Rainer Bonhorst / 08.04.2017 / 13:02 / 2 / Seite ausdrucken

Ein Bayer für Schottland?

Da ich den Brexit und sein Drumherum immer lustiger finde, möchte ich hier noch auf eine wenig beachtete seitliche Arabeske des Themas hinweisen. Es geht um die Frage: Was geschieht mit der Königskrone, falls die Schotten sich von den Engländern verabschieden, um weiter in der EU zu bleiben? Na ja. Sie werden wohl weiter unter dem königlichen Schutz der zweiten Elizabeth bleiben. Die Queen vereint unter ihrer Krone immer noch alle möglichen Untertanen, warum also nicht auch unabhängige Schotten? Schließlich versteht man sich seit knapp 500 Jahren als ein Vereinigtes Königreich.

Vorher hatten die Schotten allerdings ihre eigenen Könige und die Vereinigung war seinerzeit ungefähr so freiwillig wie die Vereinigung der SPD und der Kommunisten zur SED. Was den Schotten die Zwangsvereinigung erträglich machte: Sie stellten selber lange Zeit den gemeinsamen König beziehungsweise die gemeinsame Königin: Schotten aus dem Hause Stuart. Aber dann wurde die alte schottische Linie der Stuarts wegen ihres gefährlichen Neigung zum Katholizismus vom Thron gestoßen und ein protestantischer deutscher Georg aus Hannover wurde zum König beider Länder gemacht.

Eine kleine radikale Gruppe verbitterter Schotten, die sich nach dem ersten Stuart-Doppelkönig James (Jakob) die „Jakobiten“ nennen, hat den Engländern diesen Verlust nie verziehen. Und diese Jakobiten wissen ganz genau, welchen kurvenreichen Weg ihre verstoßene Stuart-Linie seither durch die Generationen zurückgelegt hat.

Das verwaiste Erbe wanderte nach Bayern

Und der sieht so aus: Die Stuarts blieben in direkter Linie bald ohne männlichen Erben. Der nächstbeste Thronanwärter gehörte dem Haus Savoyen an. Von dort hüpfte der Anspruch nach Österreich. Und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wanderte das verwaiste Stuart-Erbe – man lese und staune – nach Bayern, und zwar zu den Wittelsbachern.

Heute ist Franz II das Oberhaupt der Wittelsbacher. Und ginge es nach dem Willen der schottischen Jakobiten, dann wäre dieser Herzog, der im Münchener Schloss Nymphenburg residiert, der eigentliche König von Schottland.

Der kunstsinnige, nicht auf Umsturz bedachte Bayer verweigert sich solchen Ambitionen. Und die Jakobiten sind auch in ihrer schottischen Heimat eine winzige, freundlich belächelte Minderheit. Es besteht also wenig Hoffnung, dass im Falle eines Schoxit aus dem Königreich unser Herzog Franz seine Bayerntracht gegen den schottischen Kilt samt Sporran eintauscht.

Eigentlich schade. So ein Bayer auf dem Schottenthron würde dem Brexit-Kuddelmuddel noch einen zusätzlichen Pfiff geben.

 

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Leserpost

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Roland Richter / 09.04.2017

Nur nicht noch mal einen deutschen adligen Versager auf einen ausländischen Thron. Das hatten wir schon in Griechenland und in Rumänien und es ist nie gut ausgegangen. Auch der August aus Sachsen war mal polnischer König (oder fast), aber mehr als lauter Kinder hat er nichts Großartiges geschafft. Es wenigstens zumindest deutsche Kinder, die er zeugte. Die herrlichen Baudenkmäler in seiner Hauptstadt haben seine Untertanen mit ihren Steuern bezahlt und gebaut haben sie begnadete Baumeister, zerstört haben sie dann die Amis zusammen mit den Briten. Wollen wir so etwas auch den Schotten wünschen?

Fuchs Christian / 09.04.2017

1.Scotland trennt sich von Britanien 2.Bayern trennt sich von der BRD 3.Bayern wird eine Monarchie 4.Bayrische Könige erheben Anspruch auf Scotland und Britanien (Windsorlinie aus Sachsen-Coburg- Franken ist von Bayern assimiliert). Bayern wird nicht Teil der EU Scotland schon. Alle Landwirte werden als scottisch declariert und erhalten EU Subventionen, alle Wirtschaftsunternehmen Englisch. Viva Bavaria!

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