Henryk M. Broder / 02.03.2018 / 06:29 / Foto: Joseph M. Buliavac / 39 / Seite ausdrucken

Diesmal hat sich Merkel mit den Falschen angelegt

Vor fast acht Jahren ließ die Kanzlerin ihren Sprecher, Steffen Seibert, dem Volke ausrichten, sie sei empört über Äußerungen von Thilo Sarrazin über muslimische Migranten und fände diese „überhaupt nicht hilfreich". 

Sigmar Gabriel, damals noch Vorsitzender der SPD, pflichtete ihr auf seine Art bei. Er nannte Sarrazins Äußerungen „dämlich" und kündigte großmäulig an, er werde das Buch „Deutschland schafft sich ab" hinsichtlich „rassistischer Inhalte" prüfen lassen. Daraus wurde, wie wir inzwischen wissen, nichts. Sarrazin folgte auch nicht Gabriels Rat, freiwillig aus der SPD auszutreten. „Wenn Sie mich fragen, warum Sarrazin bei uns noch Mitglied ist – das weiß ich auch nicht."

Seitdem ist viel passiert. Gabriel hat fertig, der König von Goslar wird als der Politiker in die Annalen der Bundesrepublik eingehen, der über einen dämlichen Satz, den er seiner Tochter in den Mund gelegt hat, gestolpert ist. Merkel hat auch fertig, sie mag aber nicht aufhören, Deutschland zu dienen, so lange draußen vor der Tür Millonen darauf warten, in das deutsche Sozialsystem einwandern zu dürfen. Doppelmutti ist für alle da.

Nun ja, nicht wirklich. Sie brauchte fast ein Jahr, um in ihrem Kalender einen Termin für die Hinterbliebenen des Anschlags vom Breitscheidplatz zu finden, um hinterher „Versäumnisse" einzuräumen. „Heute ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag des Willens, das, was nicht gut gelaufen ist, besser zu machen." Was man auch, mit einem Minimum an bösem Willen, als ein Versprechen auslegen konnte, beim nächsten Anschlag werde alles besser laufen.

Alles was Merkel tut, ist hilfreich, gut und richtig

Auf den „Skandal" um die Essener Tafel hat sie dagegen wie ein Blitz reagiert, der den Donner nicht abwarten kann. Man sollte, sagte sie in einem RTL-Interview, „nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut“.

Wir sehen: Die Kanzlerin ist um Differenzierung bemüht, mal ist etwas „nicht hilfreich", mal „nicht gut". Nie aber käme sie auf die Idee, solche Kriterien auf ihre Politik anzuwenden. Denn alles, was sie tut, ist hilfreich, gut und richtig.

Diesem Größenwahn einer Frau, die Mühe hat, zwei zusammenhängende Sätze zu sagen, ohne sich zu verhaspeln, geht allmählich die Luft aus. Dem Volk dagegen, dem sie entrückt ist, geht ein Licht nach dem anderen auf. Der Vorsitzende der Tafeln in Deutschland, Jochen Brühl, hat die Patriarchin jetzt in die Schranken gewiesen: „Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik“, sagte er der NOZ, der Skandal sei, neben dem „enormen Armutsproblem", dem „unfassbaren Niedriglohnsektor" und der „unzureichenden Grundsicherung", die „unausgegorene Zuwanderungspolitik" der Bundesregierung.

Deutlicher geht es nicht. Das muss nicht der oft vorhergesagte Anfang vom Ende sein, den hat die Kanzlerin längst hinter sich; aber diesmal könnte sie sich mit den Falschen angelegt haben, mit Leuten, die genau wissen, wer die Rechnung für ihre halsbrecherische Politik der Fremdenliebe zahlen muss. Und wenn sie demnächst, wie angedroht, nach Essen kommt, um sich ein „realistisches Bild“ von der Lage dort zu machen, könnte es passieren, dass sie so empfangen wird wie vor einem halben Jahr in Quedlinburg

Foto: Joseph M. Buliavac U.S. Navy via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Beate Konrad / 02.03.2018

Ich finde… Die Armutsgrenze ist 200€ zu niedrig angesetzt. Der Fehler liegt in der Politik,-erhöht endlich die Grundversorgung auf ein Existenzminimum, von denen Menschen in Deutschland würdig leben können.Anstatt das Geld nach Griechenland zu karren.

