Benny Peiser / 17.12.2016 / 16:00 / Foto: Pete / 2 / Seite ausdrucken

Donald Trump und die Zukunft der Klimapolitik

Die BBC sprach mit mir über die Zukunft der US-amerikanischen Klima- und Energiepolitik. Hier das interview.

BBC: Donald Trumps Entscheidung, einen Klimaskeptiker zum Chef des US-amerikanischen Umweltschutzministeriums (EPA) zu nominieren, hat heftige Kritik ausgelöst. Scott Pruitt, Generalstaatsanwalt des ölreichen Bundestsaates Oklahoma, wird als ein enger Verbündeter der fossilen Brennstoffindustrie gesehen. Herr Peiser, was halten Sie von dieser Entscheidung? Denken Sie, dass sie eine große Veränderung in der Klimapolitik bedeutet, nicht nur in den USA, sondern auch international?

Benny Peiser: Ja, die Nominierung signalisiert deutlich, dass Donald Trump die Klima- und Energiepolitik radikal verändern wird – eine Entscheidung die sowohl für die USA als auch international weitreichende Auswirkungen haben wird. Die europäischen Länder werden sich jetzt sehr schwer überlegen, ob sie wirklich – wie schon bisher – einen klimapolitischen Alleingang verfolgen wollen. Jedes Land, das jetzt versucht, einfach allein weiterzumachen, wird schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden, denn die USA haben jetzt einen riesigen Vorteil: Sie sind eine Energie-Supermacht. Billiges Öl und billiges Gas machen Amerika immer wettbewerbsfähiger, und Länder, die auf teure Alternativen setzen, werden immer weniger wettbewerbsfähig.

Sind wir nicht als Vereinigtes Königreich verpflichtet, den Pariser Vertrag zu ratifizieren?

Ja, aber das Pariser Abkommen ist nicht rechtlich bindend, so dass es im Grund nicht viel bedeutet. Das Abkommen wurde so konzipiert, dass es nicht durch den US-Senat ratifiziert werden muss – es hat also keine gesetzlich verbindlichen Ziele. So können Staaten also tun und lassen, was sie wollen, abgesehen von den wenigen, wie Großbritannien, die eigene rechtlich bindende Ziele haben. Großbritannien wird daher seine eigenen wirtschaftlichen Konsequenzen erleiden, weil es in dieser Hinsicht keine Flexibilität aufweist. Aber andere Staaten, wie z.B. Indien und China, werden nun wie gewohnt weitermachen wie bisher.

Die Trump-Administration wird einen Energieboom auslösen

Scott Pruitt kann Chef der EPA werden, wenn seine Nominierung durch den US-Senat bestätigt wird, aber die Environmental Protection Agency (EPA) selbst ist eine riesige Organisation, deren Politik vor allem auf den Klimawandel konzentriert ist. Wie kann er das ändern?

Er muss nicht viel ändern hinsichtlich der wissenschaftlichen Fragen. Ändern wird er die Richtlinien der Klimapolitik. Dies vor allem, weil die Vereinigten Staaten auf einer riesigen Goldgrube in Form von billigem Schieferöl und Schiefergas sitzen. Jedes Land, das riesige Schieferreserven besitzt, wird sie ausbeuten. Sie werden riesige Mengen an billiger Energie produzieren und damit zugleich erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie noch teurer machen als sie es bisher schon sind. So wird Amerika einen riesigen Wettbewerbsvorteil haben. Ich glaube, die Trump-Administration wird diesen Energieboom noch beschleunigen, um diese billigen Ressourcen voll auszunutzen.

Was bedeutet das für erneuerbare Energien an Orten wie Großbritannien?

Großbritannien wird, wenn es auf seinem gegenwärtigen Weg fortfährt, immer weniger konkurrenzfähig. Wir haben bereits höhere Produktionskosten; in den USA ist der Preis für Energie ein Drittel der Kosten, den wir in Großbritannien bezahlen müssen. Jedes Land, das auf teure Energie setzt, wird wirtschaftlich leiden, und Industrien werden in Gegenden abwandern, in denen es billiger ist, zu produzieren.

