Vera Lengsfeld / 14.03.2018 / 14:30 / 17 / Seite ausdrucken

Dresdener Manipulationskollektiv

Die Diskussion im Dresdener Kulturpalast mit dem Dresdener Schriftsteller Uwe Tellkamp wurde von einem sogenannten „Dresdener Recherchekollektiv“ aufgenommen und zusammengeschnitten. Ein zwanzigminütiger Mitschnitt, der die angeblichen „populistischen Entgleisungen“ Tellkamps beweisen sollte, wurde kurz nach der Veranstaltung ins Netz gestellt und ist offenbar die Quelle für eine Falschbehauptung, die von vielen Medien verbreitet wurde.

Die Technik der „Rechercheure“ bestand darin, in Überschriften zu suggerieren, was die „Entgleisungen“ von Tellkamp gewesen seien. Wenn man sich das Machwerk anschaut, stellt man fest, dass hauptsächlich bloße Tatsachenbeschreibungen skandalisiert werden. Das hätte kritischen Journalisten auffallen müssen.

Absolut unverzeihlich ist, dass die Medien anscheinend die Überschriften des „Recherchekollektivs“ übernommen haben, ohne sich die Mühe zu machen, sich anzuhören, was Tellkamp an dieser Stelle sagt, von Faktencheck ganz zu schweigen. In Minute 12:00 erscheint die Überschrift: „Tellkamp übernimmt Thesen der AfD“.

Tatsächlich spricht Tellkamp an dieser Stelle über ein ARD-Interview, das der Politikwissenschaftler Jascha Mounk, der mindestens so AfD-fern ist, wie das anonyme „Recherchekollektiv“. Die Dresdener Dunkelmänner können ARD von AfD nicht unterscheiden, wissen nicht, wer Jascha Mounk ist, machen sich auch keine Mühe, sich zu informieren, sondern hauen einfach ein manipulatives Gebräu raus.

Das wirklich Erschütternde an dieser Sache ist, dass die Falschmeldung genauso ungeprüft von vielen Qualitätsmedien übernommen wird.

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Roger Feldkamp / 14.03.2018

Zitat: “Das wirklich Erschütternde an dieser Sache ist, dass die Falschmeldung genauso ungeprüft von vielen Qualitätsmedien übernommen wird.” Ja, was denn noch für “Qualitätsmedien”? Man sollte doch der en gros auf Desinformation und systemkonformer Meinungsmache bedachten Journaille nicht ohne Not ein allzu euphemistisches und nur mehr autosuggestiv wirkendes Prädikat zubilligen.

Ronny Habermann-Curie / 14.03.2018

Bei dem Fall muß ich an Chaplins “Der große Diktator” und die berüchtigte Rede denken: “democracy schtonk! liberty schtonk! free sprecken schtonk!”

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