Vera Lengsfeld / 19.02.2016 / 15:52 / 10 / Seite ausdrucken

Die Zukunft Europas liegt in Afrika

Jeder weiß spätestens seit Beginn der Eurokrise, dass Portugal dringend auf ausländische Investoren angewiesen ist. Aber wussten Sie, dass einer der Hauptkreditgeber für Portugal angolanische Banken sind? Die größte private Bank Portugals, die Millenium Banco Commercial Portuges, war im Juli 2012 bereits zu 14% im Besitz von Sonagoil, der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft. Seitdem hat sich der Anteil auf 20% erhöht.

Die angolanischen Investitionen in Portugal stiegen von 1,6 Millionen € im Jahr 2002 auf 116 Millionen € im Jahr 2009 und sind seitdem kontinuierlich weiter gewachsen. Portugiesische Minister und Staatssekretäre geben sich in Luanda bereits die Klinke in die Hand.

Jährlich verlassen tausende Portugiesen das Land in Richtung Angola. 2014 waren es bereits 100 000. Die Dunkelziffer wird auf das Zwei- bis Dreifache geschätzt. Die Angolanische Regierung denkt bereits über Einreisebeschränkungen für gering qualifizierte Portugiesen nach. An der Peripherie Europas beginnen sich die Verhältnisse zu drehen.

Weitgehend unbemerkt von den Europäern, die Afrika als einen abgehängten Kontinent betrachten, der dankbar für europäische Almosen sein muss, die in Form von Entwicklungshilfe gewährt wird, haben sich die Verhältnisse , besonders seit dem Fall der Mauer in Afrika grundlegend geändert.

Afrika hat sich von europäischer Gängelung weitgehend unabhängig gemacht. Es nimmt zwar noch Entwicklungshilfe an, aber nicht mehr zu den europäischen Bedingungen.

Afrika boomt. Es ist zum Schauplatz eines im Entstehen begriffenen neuen politischen und wirtschaftlichen Machtgefüges geworden, neuartiger, globaler Kooperationen und Interessengemeinschaften. Der Treiber dieser Entwicklung ist nicht die Politik, sondern die Wirtschaft. Europa spielt dabei kaum noch eine Rolle.

In weiten Teilen Afrikas, wo es zu Beginn des Jahrtausends nicht einmal Telefone gab, herrscht heute die Mobilkommunikation. Jeder, der lesen und schreiben kann und Zugang zu einer Steckdose hat, besitzt heute ein Handy. Für alle, die weit weg von einer steckdose wohnen, wurde ein Gerät erfunden, mit dem man Handys per Handkurbel aufladen kann. Die Zahl der Handynutzer stieg rasant: 1989: 4000, ausschließlich Oberschicht, 2006 mehr als 100 000 000, 2010 330 000 000, , 2012 633000 000, davon ein Fünftel Smartphones.
Grenzüberschreitendes telefonieren zum Ortstarif gab es hier schon, als Europa noch davon träumte. Der Mobilfunk schweißt Afrika zusammen, wie keine andere Technologie es je getan hat.

Mobiles Banking und Finanztransaktionen per Einheitenübertragung sind den Afrikanern vertrauter, als den Europäern. Die Entwicklung eines Bankfilialnetzes und von Festnetzanschlüssen wurde einfach übersprungen. Kommunikation, Nachrichten und Debatten per SMS und Facebook nutzen die Menschen in Afrika mehr als herkömmliche Medien. Die urbane Jugend Afrikas ist Teil der Globalen Community.

Noch 1950 gab es in Afrika südlich der Sahara keine einzige Millionenstadt. Heute sind es 35. Kinshasa (Kongo) zählte damals 160 000 Einwohner, heute sind es 10 Millionen. Die Großstädte wachsen doppelt so schnell wie die Gesamtbevölkerung.

Afrika wird zum Akteur der Globalisierung, seine Integration in die Weltwirtschaft ist so gut wie vollzogen. Die zunehmende ökonomische Verflechtung hat zur Herausbildung einer selbstbewussten, kosmopolitischen afrikanischen Mittelschicht geführt, die dabei ist, die Geschicke der Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen. Der Staat spielt dabei keine Rolle. Wo er handlungsfähig ist, setzt er die Rahmenbedingungen, aber ist nicht Hauptakteur der Entwicklung. Das ist der entscheidende Unterschied zu den europäischen Aufbauplänen nach der Entkolonialisierung, vor allem der Entwicklungspolitik, die sich ausschließlich an staatliche Strukturen wandte und dabei mehr zur Bereicherung der herrschenden Politiker und zum Komfort der Entwicklungshelfer, als zum Aufbau der Länder beigetragen hat.

