Todenhöfer und Naidoo, ein bemerkenswertes Pärchen. Trotzdem: Nach 45 hieß es: “Nie wieder Krieg”. Es dauerte nicht lange, dann hieß es: “Ohne uns!”. Seit längerem heißt es aber: “Nie wieder ohne uns!”.
Dieser Herr Todenhöfer ist in der Lage, mit seinem demonstrativ bodenständig bescheidenen Gestus und seiner effektvoll tatortnah vorgetragenen Erfahrung ein gewaltiges Potential an Medienwirkung zu entfalten. Er ist um vieles intensiver als z.B. Herr Sarrazin. Wenn eine Partei hinter ihm stünde, würde ich nicht zögern, ihm eine große politische Zukunft vorherzusagen. Aber da steht wohl niemand. Es scheint, als würde sich das künftige politische Unglück Deutschlands im Schatten seiner tragigkomischen Figur aufbauen. Ich sehe nicht, dass es rechts sein wird. Faschistisch vielleicht, aber nicht rechts.
Ich bin kein Pazifist und mein Mitleid mit Islamisten hält sich in sehr engen Grenzen. Aber um einen Krieg gegen Partisanen und Terroristen zu gewinnen, muss man es richtig krachen lassen. Das ist grausam, blutig und produziert derart scheußliche Bilder, dass die deutsche Öffentlichkeit das keine Woche dulden wird. Anschließend muss das Land über Jahrzehnte besetzt bleiben und jegliche islamistische Opposition muss brutal unterdrückt werden. Doch nach drei oder vier Jahren sieht die deutsche Öffentlichkeit keinen Sinn und keine Notwendigkeit mehr, Besatzungsmacht zu bleiben. Und wenn das alles gelingt, wobei fraglich bleibt, ob es möglich und überhaupt wünschenswert ist: Einige Jahrzehnte später wählen die nun säkularen Moslems einen Erdogan, die Kopftuchquote schießt nach oben, die Erwerbstätigkeit der Frau geht in den Sinkflug, “westliche” Flaniermeilen mit Bars und Cafés werden verdrängt, das Mittelalter macht sich wieder breit. Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen, indem man einige tausend feindliche Kämpfer abknallt. Die Bundeswehr sollte lieber bei ihrer Kernaufgabe bleiben und Deutschland verteidigen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß viele Menschen diese beiden Herren ernst nehmen.
Ganz so einfach liegen die Dinge nicht. Über den geistigen Zustand von Naidoo und Todenhöfer braucht man zwar keine Worte zu verlieren, die ideologische Islampropaganda von ersterem halte ich darüberhinaus für ausgesprochen gefährlich. Dennoch ist ein Kriegseinsatz in diesem Fall kein sinnvolles Mittel: Die geleisteten Hilfsdienste fallen eher unter Kosmetik als unter wirksame Unterstützung. Um sich mit dieser Kosmetik brüsten zu können, wird mit dem Leben der eigenen Bürger gespielt. Nicht nur können deutsche Bundeswehr-Piloten, die dieser Krieg nicht das Geringste angeht (Soldaten sollte man besser zur Verteidigung der Grenzen einsetzen!), von Boden-Luft-Raketen getroffen werden, ein angesichts der geringen Effizienz des Einsatzes gänzlich überflüssiges Menschenopfer; es steigt auch die Gefahr von Terroranschlägen im Inland, wie sogar die systemfromme FAZ soeben erkannt hat. Wer den Einsatz befürwortet hat, muss dann bitte auch Verantwortung für diese Opfer übernehmen und dies gilt für Journalisten ebenso wie für Politiker… Ich werde bei Zeiten daran erinnern, liebe Achse! P.S. Über journalistische Verantwortung findet sich einiges in Karl Kraus’ “Letzten Tagen der Menschheit”, auch über die von Journalistinnen, die kriegsbegeistert von Front zu Front eilten - sie waren es ja schließlichnicht, die den Kopf hinhalten mussten… Vielleicht mal nachlesen, Frau Szabo!
Offensichtlich gehört es zu den Auswüchsen offener Gesellschaften, dass Knalltüten wie Todenhöfer und seine irre Entourage in die Öffentlichkeit drängen. Spaßeshalber auf seiner Facebook-Seite mal heute hereingeschaut bleibt mir nur noch ein Wunsch: er und seine Claqueure in die nächste Klappse.
Frau Szabo, darf ich Sie daran erinnern, dass Deutschland sich an keinen Angriffskrieg nach dem Grundgesetz beteiligen darf. Und darf ich Sie daran erinnern, dass das Völkerrecht diesen Einsatz in Syrien nicht legtimieren kann, weil die Notwendigkeiten eines Mandats oder eines Hilferufs der syrischen Regierung nicht vorliegen. Unabhängig, dass die Schlächterbande gestoppt werden muss, sind die rechtlichen Rahmen, die einen demokratischen Konsens aufzeigen, immer einzuhalten. Wenn wir das nicht tun, dann bleibt am Ende nur Anarchie und Willkür. Das Xavier Naidoo davon singt, dass dann auch Bomben auf Köln fallen könnten, ist keinesfalls abwegig. Welche Regeln sollten dann denn die Bomber davon abhalten? Wollen Sie das Grundgesetz zur Makulatur verklären?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.