Andreas Rühl / 02.03.2018

Selbst nach Merkel wird sich an dem Grundproblem einer zunehmend irrationalen und realitätsfernen politischen Kaste leider nichts ändern. Daher weiß ich nicht, warum Sie, lieber Herr Broder, sich so auf diese Dame fokussieren. Sie ist nicht das Problem, sondern nur dessen Auswuchs. Es steht auch weiterhin niemand parat, der bereit wäre, der Vernunft den Vorrang vor seinen “Impulsen” einzuräumen. Das “Merkel”-Bashing führt nur dazu, dass sich die Irrationalen zusammenraufen. Wie kommt es sonst, dass weit über 90% der CDU-Delegierten einem “Koalitionsvertrag” zustimmen, in dem die CDU und Ihre Ziele überhaupt nicht vorkommen? Auch dieser Fehler wird Frau Merkel verziehen werden von Ihren “Anhängern”, wie alle anderen zuvor auch. Er wird umgedeutet werden in eine moralische Dimension und damit jeder Diskussion auf Vernunftsebene entzogen.

Fritz Kolb / 02.03.2018

An den Kommentaren aus dem Umfeld von Frau Merkel und ihr selbst wird deutlich erkennbar, in was für einer abgehobenen Blase die Bundes-Politiker leben. Da arbeiten zahllose Helfer im Ehrenamt über Jahre daran, das von der Frau Merkel angerichtete Fiasko irgendwie in den Griff zu bekommen, und dann sowas. Der Kommentar von Herrn Brühl ist richtig und noch milde formuliert. Die einzigen Politiker, die das Problem mit der Migration aus kulturfremden Räumen erkennen und benennen, sitzen bedauerlicherweise fast nur auf der rechten Seite im Bundestag.  Von den Altparteien mit Hochmut, Ignoranz und Flegelhaftigkeit behandelt, wie z.B. auch gestern bei der sehr hörenswerten Rede der Frau Nicola Höchst im Bundestag zum Weltfrauentag. “Hochmut kommt vor dem Fall”, so steht es schon im Alten Testament geschrieben. Das Ende des politischen Establishments rückt immer näher, und das ist gut so.

Andreas Bitz / 02.03.2018

Bleibt zu hoffen, daß Frau Merkel auch gleich ihre Erklärungsgenossen und -genossinnen im Geiste nach Essen mitnimmt: Frau Chebli, Hayali, Barley, Herrn Lauterbach…

Uta-Marie Assmann / 02.03.2018

Ihr Wort in Gottes Ohr, Herr Broder ! Die Deutschen folgen jedoch bedauerlicherweise weit überwiegend Ihrer Argumentation nicht. Nach dem jüngst veröffentlichten Deutschlandtrend verbinden 77% mit Merkel Kompetenz,  57% halten sie für glaubwürdig und 52% (dieser Wert ist sogar gerade um 3% gestiegen) sind mit ihrer Arbeit als Kanzlerin zufrieden. Merkel’s Abstieg ist ein Abstieg in Quantensprüngen und Wunschdenken - leider !

Dolores Winter / 02.03.2018

Ich traf Merkel einmal auf einem Berliner Wochenmarkt beim Einkaufen und weil ich gerade mit meiner Tochter über unsere schlechte Regierung sprach, sagte ich zu Merkel: “Wenn man vom Teufel spricht…” Ihre Antwort war: “Dann kommt der liebe Gott”. Meine Tochter reagierte auf so viel Chuzpe mit einem “Nein, die Totengräberin Deutschlands”. Merkel wirkt in natura harmlos, ungefährlich und fast bemitleidenswert. Vielleicht ist das Grund, dass man sie schalten und walten lässt bis alles in Trümmern liegt.

Birgit Wendt / 02.03.2018

M wie Misery Diese Frau ist pathologisch davon überzeugt, ein HÖHERES WESEN zu sein, für das irdische Gegebenheiten schlicht nicht von Belang sind. Umso wichtiger, sie tagtäglich und bei jedem Gang aufs’ Klo darauf hinzuweisen, dass SOGAR SIE dort die Hosen runterlassen muss!

Karla Kuhn / 02.03.2018

“Schweigen war gestern, es könnte bald viele Brühls geben. ” Na hoffentlich, die Leser der Achse schreiben sich auch schon die Finger wund, damit “Diesem Größenwahn einer Frau, die Mühe hat, zwei zusammenhängende Sätze zu sagen, ohne sich zu verhaspeln,”  endlich die Luft ausgeht. “„Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik“, sagte er der NOZ, der Skandal sei, neben dem „enormen Armutsproblem”, dem „unfassbaren Niedriglohnsektor” und der „unzureichenden Grundsicherung”, die „unausgegorene Zuwanderungspolitik” der Bundesregierung. ”  Diesem wunderbaren, realistischen Satz von Herrn Brühl gebührt eine ganz besondere Auszeichnung. VIELLEICHT (oder HOFFENTLICH !!)  wird er der Anfang vom Ende von Frau Merkel und Ihren Getreuen sein. Dann würde Herr Brühl in die Geschichtsbücher eingehen. Wer weiß ?? Vielleicht gibt es doch noch einen gnädigen Gott ?

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