In den letzten Jahren setzte die westliche Hilfsindustrie jährlich 120 Milliarden um. Aber diese Hilfsindustrie ist ein geschlossenes System, mit nur wenigen Schnittstellen nach außen. Geschlossene Systeme sterben gewöhnlich ab, aber 3 Faktoren verhindern das: Erstens das europäische Bild der armen Länder Afrikas. Zweitens die Entkoppelung der Hilfsindustrie von der Realität in den Empfängerländern und Drittens ein geschlossenes Wissenssystem. Entwicklungshelfer studiert man, danach wird man Teil des Systems. Von der Projektplanung, Vergabe von Studien, über die Evaluierung und Mittelabflusszwang bis zum Abschlußbericht verbleibt man im System, das eine der letzten Domänen vollkommener Planwirtschaft ist. Der Gedanke an Investitionen kommt in dieser Welt nicht vor, dafür aber das alles beherrschende Planziel des „Totalumbaus der Gesellschaften“. Kein Wunder, dass die Afrikaner damit nichts am Hut haben. Sie haben es satt, sich von ihren ehemaligen Kolonialherren Vorschriften machen zu lassen. Bevölkerten zu beginn des Milleniums die Europäer noch die Luxushotels des Kontinents, sind sie heute kaum noch darin zu finden. Die Betten werden von Chinesen, Indern, Brasilianern und zunehmend Afrikanern belegt. Zwar ist die Hilfsindustrie heute so groß, wie nie zuvor und unsere Kanzlerin hat beim letzten UNO- Gipfel versprochen, nicht 0,7, sondern 0,10% unseres Haushalts an die Hilfsindustrie zu verschwenden, das kann aber deren stetig sinkenden Einfluss nicht aufhalten.

Afrika hat entdeckt, dass Geschäftsbeziehungen, bei denen die Partner gegenseitig ihre Interessen verfolgen, wichtiger sind, als alle Almosen.

Dass die Europäer Almosengeber bleiben wollen, statt Geschäftspartner zu werden, hat mit ihrer unaufgearbeiteten kolonialen Vergangenheit zu tun. Zwar hat sich die damalige Entwicklungshilfeministerin Wieczorek- Zeul bei den ehemaligen deutschen Kolonien für die deutsche Kolonialherrschaft entschuldigt. Das hat aber nicht dazu geführt, dass man den Afrikanern auf Augenhöhe begegnen wollte. Das Bild Afrikas als Betreuungsfall blieb intakt.

Es waren ironischerweise die kommunistischen Chinesen, die Afrika als Partner ernst nahmen. Die chinesische Regierung hatte bereits in den 1980er Jahren begriffen, dass bei wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe beide Partner Vorteile haben. Darauf hat sie ihre Außenwirtschaftspolitik aufgebaut.

Der Einstieg der Chinesen in Afrika erfolgte zur Sicherung der eigenen Rohstoffversorgung und als Zugang zu neuen Märkten. Dafür bauten sie für die Afrikaner eine Infrastruktur, die diesen Namen verdient. Legendär sind die chinesischen staatlichen Bauunternehmen, die für ihre Arbeit in Afrika nicht nur das gesamte Personal aus China mitbrachten, sondern auch sämtliche Materialien, sowie Wohncontainer, Küchen, Köche, ja sogar Bordelle mit chinesischen Frauen.

Heute sind private chinesische Unternehmen längst in der Überzahl. Weit über eine Millionen Chinesen sollen in Afrika heute wirtschaftlich tätig sein. China brachte seine frischen Erfahrungen aus der Industrialisierung und Modernisierung der eigenen Wirtschaft mit, ohne alle Ambitionen, die Welt verbessern zu wollen.

China blieb nicht allein. Es folgten Indien, Brasilien, die Türkei und andere nichteuropäische Länder. Beim Aufschwung der letzten zwei Jahrzehnte spielten diese Wirtschaftsbeziehungen eine Rolle, den Part der Entwicklungshilfe kann man vernachlässigen. Die Idee der Leistungsgesellschaft hat die afrikanische Realität verändert.

