Ein sehr gute Kommentar, Herr Geiselhart! Da kann sich nun jeder vorstellen wie die Wirtschaftlichkeit erst bei unseren Mini-Einfamilienhaus-Solarströmchen-Anlagen aussieht. Da dürften die realen Kosten beim 10 bis 20-fachen der Kosten für konventionellen Strom liegen. Und da ist natürlich die Speicherung und Fortleitung noch nicht drin. Diese Kosten werden ja bisher von den konventionellen Reservekraftwerken geschluckt - natürlich zwangsweise, per Gesetz. Solange bis RWE ganz pleite ist.
Wer vorgibt, die “Fluchtursachen bekämpfen” zu wollen, will tatsächlich nur eines: nichts tun.
Der große Irrtum der ZEIT, der den uninformierten Leser sehr in die Irre führt, ist die Behauptung, daß eine Verbesserung der Lebensbedingungen in Afrika die Fluchtursachen nach Europa mindern würde. Es ist unbestrittener Stand der Migrationsforschung, daß genau das Gegenteil der Fall ist… steigender Wohlstand wird eindeutig dazu führen, daß immer mehr Personen die Migration nach Europa anstreben werden, solange der Wohlstandsabstand zwischen dem betreffenden Land und Europa erheblich bleibt. Es steht doch außer Frage, daß das Wohlstandsgefälle zwischen Europa und den meisten Ländern Afrikas immer noch so erheblich sein wird, nachdem die Entwicklung durch dezentrale Stromerzeugung gefördert wurde, daß der Pullfaktor (das Europa “mit den Straßen, die mit Gold gepflastert sind”) unvermindert wirken wird und die Migration dann aufgrund besserer Mittel und höherer Bildung verstärkt standfinden wird… aber die ZEIT weiß das entweder nicht oder verschweigt es, und erzeugt damit völlig falsche Vorstellungen bei ihren Lesern, indem sie Migration als ein Geschehen darstellt, bei dem es ausschließlich Push-Faktoren gibt. Politiker äußern sich generell genau so falsch wie die ZEIT im Artikel… wirtschaftliche Entwicklung würde die Gründe für Migration verringern usw. Es erschwert eine vernünftige gesellschaftliche Diskussion zu einem Thema aber sehr, wenn ein Irrglauben darüber allgemein verbreitet ist. Ihn zu beseitigen sollte eigentlich von den Medien als ihre Aufgabe verstanden werden, und nicht ihn zu bestärken, wie es die ZEIT hier macht. Damit ich nicht mißverstanden werde… ich meine nicht, daß deshalb Entwicklungsunterstützung generell unterbleiben sollte… aber man muß den Menschen doch ehrlich sagen, was sie am Ende auch zur absehbaren Folge haben wird.
In Marokko entsteht derzeit ein riesiges Solarkraftwerk “Noor” für ca. 3,5 Mrd. EURO, zum großen Teil von Deutschland bezahlt, der Rest mit den Steuergeldern anderer Länder. Der Clou ist, dass dieses Monstrum 30 qkm Platz einnimmt und die spezielle Technik (Trägeröle) den Einsatz einer Dieselheizung erfordert, um das Öl bei Nacht über einer bestimmten Mindesttemperatur zu halten. Diese Heizung verbraucht sage und schreibe 19t Diesel pro Tag. Man sollte meinen, dass dabei eine enorme Energiemenge geliefert wird. Die beläuft sich aber gerade auf die Hälfte eines mittleren Kohlekraftwerks und das zu den vierfachen Kosten. Dazu kommen Milliardeninvestitionen für neue Leitungen, die durch die Zentralität wesentlich länger ausfallen müssen. Für das selbe Geld hätte man also 4 dezentrale Kraftwerke aufbauen können und hätte die 8fache Energiemenge bekommen bei minimalen Leitungskosten. Die Speicherung der Energie (bei Nacht liefert das Solarkraftwerk natürlich nicht), erfolgt über Flüssigsalze, die auf hohe Temperaturen erhitzt werden und diese Hitze bei Nacht an die Generatoren abgeben. Ein Großteil der erzeugten Energie geht also unter Tags für die Erhitzung des Salzes drauf. Die Berechnung der erzeugten Energiemenge beruht übrigens auf der optimistischen Annahme, dass die Anlage 12 Stunden Maximalleistung bietet! Daraus ergibt sich ein Strompreis, der 3mal höher ist als bei konventionellen Kraftwerken. Insgesamt wäre natürlich die dezentrale Konstellation mit konventionellen Kraftwerken um den Faktor 8 effektiver gewesen, d.h. der Nutzen wäre 8mal höher gewesen und hätte der gesamten Bevölkerung durch die wesentlich niedrigeren Kosten und der Dezentraltität was gebracht. Aber es ist halt leider so, dass derzeit Rationalität und ökonomisches Denken bei den Staatenlenkern und vor allem bei der UN nicht sehr weit verbreitet sind. Klimareligion und andere Ideologien beherrschen immer mehr das “Denken” der Politik und mit ihr vereint der Medien.
