Chaim Noll / 29.01.2018 / 17:00 / Foto: Freud / 12 / Seite ausdrucken

Ehre den toten Juden, Verachtung den lebenden

Seit Tagen flimmern durch meine Timeline auf Facebook die Fotos betroffen blickender Politiker und anderer Prominenter, die ein Blatt Papier in den Händen halten, darauf steht „We remember“. In der verabredeten Sprachregulierung ist dieser allgemein klingende Satz besetzt mit einer speziellen Erinnerung, der an den Holocaust. Sie wird dieser Tage besonders betont, weil der Antisemitismus in Deutschland wieder laut und offen hervortritt. Talkshows im Fernsehen sind dem Ereignis gewidmet, Feierstunden werden abgehalten, Beteuerungen verbreitet: „Wir werden nie vergessen...“

Das Versprechen ist, kaum ausgesprochen, schon gebrochen. Während man „gedenkt“ und „den Kopf verneigt“ (so wörtlich in der mir zugesandten Facebook-Botschaft des thüringischen Ministerpräsidenten Ramelow), breitet sich die neue Epidemie des Judenhasses ungehindert in deutschen Schulen aus. Zunächst unter Schülern „mit Migrationshintergrund“.

Während man die Opfer von gestern ehrt, überlässt man die von morgen ihrem Schicksal. Unter denen, die mit der Phrase „We remember“ betroffen in ein Handy blicken, sind auch gestandene Feinde des jüdischen Staates, der einzigen Sicherheit, die Europas Juden haben. Sogar der deutsche Außenminister ließ sich mit dem Blatt Papier fotografieren, der den Judenstaat kürzlich als „Apartheidstaat“ bezeichnet hat, eine der übelsten Beschimpfungen, die seinesgleichen kennt.

Wer ist so naiv, von modernen Antisemiten zu erwarten, dass sie offen zugeben, Antisemiten zu sein? So offenherzig war man in Deutschland im neunzehnten Jahrhundert, als sich die Judenhasser in einer „Liga der Antisemiten“ zusammenfanden und ihre Aversion offen bekannten. In der NS-Zeit war Judenhass deutsche Staatsräson.

Nach der Katastrophe des Hitler-Reiches wurde es zunehmend als Zeichen von Dummheit verstanden, seine Gefühle so unumwunden auszudrücken. Um gerecht zu sein: Viele haben auch wirklich begriffen, dass es nichts bringt. Das deutsche Debakel war mit dem Massenmord an den europäischen Juden verknüpft, das hieß, offener Judenhass gemahnte an Deutschlands Niederlage – sozusagen ein Pawlowscher Reflex.

Der neue Judenhass gedeiht weitgehend ungestraft

Doch er funktioniert nicht mehr. Der neue Judenhass gedeiht weitgehend ungestraft. Er wird gespeist aus den unendlichen Tiefen islamischer Judenverachtung, die vielfach im Koran festgeschrieben ist, so dass sich jeder geifernde Imam in jeder beliebigen Moschee in Berlin, Brüssel, Paris darauf berufen kann. Keiner der „Gedenkenden“ und „Sich Erinnernden“ will daran denken oder sich erinnern, wie oft und wie böse heute in Europa auf Juden gehetzt und zu ihrer Tötung aufgerufen wird.

Unter türkischen, arabischen Schülern in Europa ist „Jude“ das meist gebrauchte Schimpfwort. Die deutschen, französischen, holländischen Mitschüler hören es vielleicht noch mit einem kleinen thrill, doch sie hören es täglich, und sie sehen und erleben jeden Tag, dass dieser Antisemitismus im Rahmen der Willkommenskultur toleriert wird.

Wenn der Islam zu Deutschland gehört, wie ein deutscher Bundespräsident formulierte, gehört auch der islamische Judenhass zu Deutschland. Ganz unvermeidlich – so, wie er seit anderthalb Jahrtausenden zum Islam gehört. Er wird gedeihen und um sich greifen, falls man nicht gegen ihn vorgeht. Bisher versuchen Europas Politiker, sich dieser unangenehmen, nicht ganz ungefährlichen Aufgabe zu entziehen. Es ist beglückender, moralisch erhebender, in Feierstunden der toten Juden zu gedenken, als sich für die Zukunft der lebenden einzusetzen.

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Michael Lorenz / 29.01.2018

Nicht zu vergessen, in was für vielfältigen Ausdrucksformen der moderne Antisemitismus inzwischen zum Ausdruck kommt: da wird in einer GEZ-finanzierten Talkshow eine Stunde lang das Phänomen beklagt, ohne dass die Ursache zur Sprache kommen darf bzw. vielmehr die Ursache dem üblichen Verdächtigen - dem ‘schon länger hier Lebenden’ - wahrheitswidrig an die Backe genagelt wird. Und ich bin mir fast sicher: eine Holocaustüberlebende eingeladen zu haben, diente ausschließlich dazu, dass das auch funktioniert! Denn eine sachlich-emotionslose Darstellung der Fakten ihr gegenüber hätte geradezu widerlich gewirkt. Ich bin mir sicher: genau auf den Effekt kam es den Staatsfunkern auch an! Wenn das nicht eine absolut bösartige Instrumentalisierung von Opfern ist - was dann?