Europa muss hinnehmen, dass andere Staaten die globalen Spielregeln bestimmen. Dabei geht auch von Bord, was die Europäer positiv in die gemeinsame globale Zukunft einbringen könnten: Freie Zivilgesellschaft, Marktwirtschaft,  Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und friedliche Konfliktlösungen. Mit dem Erfolg der chinesischen Wirtschaft steigt auch die Attraktivität des Staatskapitalismus- Modells, das, wie China zeigt, nicht unbedingt mit Freiheit und Rechtsstaatlichkeit verbunden sein muss.

Die Realwirtschaft ist der einzige Bereich, in dem Europa noch Standards setzen kann, doch beschränkt sich das auf die mittelständische Wirtschaft im deutschen Sprachraum mit ihren etwa 1300 Hidden Champions, Weltmarktführer der Mittelklasse. Diesen Unternehmen ist gemeinsam, dass sie absolut kundenorientiert sind und über ein wertschätzendes Management verfügen, Qualitäten, die Europa beim Umgang mit Afrika vermissen lässt. Wertschätzende Unternehmenskulturen erlauben offene Kommunikation, setzen auf selbst organisierte Einheiten und bringen Kunden und Mitarbeitern Wertschätzung entgegen. Dazu gehört auch das Verständnis für Menschen anderer Kulturen. Diese Unternehmen haben die koloniale Attitüde gegenüber ihren Geschäftspartnern längst überwunden und sind deshalb auf dem globalen Markt erfolgreich. Überall dort, wo Menschen der Armut entkommen sind, waren es Unternehmen, die Werte für Kunden, Mitarbeiter und die anderen Stakeholder geschaffen haben.

Bei den europäischen Eliten herrscht im Weltbild aber ein undifferenziertes Unternehmens- und Konzern- Bashing vor. Ein Weltbild, das ihnen die Sicht darauf verstellt, dass das Zusammenspiel von Realwirtschaft und Gesellschaft in der nichtwestlichen Welt so gut wie noch nie funktioniert. Ihr Weltbild besagt, dass die Welt immer ungerechter und schlechter wird. Denn wenn man nicht aufhören darf, gegen eine ungerechte Welt zu kämpfen, rechtfertigt das den Kampf gegen Veränderungen im eigenen Beritt. Europa hält an seinem Afrikabild fest, um sich nicht selbst verändern zu müssen. Ohnehin hat es mit jeder Menge selbstverursachter Krisen zu kämpfen. Die Zukunft der Wirtschaftsbeziehungen entscheiden demnächst asiatische, afrikanische und latainamerikanische Player, Europa wird nicht dabei sein, wenn es weiter macht, wie bisher.

Was hat Afrika zu bieten?

Airtel Afrika bietet hochinnovative Lösungen und setzt mittlerweile 5 Milliarden Euro um. Im November 2012 hat es sein „One Network“- System, das den Kunden ermöglicht, innerhalb von 17 afrikanischen Ländern zum Ortstarif zu telefonieren und Daten zu transferieren auf Indien, Bangladesh und Sri Lanka ausgeweitet.

Europäische Telefonanbieter könnten von Bharti Airtel einiges lernen, vor allem für die von Roaminggebühren geplagten europäischen Kunden. Mit seiner Unternehmensphilosophie, mobile Kommunikation für alle erschwinglich zu machen, hätte Bharti Airtel das Potential im deutschsprachigen Raum bisher erfolgreiche Mobilfunkanbieter zu verdrängen, vor allem die, die WiFi nur in Verbindung mit einem veralteten Festnetzanschluss anbieten, wie die Telekom.

Wichtig für die afrikanische Entwicklung ist, dass die postkolonialen „big men“, das heißt die Generation der Befreiungsführer gegen den Kolonialismus heute der Vergangenheit angehören.
Afrikas zweite Befreiung ist im Gange, eine Befreiung von den Befreiern mit ihrer Fixierung auf den alten Widerpart des Kolonialisatoren. Es entwickelt sich eine Rückbesinnung auf Afrika selbst, seinen Erfindungsreichtum und auf seine gesellschaftliche Kraft.

