Thomas Rietzschel / 11.01.2015 / 15:01 / 7 / Seite ausdrucken

Dummheit macht frei!

Was wir eben erleben mussten und weiter zu befürchten haben, die terroristisch befeuerte Expansion einer atavistischen Religion, ist auch eine Folge der intellektuellen Verarmung unserer politischen Klasse und eines großen Teiles ihrer journalistischen Wasserträger. Wenn diese selbsternannten „Eliten“ wenigstens noch über Restbestände einer soliden Schulbildung verfügten, wüssten sie, dass der Islam, da er keinen Aufklärung erlebte, ge-blieben ist, was er immer war: die ideologische Basis einer vormodernen Stammesgesellschaft.

Kein technischer Fortschritt, von dem die Kernlande des Islam sehr wohl profitieren, konn-te der autokratischen Ausrichtung etwas anhaben. Nach wie vor verfolgt die Politik religiö-se Ziele, wo die Imame die Mehrheit der Menschen hinter sich wissen, wo sie sie unter ihrer Fuchtel haben. Unverändert, wie vor Hunderten von Jahren, wird Recht mit Bezug auf die Religion gesprochen. Weil er den Islam „beleidigt“ haben soll, wurde ein saudiara-bischer Blogger zu einer Strafe von 1000 Peitschenhieben verurteilt.

Fünfzig davon bekam er am vergangenen Freitag; die restlichen 950 werden ihm in den nächsten Wochen verabreicht, jeweils fünfzig Hiebe pro Sitzung in aller Öffentlichkeit. Und das nicht irgendwo, weit hinten in einem abgeschiedenen Wüstengebiet, sondern in einem der reichsten Län-der der Welt, in dem technisch hoch gerüsteten Saudi-Arabien. Was die Hardware anlangt, ist das Land wie andere der arabischen Welt auf dem neuesten Stand, da nutzen sie alles, was die moderne, säkularisierte Welt zu bieten hat, ohne sich weiter um deren zivilisatori-sche Grundlagen zu scheren.

Im Gegenteil, sie werden im Namen des Islam aggressiv in Frage gestellt, mit der Peitsche, mit der Burka oder mit Mord und Totschlag. Es ist unsere, die westliche Lebensart gegen die die Gotteskrieger ins Feld ziehen, ausgerüstet mit den Hightech-Waffen, die wir selbst entwickelt haben. Sie verwenden, was der Westen geschaffen hat, um uns ins mo-ralische Mittelalter zurück zu bomben. Der Islam, auf den sie sich berufen, stellt die denk-bar größte Bedrohung für Europa dar, weil er in den Vorstellungen überlebter Epochen verharrt, nie durch eine Aufklärung, wie sie das Christen- und das Judentum durchlaufen mussten, relativiert wurde.

Der Islam und Europa verhalten sich heute wie Feuer und Wasser. Das eine kann mit dem anderen nicht harmonieren, weil der historische Abstand niemals überbrückt wurde. Erst wenn die Trennung von Religion und Staat, die Individualisierung des Glaubens nachvoll-zogen würde, könnte der Islam gleichberechtigt in Europa ankommen. Solange das aber nicht der Fall, gehört er auch nicht zu Deutschland. In der Behauptung des Gegenteils konnte sich nur ein Bundespräsident gefallen, dem sonst nichts einfiel, womit er auffallen konnte. Über eine historische Bildung, die Zweifel an dem PR-Gag hätte wecken können, verfügte er so wenig wie der amtierende Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), der uns unmittelbar nach dem im Namen Allahs verübten Attentat auf „Charlie Hebdo“ erklärte, „Terror hat mit dem Islam nichts zu tun“.

Wie, fragt man sich, kommt der Genosse dazu, einen derartigen Blödsinn zu behaupten. Das Mindeste, was man von ihm als Justizminister einer religiös unabhängigen Demokra-tie erwarten könnte, wäre doch, dass er die Terroristen ernst nimmt, wenn sie sich bei ih-ren Verbrechen immer wieder, nicht erst seit dem Anschlag auf das World Trade Center, auf den Islam berufen, unisono erklären, sie bekämpften den Westen, um zur Schaffung des islamischen Gottesstaates beizutragen.

Wenn die Moslems trotzdem zu ihrer Religion stehen, ungeachtet der islamisch begründeten Morde, Hinrichtungen und Entführungen, ist das ihre Sache. Wenn aber die regierenden deutschen Politiker die Augen vor den Gefahren des Islam verschließen, dann bringen sie das Land, von dem sie Schaden abwenden sollten, in Gefahr. Sie handeln unverantwortlich. Mehr noch, sie setzen sich dem Verdacht aus, für den unumschränkten Herrschaftsanspruch der islamischen Ideologie insgeheim mehr Verständnis aufzubringen, als ihnen das demokratische Gewissen erlauben sollte.

