Vera Lengsfeld / 17.12.2007 / 13:05 / 0 / Seite ausdrucken

Die Zersetzungsberichte der Franziska Augstein

Zersetzung war eine beliebte Methode der Staatssicherheit , ungeliebte Andersdenkende zu diskreditieren. Dabei wurden falsche, aber glaubwürdige Behauptungen verbreitet, die geeignet waren, den guten Ruf einer Person oder einer Institution zu ruinieren. Das Frau Augstein die Stasi-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen ein Dorn im Auge ist, hat sie schon mehrfach in ihren Texten dokumentiert. In welchem Maße ihre Abneigung sie zu Falschdarstellungen verleitet, ist für eine professionelle Journalistin mehr als erstaunlich. Die Gedenkstätte sei immer wieder für „Krawall-Nachrichten“ gut, schreibt Frau Augstein in ihrem Artikel vom 8.12. in der Süddeutschen. Nur, dass es unbelehrbare Stasileute waren, die gegen die Gedenkstätte Krawall geschlagen haben, verschweigt sie. Statt dessen erweckt sie den Eindruck, der Förderverein der Gedenkstätte sei die Ursache der „Kalamitäten“. Um das zu beweisen, wird falsch dargestellt, was das Zeug hält. Worum geht es? Der Förderverein der Gedenkstätte hatte im Sommer beschlossen, einen Preis auszuloben für Persönlichkeiten, die sich um die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur verdient gemacht haben. In der jüngsten Presseerklärung des Fördervereins, auf die Frau Augstein in ihrem Artikel Bezug nimmt, wird klar gestellt, dass die Entscheidung für Walter Linse als Namensgeber des Preises erfolgte, weil die Vereinsmitglieder auf Grund eines Schreibens des Bundesarchivs davon ausgehen konnten, dass Linse kein Mitglied der NSDAP war. Auch seine Tätigkeit in der IHK Chemnitz war den Vorstandsmitgliedern nicht im vollen Umfang bekannt. Als im Juli heraus kam, dass Linse doch NSDAP-Mitglied und mit der „Arisierung“ jüdischen Eigentums betraut war, hat der Vorstand sofort die Konsequenzen aus diesen damals tatsächlich neuen Erkenntnissen gezogen und die Preisverleihung ausgesetzt.
Gleichzeitig hat er deutlich gesagt, dass jemand, der sich während der Nazi-Diktatur schuldig gemacht hat, nicht Namensgeber eines Preises sein kann. Frau Augstein behauptet dagegen,  die jüngste Presserklärung habe sich auf „neue Erkenntnisse“ im November bezogen, was von ihr erfunden ist. Bezeichnend ist der Lapsus, der ihr dann unterläuft, um die Tatsache abzuwerten, dass Linse in seiner Funktion Menschen geholfen hat, die sich dann öffentlich für ihn eingesetzt haben, als er selbst   mit dem Tode bedroht war. Frau Augstein schreibt tatsächlich „fast alle“ hätten so etwas getan .Da es sehr viel weniger Juden in Deutschland gab, als “Arier”, fragt sich nur, warum so viele deutsche Juden umgekommen sind, wenn „fast alle“, sogar „hohe NS-Bonzen…gelegentlich einem Juden das Schicksal erspart „ haben, „das sie für die übrigen Millionen vorsahen“.
Am Ende kommt Frau Augstein zu einer merkwürdig zutreffenden Feststellung. Es gäbe Leute im wissenschaftlichen Beirat der Gedenkstätte, „die Geschichtspolitik betreiben und die Vergangenheit in den Dienst aktueller politischer Anliegen stellen wollen.“ Genau das hat Frau Augstein getan mit ihrem Gefälligkeitsartikel für Leute, denen die Gedenkstätte ein Dorn im Auge ist, weil sie beharrlich und erfolgreich Widerstand gegen die Verharmlosung des DDR-Regimes leistet . Übrigens stimmen die Besucher der Gedenkstätte mit den Füßen ab: das zu Ende gehende Jahr war das erfolgreichste in der Geschichte der Gedenkstätte mit über 208 000 kamen. Tendenz weiter steigend .

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