Mit seiner militärischen Aktion zur Befreiung Ugandas im Februar 1979 hob Tansanias Präsident ein neues Prinzip aus der Taufe: Wir Afrikaner kümmern uns umeinander. Wenn beim Nachbarn die Hütte brennt, löschen wir gemeinsam. Seitdem hat sich dieses neue Politikverständnis immer mehr ausgebreitet, zum Wohle Afrikas. Es gelang, die von der Ost-West- Konstellation verursachten Stellvertreterkriege in Afrika weitgehend zu überwinden. Dabei wurden auch die postkoloniale Staatenstruktur und die postkoloniale Wirtschaftsstruktur überwunden. Damit gewannen Afrikas Akteure ungeahnte neue Spielräume für die Revitalisierung Afrikas.

Der Sommer 1994, der die Überwindung von Apartheid in Südafrika und Genozid in Ruanda brachte, ist die entscheidende Gründungsstunde des neuen Afrika, ein Afrika, das nach eigenen Rezepten und nicht nach fremden Modellen gebaut wird. Es entstand eine neues Denken, das Stolz und Selbstbewusstsein betont und jede Art von Abhängigkeit und Bittstellerei ablehnt.

Der Westen ließ Afrika bei der Überwindung von Apartheit allein, zog sich nach einer fehlgeschlagenen Intervention aus Somalia zurück, reagierte weder auf den Völkermord in Ruanda, noch auf die Kriege im Kongo und im Afrika der großen Seen. Deshalb werden heute alle Versuche der westlichen Einflussnahme, wie die Verurteilung des ruandischen Präsidenten Kagame zurückgewiesen.

Das positive am neuen Denken ist, dass die einfachen Menschen nicht wie früher ignoriert werden. Sie werden für den Aufbau gebraucht.

Afrikas Elite ist stolz auf ihre „Unsung Hereos“, Menschen, die sich um den Aufschwung Afrikas verdient gemacht haben, wie Miko Rwayitare, der Erfinder des Mobiltelefons in Afrika. Er führte 1986 das erste afrikanische Handygespräch und baute das erste Mobilfunknetz auf dem Kontinent aus. Rwayitare war ruandischstämmiger Tutsi, der mit seine Eltern ins Exil musste, ein Ingenieursstudium in Karlsruhe absolvierte, nach Afrika zurückkehrte, in verschiedenen niedergehenden Staatsbetrieben arbeitete und schließlich erkannte, dass die Zukunft Afrikas in der Mobilfunktechnik liegt. Seine ersten Mobiltelefone waren noch schwer wie Ziegelsteine und den oberen 3000 in Zaire vorbehalten. Seine Firma Telecel expandierte in der Folge in viele Länder, wurde von ihm 2000 für 413 Millionen Dollar an Osracom Telecom verkauft, die heute außer in Afrika der größte Anbieter in der arabischen Welt ist. Rwayitares Telecel war nur das erste der erfolgreichen afrikanischen Unternehmen auf dem boomenden Telekommunikationsmarkt.

Die von Südafrika ausgehende Politik des „Black Empowerment“ befördert die Entstehung immer neuer afrikanischer Unternehmen. Deren Kooperation wird immer mehr ausgeweitet. Aktuell entsteht ein Netzwerk afrikanischer Ölraffinerien. Anders als früher sollen die afrikanischen Ressourcen nicht mehr von multinationalen Konzernen kontrolliert werden.

An manchen Stellen ist der afrikanische Unternehmergeist den Westlern direkt unheimlich, weil er im ungestümen Tempo und ohne die üblichen westlichen Regeln aus dem Boden schießt. Ein extremes Beispiel dafür ist die Piraterie vor den Küsten Somalias, durch die sich mit Gewalt vom boomenden Überseehandel vor Ostafrika das nötige Startkapital für die eigenen Unternehmungen besorgt wird. Akteure sind junge Leute, die nur Krieg und kein Gesetz kennen. Natürlich haben die empörten Europäer vergessen, dass in einem Stadium ihrer Entwicklung, sie es nicht anders gehalten haben. Berühmt ist Francis Drake, der Königin Elisabeth I mit dem nötigen Kleingeld versorgte.

Die internationale Klage, mit kongolesischen Rohstoffen und somalischer Piraterie werde Bürgerkrieg finanziert, ist berechtigt. Andererseits werden durch solche Aktivitäten beträchtliche Geldsummen in Konfliktgebiete abgeleitet, die zum Teil auch der Bevölkerung zugute kommen. Interessanterweise hat sich in den zwanzig Jahren Bürgerkrieg und Staatszerfall in Somalia eine Fähigkeit entwickelt, ausschließlich mit informeller Wirtschaft zu überleben, die sich nicht auf Institutionen eines Rechtsstaats verlässt, sondern aus der eigenen Kraft ihrer Unternehmer schöpft, die sich freiwillig an einige Basisregeln halten, um agieren zu können. Somalia fand so schneller Anschluss an globale Hochtechnologie und an globale Finanznetzwerke, als manches andere, stabilere Land in Afrika. Oft gedeihen private wirtschaftliche Aktivitäten dort am besten, wo die postkolonialen Staatswesen am umfassensten gescheitert sind. Vielleicht ist uns Afrika auch auf dem Weg zum Minimalstaat einige Schritte voraus.