Dass sie sich dessen gar nicht bewusst sind, mag sein. Als Wortführer der Konsumgesellschaft leben sie nur mehr im Augenblick. Sie nehmen die Phänomene so, wie sie ihnen momentan erscheinen. Über historische Kenntnis, die sie veranlassten, die geschichtliche Bedingtheit der unterschiedlichen Religionen ins Kalkül zu ziehen, verfügen sie kaum mehr. Dummheit macht frei, Skrupel entfallen.

Christentum, Judentum, Islam - alles gleichviel. Eine Religion mehr oder weniger, die zu Deutschland gehört, du lieber Himmel, was spielt das für eine Rolle, wenn man nicht mehr weiß, dass der Islam auch ein politisches Dogma ist, eine Ideologie der Alleinherrschaft wie der Kommunismus oder der Nationalsozialismus. Das gilt es abzuwenden, ohne wenn und aber. Beschwichtigungen sind hier völlig fehl am Platze. Den Nazis würde doch heute auch niemand mehr entschuldigend beispringen, nur weil die Mehrheit der Volksgenossen an das Gute im Führer glaubte.

Wer die Freiheit und die Glaubensfreiheit insbesondere verteidigen will, darf nicht alles tolerieren. Ein Islam, dessen Vertreter sich immer mehr in das politische Leben einmischen, vor dem die Parteien kuschen, von dem sie sich zu Kundgebungen zitieren lassen, gehört nicht zu Deutschland. Der Glaube ist eine Privatsache; und das hat er bitte schön auch zu bleiben. Keine wirtschaftlichen Zwänge, nichts sollte daran etwas ändern.

Wenn wir erst Moscheen bauen müssen, um die nötigen Arbeitskräfte zu bekommen, dann sind die Tage der Demokratie gezählt. Dann machen die Eliten schnell gemeinsame Sache - so wie in Michel Houellbecqs eben erschienen Roman. Erzählt wird darin, wie plötzlich alle an dem Gefallen finden, was sie bei klarem Verstand‚ ablehnen müssten. Es geht um den Islam. Der deutsche Titel des Buches lautet „Unterwerfung“.

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Leserpost

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Alma Ruth / 12.01.2015

Dieser Artikel von Herrn Rietzschel sollte Pflichtlektüre aller Politiker sein - dabei bezweifle ich, daß viele ihn verstehen würden/könnten. - Selten einen so klaren Artikel über das Thema gelesen. Großartig! Auch weil ohne Haß und Häme. Wobei es mir um Menschen geht, nicht um “den” Islam. Der kann mir gestohlen bleiben. lg Alma Ruth

Dr. Gerd Brosowski / 12.01.2015

Es war in den griechischen Stadtstaaten, wo etwa um das sechste Jahrhundert vor Christus die Frage aufkam, welcher Art von Argumenten vor Gericht vorgebracht werden dürften:  Was darf vorgebracht werden in Verhandlungen von Angelegenheiten, die alle angehen? Die Antwort: In Angelegenheiten, die alle eingehen, darf nur vorgebracht werden, was jedem Menschen von Natur aus zugänglich ist ( „Das Maß aller Dinge ist der Mensch“) . Aus diesem einleuchtenden Grundsatz folgten die Fragen, was denn überhaupt dem Menschen von Natur aus zugänglich sei – abseits jeglicher Offenbarung - , in welcher Weise Menschen verhandeln und debattieren, mit einem Wort: So entstand die Philosophie. Und offenbar liegt dieser Grundsatz jeder Wissenschaft, jedem Verhandeln vor Gericht oder in allen öffentlichen Angelegenheiten, kurz, der Zivilisation zugrunde ( jeder Zivilisation, nicht nur der „westlichen“; es gibt so wenig eine westliche Zivilisation wie es eine westliche Wissenschaft gibt). Aus dem Grundsatz folgt auch sofort, dass Staat und Religion zu trennen sind. Auf diesen Grundsatz sollte man sich mit Menschen jeglicher Religion einigen können – zumal er im geschäftlichen Alltag wie selbstverständlich befolgt wird. Vor dem Hintergrund dieses Grundsatzes wird auch sichtbar, wie unsäglich dumm das Verhalten jener deutschen Richter war, als sie bei der Strafzumessung den „kulturellen Hintergrund“ des Täters berücksichtigten. Vor Gericht und überhaupt in allen Angelegenheiten, die alle angehen, so tönt es aus der Antike bis heute zu uns, sind nur solche Argumente zulässig, die von allen von Natur aus verstanden werden können- und eben nicht irgendwelche „kulturellen Hintergründe“, die nur dieser Person und seinen Gesinnungsgenossen eigen sind, aber eben nicht allen Menschen mit klarem Verstand und gutem Willen.