Thomas Schade / 29.01.2018

Bei der gestrigen Anne Will-Sendung mit Esther Bejarano hatte ich den Eindruck, dass diese Gesellschaft bei voller Fahrt auf kurvenreicher Fahrbahn lieber in den Rückspiegel als nach vorne schaut.

Karla Kuhn / 29.01.2018

“Sogar der deutsche Außenminister ließ sich mit dem Blatt Papier fotografieren, der den Judenstaat kürzlich als „Apartheidstaat“ bezeichnet hat, eine der übelsten Beschimpfungen, die seinesgleichen kennt.” Gabriel, naja. Ich nehme den Mann nicht mehr ernst. Ein Außenminister der Deutschland im Ausland repräsentieren soll scheint von einem Fettnapf in den anderen zu treten. Aber vielleicht paßt er sich nur dem “neuen” Regierungsstil an ?? “.. dass dieser Antisemitismus im Rahmen der Willkommenskultur toleriert wird.” Und es werden noch viel mehr Asylanten/Flüchtlinge kommen, wenn erst die EU Regeln, daß JEDER in das Land reisen kann, wohin er will, in Kraft treten. Da steht natürlich Deutschland an erster Stelle, denn wahrscheinlich werden in keinem anderen Land so viele Milliarden für diese Menschen ausgegeben wie in Deutschland. Nach dem Schweden und Dänemark viele Asylanträge abgelehnt haben, kommen die abgelehnten Asylanten auch noch zu uns. Dann hoffe ich nicht, daß der Judenhass sich weiter ausbreitet. Allerdings werden dann wahrscheinlich die unzufriedenen , die hier schon länger leben, zusammen mit den Juden gegen den Judenhass und gegen weiteren Zuzug demonstrieren. Heißt es dann auch, das sind alles Rechtspopulisten und “Nazis??” Die Visegradstaaten machen es richtig, daß sie nur wenige und dann ausgewählte Flüchtlinge aufnehmen. Alleine Frau Merkel haben wir alle diese “Bereicherungen” zu verdanken. Dann soll diese Frau endlich die Konsequenzen ziehen, abgelehnte Asylbewerber, Kriminelle und “Gefährder” abschieben, die Grenze, strengstens kontrollieren, ebenso alle Flughäfen und Bahnhöfe und verschleierte Menschen in einem extra Raum kontrollieren, wer sich wiedersetzt, wird nicht ins Land gelassen und anschließend soll sie endlich zurücktreten. Und wer offen oder versteckt gegen Juden hetzt, muß ohne ansehen der Person strafrechtlich verfolgt werden. Die Gesetze dafür sind doch eindeutig. Ob Flüchtlinge/Asylanten, Migranten oder Deutsche, wer Judenhass verbreitet muß belangt werden !!

Dr. Harald Streck / 29.01.2018

Und dieser neue importierte Antisemitismus wird nicht nur im Zeichen der Willkommenskultur ignoriert, er wird gleichsam dem deutschen Volk auf seine Schultern geladen, denn die Migranten sind ja als neue Deutsche zu achten. Ergo findet man den Befund aufs neue bestätigt, dass der Antisemitismus Teil der deutschen Kultur sei und dass dieses deutsche Volk seit Nazizeiten nichts dazu gelernt habe. Der Antisemitismus-Vorwurf mutiert zum Vehikel des deutschen Selbsthasses.

Alexander Brandenburg / 29.01.2018

Ja-es gibt einen Zusammenhang von öffentlich zelebrierten Gedenkaktionen für die Opfer der Judenvernichtung und dem Übersehen des gegenwärtigen islamischen Antisemitismus. Das öffentliche Gedenken der Politik wird um so intensiver, je mehr der Antisemitismus der Gegenwart ansteigt und die Lebensweise der deutschen Juden beeinträchtigt, ja bekämpft. Warum hat das Merkel-Kartell Millionen Judenhasser ins Land geholt ? Warum wurde die Anerkennung Trumps von Jerusalem als Hauptstadt Israels skandalisiert? Der Überhöhung der Gedenkfeiern der Judenvernichtung entspricht die Vernachlässigung der jüdischen Gegenwart in unserem so moralischen Staat.

Ulrich Jäger / 29.01.2018

Vor allem ist es wichtig, Zeichen zu setzen! Und wenn es das ist, einen Herrn Mazyek zur Gedenkfeier nach Buchenwald einzuladen. Warum mir bloß in diesem Zusammenhang der Großmufti von Jerusalem, SS-Gruppenführer al-Husseini, und al-Motassadeq, der Freund des Twin-Tower-Piloten Atta, mit seinem Ausspruch “Die Juden werden verbrennen, und wir werden auf ihren Gräbern tanzen.” einfallen? Oder wie es Ignazio Silone ausdrückte: “Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.”

beat schaller / 29.01.2018

Ja, Herr Noll, das sind klare Worte und denen gibt es gar nichts mehr beizufügen.  Behalten Sie den Mut, das zu sagen was niemand verneinen kann. Man kann es wie bis anhin verschweigen, aber wer da nicht aufsteht der wird mit denen untergehen, die in dieser Art und Weise aus dem Hinterhalt hetzen, im namen einer Religion die über allem steht. b.schaller

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