Gestern noch habe ich gelesen, dass der Klimawandel für das Zikavirus verantwortlich sein könnte und heute überlas ich in der - kostenlos ausliegenden, ich kauf das Ding nicht - FAZ, dass Russland an der “nächsten Flüchtlingswelle” schuld ist. Toll, diese monokausale Buhmann-Welt! Und nebenbei ist auch schonmal erklärt, auf wen wir böse zu sein haben, wenn uns die nächste Million Migranten endgültig das Genick brechen wird. Syrer nach Deutschland und Deutsche nach Russland! Und die Panzer pflastern wir mit Solarzellen, dann fällt der Russe tot um vor lachen.
“Jeder hat einen Grund zu kommen” sagt Merkel. Und die Damen und Herren von der ZEIT finden das natürlich auch. Was heißt – einen hinreichenden Grund, für den wir alternativlos unser Sozialsystem öffnen müssen, und jedem Menschen dieser Welt ein sorgloses Dasein bis ans Ende aller Tage oder dieses Sozialsystems, zu bieten. Fassbomben? Ein sehr guter Grund! Gekürzte Rationen im jordanischen Camp? Ebenfalls! Ölfunzeln in der Savanne? Warum nicht! So lange nicht jeder erdenkliche Fluchtgrund beseitigt ist auf dieser Welt müssen die Grenzen offen bleiben. Das ist der Plan, das ist unsere Zukunft. Tja, schön war’s seit den 50ern hier in Deutschland. Aber alles hat ein Ende. Entweder zuerst die Fluchtgründe, oder das Land. Ich tippe auf Letzteres. Gibt es eine dritte Möglichkeit? Das Ende der Kanzlerschaft dieser kinderlosen Mutter, “Mutti” von den Deutschen und “Mutter Angela” von den Syrern genannt? Die gerade den Papst in die Schranken wies, weil er Europa mit einer unfruchtbaren Frau verglich? Kaum!
Ockhams Rasiermesser: Wenn du mehrere Erklärungen für ein Phänomen zur Auswahl hast, dann entscheide dich für die unkomplizierteste. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es die richtige ist. Es ist für mich völlig unfassbar, weshalb es auch im Jahre 2016 noch Schreiber ehemals renommierter deutscher Tageszeitungen und Wochenzeitschriften gibt, die die seit etwa einem Vierteljahrhundert bekannte, in der Geschichte universell anwendbare, weil sehr einfache und einleuchtende Erklärung für Extremismus, Gewalt, Krieg, Völkermord und Migration noch immer nicht zur Kenntnis genommen haben: Den youth bulge, den Überschuss an Jugend also, insbesondere den an überflüssigen, weil dritt- oder viertgeborenen jungen Männern. Die Demografie in den Herkunftsländern ist nämlich ebenso deformiert wie die in den mittlerweile vergreisenden Gesellschaften Europas, nur eben “andersherum”. Der Universalgelehrte Prof. Gunnar Heinsohn ist einer der führenden Experten auf diesem Gebiet, sein Buch “Söhne und Weltmacht” kann man ohne Übertreibung als epochemachend ansehen. Vermutlich liegt die Ignoranz der “Kulturelite” einfach daran, dass man zur Behebung eines youth bulge, anders als man es noch vor hundert Jahren gehandhabt hätte, nichts beitragen kann, was sich mit den heutigen “europäischen Werten” vereinbaren ließe. Da man aber auch bei den Gutmenschen Handlungsdruck verspürt, führt man eben Scheingefechte gegen Scheinursachen. So macht man sich nicht die Finger schmutzig an der Realität und kann sich weiter moralisch überlegen fühlen und sein veraltetes linkes Weltbild pflegen.
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