Leider ist es so, daß nur Menschen, die offenbar entweder ein übergroßes Ego haben, unter Realitätsverlust leiden oder sonst eine Schraube locker haben, es auf sich nehmen, sich gegen die Verhältnisse und die Herrschenden aufzustellen. Die anderen nehmen es einfach nicht auf sich, weil der Ertrag für sie in keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Snowden hatte einen gut bezahlten Job bei der NSA. Er gehörte zu den Auserwählten, wie sich diese eingeschworene und überhebliche Gemeinschaft sieht. Nun hat er nichts mehr, was er vorher hatte. Freundeskreis, Zugang zur Familie, Sicherheit. Alles weg. Wenn er nicht aufpaßt, landet er in Guantanamo und erfährt die Feinheiten des Waterboardings am eigenen Leib. Daß Menschen, die sich auflehnen oft fragwürdig sozialisiert sind, ist genau die Voraussetzung, die notwendig ist, um den Angepaßten und Angsthasen diesen Dienst zu erweisen. Wir sollten dankbar dafür sein, daß es solche Menschen gibt.
Whistleblowen per se wird von Zeitungen überhaupt nicht geschätzt: Erstes Beispiel: Harry Markopolos, ein Quant-Trader, der 10 Jahre lang versuchte, unter anderem Finanzjournalisten zu erklären, warum Bernie Madoff ein pyramide scheme ist. Leider erfolglos. Es gab mehrheitlich desinteressierte Journalisten, die anderen haben das teilweise verfälscht veröffentlicht. Es gab offensichtlich kein großes Veröffentlichungsinteresse. Zweites Beispiel: Haben Sie schon von den 3 Ex-Terroristen gehört? Nein? Keine deutsche Zeitung hat über 3 ausgestiegene palästinensische Terroristen geschrieben, die dem Westen erklären wollen, was für ein heiliger Krieg seitens muslimischer Terrorgruppen geplant ist? Komisch, dabei sind das doch Whistleblower! Jetzt kommt aber Edward Snowden und erklärt uns - man höre und staune - daß ein Geheimdienst Telefonate etc. abhört. Mann-oh-mann, das ist ja eine bahnbrechende Neuigkeit, das konnte man ja vorher auf keinen Fall wissen. Der Mann muss ein neuer Jesus sein. Der Grund, warum die deutschen Zeitungen das so toll finden, ist offensichtlich: Bei Fall 1 ging es um irgendeinen mäßig bekannten Finanztypen, bei Fall 2 geht es gegen die moralische Position palästinensischer Terroristen (Gott behüte, daß so etwas veröffentlich wird). In Fall 3 wird aber ohnehin bekanntes Wissen gegen die USA verwendet. Da freuen sich unsere linken Schreiberlinge und hetzen los, soweit die Tinte reicht. Fazit: Whistleblowen geht den deutschen Journalisten am A***** vorbei, aber als Vorwand gegen die bösen, bösen USA ist es prima verwertbar.
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