Vortrag, gehalten am 7.1.2016 im Hayek- Club Berlin

Literatur: Hans Stoisser: Der schwarze Tiger, München, 2015 . Sowie: Dominic Johnson: Afrika vor dem großen Sprung, Berlin, 2013

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Gunnar Holler / 22.02.2016

Auch ich muß mich wundern. Die Seeräuberei vor Somalia zu vergleichen mit dem englisch-spanischen Kampf in der Neuen Welt (und in Europa), ist völlig schief. Eine treffendere Analogie wäre das Raubrittertum (Plackerer) im deutschen Reich im Spätmittelalter. Das von den somalischen Warlords und Piraten erbeutete Geld wird zum großen Teil nicht der somalischen Wirtschaft zugute kommen, sondern in mehr Bewaffnung und bessere Boote “investiert” werden, oder auf Konten in sicheren Staaten landen. Wenig davon wird die Wirtschaft dort befördern. Ohnehin läßt sich Raub nicht legitimieren. Das gelobte Angola betreffend gehe ich davon aus, daß die Wirtschaft dort aktuell kollabiert, wegen des Ölpreisrückgangs. Fast alle Exporte dieses Musterlands sind Ölprodukte. Man beachte die Kursentwicklung US-Dollar zum angolanischen Kwanza, USD/AOA . Wie man überhaupt darauf kommen kann, eine derartige sozialistisch-korrupte Kleptokratie als erfolgreiches Vorbild hinzustellen, erschließt sich mir nicht annähernd. Die genannten angolanischen Investitionen in Portugal waren dem Ölpreisanstig vergangener Zeiten geschuldet, und 119 Millionen (2009) waren eh praktisch nix im Vergleich zu Portugals BIP von circa 250 Milliarden Euro. Ebenso nix sind vermutlich 14% oder 20% Anteil einer portugiesischen Bank wert, auch wenn Börsenkurse über null noch (!) anderes suggerieren. Nebenbei bemerkt ist ein 20%-Aktionär an einer Bank noch lange kein “Hauptkreditgeber”. In einer typischen Bankbilanz macht das Eigenkapital selten mehr als 10% der Bilanzsumme aus. Anzustrebender Richtwert ist bekanntlich mindestens 8% Kernkapitalquote. 20% von z.B. 10% sind lächerlich wenig. Hauptkreditgeber sind in der Regel die Inhaber der Bankeinlagen. Ich nehme an, der ganze Artikel ist Satire, leider viel zu gut versteckt.

Steinkirchner, Patricia / 21.02.2016

Klingt viel zu schön, um wahr zu sein. Wäre es so, wäre der Westen wohl nicht das Ziel so vieler Afrikaner! Dann hätten alle weniger Probleme.

Michael Boden / 21.02.2016

Auch mir erscheint der Gesamttenor des Artikels viel zu optimistisch. Sicher, die ungeheure Zahl von Handys und Smartphones hat mich gewaltig beeindruckt. Aber man darf nicht vergessen, dass die Afrikanischen Gesellschaften (vor Allem in Dörfern und kleineren Städten) immer noch neidzerfressen sind. Es herscht ein unglaublicher sozialer Druck auf Erfolgreiche Menschen, dahingehend, abzugeben an Verwandte, Clanmitglieder, wenn möglich alles. Ein Zwang zur Nivellierung, der lähmend ist (vielleicht in den ganz großen Städten weniger stark ist.)  Und der Hexereiwahn, ein reiner Albtraum, vor Allem in Westafrika.  Ich empfehle da, mal unter David Signer, “Die Ökonomie der Hexerei” zu googeln (Link funktionierte nicht) Das alles stimmt doch sehr skeptisch, was den “SchwarzenTiger” betrifft.