Dr. Wolfgang Hintze / 11.01.2015

Lieber Herr Rietzschel, vielen Dank für diesen notwendigen Wutartikel, der vielen verantwortungsbewussten und kritischen Menschen im Lande aus dem Herzen sprechen dürfte. Die Auswüchse von Dummheit und Unbildung der “Eliten” im Lande vollständig darzustellen, würde Folianten füllen. Der Vollständigkeit halber sollten aber unbedingt auch die Kirchenvertreter genannt werden, denn sie bilden mit ihren “interreligiösen Dialogen” die Vorhut der Appeasement-Bewegung gegenüber dem Islam. “Der Islam und Europa verhalten sich heute wie Feuer und Wasser. Das eine kann mit dem anderen nicht harmonieren, weil der historische Abstand niemals überbrückt wurde. Erst wenn die Trennung von Religion und Staat, die Individualisierung des Glaubens nachvollzogen würde, könnte der Islam gleichberechtigt in Europa ankommen. Solange das aber nicht der Fall, gehört er auch nicht zu Deutschland.” Sehr richtig, und es sei ergänzend darauf hingewiesen, dass - anders als dem Westen von muslimischer Seite häufig vorgeworfen - es der Islam war, der im Jahre 1990 aus freien Stücken die Trennung von der westlichen Wertegemeinschaft vollzogen hat.  Die in der OIC vereinigten heute 57 islamischen Staaten hatten nämlich mit der so genannten Kairoer Erklärung ihre eigenen, islamischen, Menschenrechte verabschiedet; mit der Begründung, dass Muslime nicht nach Maßgabe der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte leben können, ohne ihre islamischen Gesetze zu verletzen. “Ein Islam, dessen Vertreter sich immer mehr in das politische Leben einmischen, vor dem die Parteien kuschen, von dem sie sich zu Kundgebungen zitieren lassen, gehört nicht zu Deutschland. “ Zur Illustration ist es lehrreich, den gemeinsamen Aufruf des Zentralrats der Muslime und der Türkischen Gemeinde Berlin für die Mahnwache am kommenden Dienstag genau zu lesen; insbesondere die Forderung nach Religionsfreiheit und die Behauptung “Durch diese Tat wurde nicht unser Prophet gerächt”. Für einen Quervergleich und eine Konsistenzprüfung sollte man den Aufruf des Türkischen Bundes Berlin für die Anti-Pegida-Demo am 5. Januar heranziehen, der - zwei Tage vor den Anschlägen von Paris - mit der bitteren Beschwerde über die angeblichen Beleidigungen des Propheten wie folgt beginnt: “seit Jahren gibt es diverse „hässliche“ Angriffe gegen den Islam und die Muslime, insbesondere auch in Europa. Seien es die „Karikaturen“ die den Propheten Muhammed (Friede sei mit Ihm) verunglimpfen sollten oder ein Film über den Propheten und diverse andere verunglimpfende Taten gegenüber dem Propheten und den Muslimen. “

Steffen Lindner / 11.01.2015

Hervorragender Kommentar,Herr Rietzschel! Nur glauben Sie,dass die von Ihnen angesprochenen Politiker,eingeschlossen Hernn Tillich in Sachsen sowie auch die Kanzlerin und der Bundespräsident nicht all das wüssten?Und sie dennoch nicht handeln,wie es im Interesse unseres Volkes erforderlich wäre,sondern im Gegenteil die Kritiker des Islam in deutschlandauf übelste Weise verunglimpfen? Bertolt Brecht sagte einst-in anderem Zusammenhang-: Wer die Wahrheit nicht weiss,ist nur ein Dummkopf.wer sie aber weiss,und sie eine Lüge nennt,ist ein Verbrecher.

Frank Jankalert / 11.01.2015

“Mehr noch, sie setzen sich dem Verdacht aus, für den unumschränkten Herrschaftsanspruch der islamischen Ideologie insgeheim mehr Verständnis aufzubringen, als ihnen das demokratische Gewissen erlauben sollte. ” Ja, das tun SPD, Linke, Grüne und erschreckenderweise inzwsichen auch Teile der CDU. Eigentlich ist es noch schlimmer, denn teilweise setzen sie auf den Islam zur Durchsetzung ihrer (versteckten) linksradikalen bis linksextremistischen Ziele. Vielleicht kann sich Herr Rietzschel damit noch einmal näher auseinandersetzen. Aber mit einem hat er sicher recht (sowie auch Sarrazin). Diese Art der Einwanderung ist kurzsichtig und gefährdet unsere Zukunft, noch mehr die unserer Kinder.

Dirk Ahlbrecht / 11.01.2015

Wie immer faktenreich, eloquent und logisch, Herr Rietzschel. Einfach großartig.

Matthias Mohr / 11.01.2015

Weil es heute nur noch so selten vorkommt: ein guter, kluger Kommentar, sehr klar argumentiert. Ohne Eifer, aber mit ernster Sorge. Sehr gut!

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