Ein Land, das auf grüne Energie setzt, wird leiden

Aber im Moment exportieren die USA ihr Schiefergas, weil sie zu viel davon produzieren – deshalb kommt es auch nach Grangemouth in Schottland, für Ineos. Wenn zu viel gebohrt wird und zu viel erzeugt wird, wird das Gas zu billig – ihre eigene Schiefer-Industrie geht pleite.

Deshalb sind sie so scharf auf die Versuche der OPEC, die Öl-Produktion zu drosseln und den Preis zu drücken. Wenn zu viel produziert wird, fallen die Preise und nur die effizientesten Unternehmen überleben. Viele Hunderte von Schiefergas-Unternehmen sind in den vergangenen Jahren Pleite gegangen, weil der Preis zu stark fiel. Dennoch sitzen die USA auf einem riesigen Meer von billigem Öl und Gas, das für hundert Jahre billige Energie bereitzustellen verspricht. Ich sehe nicht, dass sich das nun ändern wird. Trump wird aller Wahrscheinlichkeit nach diesen Prozess eher beschleunigen, und jedes Land, das glaubt, es könne weiterhin auf grüne Energie setzen und billige Energie ignorieren, wird wirtschaftlich leiden.

Benny Peiser, vielen Dank.

Dr. Benny Peiser ist Direktor des Global Warming Policy Forums (GWPF) in London, ein skeptischer Think Tank.

Die englische Originalfassung des Interviews können Sie auf der GWPF-Homepage nachlesen.

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Leserpost

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Marcel Seiler / 18.12.2016

Benny Peiser hat wohl Recht, was die Energiepreise angeht. Er hat aber Unrecht, was die “Wettbewerbsfähigkeit” der Länder angeht. Länder mit eigener Währung *können* nicht “wettbewerbsunfähig” werden, denn es wertet in einem solchen Fall einfach die eigene Währung ab, was sie dann wieder wettbewerbsfähig macht. Es können lediglich die energieintensiven Industrien eines Landes an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, während im Gegenzug die Branchen des Landes mit geringer Energienutzung an Wettbewerbsfähigkeit *gewinnen*. Sollte das Preisszenario von Autor Peiser also Wirklichkeit werden, dann werden die relativ energieintensiven Betriebe in die USA wandern, die relativ arbeitsintensiven (also die relativ energiesparenden) werden hingegen nach Europa wandern.—Dieser Fehler von Benny Peiser ist einer der beliebtesten volkswirtschaftlichen Irrtümer, der aber dadurch nicht richtiger wird, dass ihn (fast) alle machen.

Andreas Rochow / 18.12.2016

Haben wir nicht im Geschichtsunterricht gelernt, dass die großen, schwer manövrierbaren Schlachtschiffe einer Flotte kleiner, wendiger Schiffe unterlegen waren? Die UN hat die Klimapolitik zu einem unbeweglichen Schlachtschiff gemacht, das von Kollateralschäden unbeirrt auf Kurs bleibt, koste es was es wolle. Kritisches Innehalten oder Kursänderungen sind nicht vorgesehen. Die dekarbonisierte Dystopie wird angesteuert, die These der menschengemachten Erderwärmung ist so stark von ideologischen und wirtschaftlichen Interessen überlagert, dass selbst vorsichtigstes kritisches Hinterfragen des eingeschlagenen Weges als inakzeptabel gelten soll. Für die Abschaffung des Wettbewerbs und die freiwillige Inkaufnahme energie- und wirtschaftspolitischer Nachteile gibt es aber keine zwingenden Gründe. Sollte die Trump-Administration sich mit allen Konsequenzen aus dem behaupteten Klima-Energie-Konsens verabschieden, tut sie dies nicht insgeheim. So kann die Welt die Auswirkungen dieser Entscheidung analysieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Allemal besser als ein erzwungener Konsens, der auch zu Stillstand und Irrweg führen kann - für alle Erdbewohner!

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