Jochen Kramer / 20.02.2016

“Es entwickelt sich eine Rückbesinnung auf Afrika selbst, seinen Erfindungsreichtum ...” Eine Rückbesinnung auf seinen Erfindungsreichtum? Welche Erfindungen sollen das sein? Es gibt keine Einzige!!! Dieser Vortrag strotzt von falschen Behauptungen.

UdoGerschler / 20.02.2016

Einfach und genial geschrieben.Danke für einen neuen Blickwinkel .

Rudi Frühwirth / 19.02.2016

Ich schätze die Kommentare von Frau Lengsfeld sonst außerordentlich, aber dieser lässt mich etwas ratlos zurück. Warum ist es so wichtig, dass man über mehrere Länder hinweg im Ortstarif telefonieren kann? Es würde mich wundern, wenn in Afrika die Mobilkommunikation weniger banal wäre als dies in Europa meistens der Fall ist. Was bringt das billige Telefonieren für die Wertschöpfung im industriellen und landwirtschaftlichen Bereich? Was bringt es den Ländern, die wie Zimbabwe und Südafrika einer durch und durch korrupten Clique von Herrschern ausgeliefert sind? Dass man sich zum Ortstarif bei den ausgewanderten Angehörigen beschweren kann? Und ob es sich im Kinshasa von heute mit 10 Millionen Einwohnern besser lebt als in dem von 1950 mit 160000, scheint mir durchaus zweifelhaft. Oder schlägt hier nach bester dialektischer Manier die Quantität in die Qualität um?

Andreas Horn / 19.02.2016

Liebe Frau Lengsfeld, Ihnen ist nicht bekannt, daß China Neokolonialismus in größtem Ausmaße betreibt?  Schauen Sie sich mal die sogenannten Wirtschaftshilfen an! Tanzania, Mosambique, Angola, Kongo, Uganda usw., riesige, von den jeweiligen Staaten an China vermietete Abauflàchen für die CHINESISCHE Bevölkerung, modernste Landwirtschaft, hinter großen Zäunen. Der einheimische Bauer steht auf seinem vertrockneten Feld daneben und hat kein Wasser. Staatsvertrag Zimbabwe - China, China erhält absoluten Zugriff auf alle dortigen Rohstoffe, fùr lächerliche Gegenleistungen, hauptsächlich um das System Mugabe zu unterstützen. Sambia, Malawi, Südafrika, Namibia- Ausbeutung der einheimischen Ressourcen durch chinesische Firmen. Die punktuellen Infrastrukturmaßnahmen ( wie Straßenbau/energetischer Sektor, Ausbau von Hochseehäfen etc.) dienen allein dazu, die Beute abzutransportieren. Auch Krankenhäuser und Polizeistationen werden gebaut, auch Kraftwerke. Absicherung der Energie, auch im Bergbau, Sicherheit und Behandlungsmòglichkeiten vor Ort sind auch Teil eines chinesischen Sicherheitskonzepts. Beispiel Botswana - Kraftwerk: die technischen Einheiten und Komponenten werden so konstruiert, daß ein Ersatzteilbezug bzw. Reparatur nur durch chinesische Ingenieure mòglich ist, gleiches gilt fùr Krankenhäuser.und, und, und. Sicher, China stellt keine Fragen, China ist es egal, ob Menschenrechte mit den Füßen getreten werden, ob gerade eine blutige Diktatur herrscht, Hauptsache die Kasse stimmt und die stimmt sicher nicht für Afrika! Ihre Ansichten bezùglich Afrika verwundern mich sehr. Und die Perlen an Innovation, die Sie sich herausgepickt haben. Der wirtsvhaftliche Aufschwung den Sie beschreiben, enspricht im ganzen nicht der Realitàt, auch nicht im sùdlichen Afrika. Es gäbe noch viel zu svhreiben. Das beste ist einfach, Sie leben hier mal ein Jahr, nicht als Tourist oder Tagungsbesucher.

Rolf Menzen / 19.02.2016

Ein Problem wird bei allem Optimismus hier nicht angesprochen: Wie soll es die Wirtschaft in den afrikanischen Länder schaffen (und besonders in den bettelarmen wie z.B. Niger), für die vielen jungen Menschen genug Arbeitsplätze zu schaffen oder führt der steigende Wohlstand nur zu einer noch größeren Auswanderungswelle wie bisher? Laut verschiedenen Projektionen wird Afrika in absehbarer Zeit mehr Menschen haben als Asien heute (die Rede ist von ca. 4,4 Milliarden um 2050!!).

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