unter Verzicht auf Israel verwirklicht hat.

Tja, lieber iranischer Präsident Ahmadinedschad und liebe Hamas-Palästinenser: Da ist euch wohl einer zuvor gekommen. Während ihr euch mit Verbalattacken (Ahmadinedschad) und Raketenattacken (Hamas) begnügt, setzt Bushido auf die Kraft der Illustration. Und schwupp – schon ist Israel von der Landkarte verschwunden. Und bleibt verschwunden. Denn Bushido ignoriert jede Kritik an seinem Israel-Exorzismus. Schließlich ist er ein Samurai, der den „Weg des Kriegers“ (das nämlich bedeutet Bushido) eingeschlagen hat. Bushido ist zwar kein echter Japaner, sonst hieße er bürgerlich nicht Anis Mohamed Youssef Ferchichi. Er ist ein waschechter Berliner. Vor allem aber ist er ein Gangsta-Rapper.

Gangsta-Rapper sind die Samurai des Musikgeschäfts. Sie verbreiten mit rhythmischen Publikumsbeschimpfungen Furcht und Schrecken. Peter Handke würde vor Neid erblassen, wenn er nicht schon erblasst wäre. Für ihre Publikumsbeschimpfungen bekommen die Gangsta-Rapper jede Menge Musikpreise. Die muss man als eine Art Schutzgeld verstehen, weil mit Gangsta-Rappern nicht zu spaßen ist. Könnte es sein, dass Bushido von Israel noch keinen Musikpreis bekommen hat? Da kann ich nur sagen: selbst schuld. Wer einem Gangsta seinen Musikpreis verweigert, der muss sich nicht wundern, wenn er von der Landkarte verschwindet.

Was bedeutet die Vernichtung Israels mit grafischen Mitteln für die Bürger des Landes? Nichts Gutes. Schließlich weiß jeder: Ein Bild sagt mehr als tausend Bomben. Israel muss sich seinem Gegner stellen und ihn mit den eigenen Waffen schlagen. Wäre ich ein Israeli, ich würde ihn derart in Grund und Boden klezmern, dass ihm Hören und Rappen vergeht.

Wahrscheinlich würde es dann aber wieder heißen, dass die Klezmermusik den Weltfrieden bedroht.

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