Thilo Thielke / 09.02.2016 / 09:50 / 7 / Seite ausdrucken

Die „Zeit“ entdeckt die Fluchtursache

Fluchtursachenbekämpfung ist ja der neuste Schrei, um die illegale Einwanderung zu stoppen. Alle überbieten sich mit den tollsten Ideen. Meist wird mehr Entwicklungshilfe gefordert, bisweilen bessere Flüchtlingslagerkost oder die Kungelei mit Despoten – was einem eben so einfällt, wenn man eine Grenzphobie hat.

Nun habe ich einen interessanten Artikel in der „Zeit“ gelesen. In der Geschichte geht es darum, dass man Solarenergie ganz gut dort einsetzen kann, wo es kein Stromnetz gibt, zum Beispiel in Afrika. Das ist ein eher schlichter Gedanke zum Thema Ökostrom, und der ist auch nicht falsch.

Im Hamburger Pressehaus müssen sie sich aber gedacht haben: Das ist ja alles schön und gut, aber können wir das nicht irgendwie aufpeppen? Was ist denn mit diesem Flüchtlingsthema? Man hört doch jetzt immer, dass da so viele Afrikaner kommen. Kann man die Stromstory nicht in diese Richtung drehen?

Und dann haben sie gegrübelt und gegrübelt, bis folgende Überschrift stand: „Was Afrikaner von der Flucht abhalten könnte – Der Ausbau erneuerbarer Energien kann verhindern, dass noch mehr Afrikaner fliehen.“

Ich weiß nicht, welche Drogen sich in den Keksen befinden, die sie bei den Zeit-Redaktionskonferenzen reichen, aber ich stell mir gerade vor, wie die Schutzsuchenden in der Savanne auf gepackten Koffern sitzen, und dann kommt Steinmeier mit seinen Solarlampen vorbei, und sie singen alle zusammen „Kleine Taschenlampe brenn, schreib ich lieb Dich in den Himmel“, und plötzlich teilt sich das Meer und all diejenigen, die Merkel schon fortgelockt hatte, strömen aus Deutschland zurück nach Afrika.

Begleitet wird der Treck von einem Reporter von der Zeit. Er lächelt still in sich hinein, denn er weiß: Das ist ein Scoop. Diese Geschichte hat er exklusiv.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Peter Schuh / 11.02.2016

Ein sehr gute Kommentar, Herr Geiselhart! Da kann sich nun jeder vorstellen wie die Wirtschaftlichkeit erst bei unseren Mini-Einfamilienhaus-Solarströmchen-Anlagen aussieht. Da dürften die realen Kosten beim 10 bis 20-fachen der Kosten für konventionellen Strom liegen. Und da ist natürlich die Speicherung und Fortleitung noch nicht drin. Diese Kosten werden ja bisher von den konventionellen Reservekraftwerken geschluckt - natürlich zwangsweise, per Gesetz. Solange bis RWE ganz pleite ist.

André Siepmann / 09.02.2016

Wer vorgibt, die “Fluchtursachen bekämpfen” zu wollen, will tatsächlich nur eines: nichts tun.

Max Wedell / 09.02.2016

Der große Irrtum der ZEIT, der den uninformierten Leser sehr in die Irre führt, ist die Behauptung, daß eine Verbesserung der Lebensbedingungen in Afrika die Fluchtursachen nach Europa mindern würde. Es ist unbestrittener Stand der Migrationsforschung, daß genau das Gegenteil der Fall ist… steigender Wohlstand wird eindeutig dazu führen, daß immer mehr Personen die Migration nach Europa anstreben werden, solange der Wohlstandsabstand zwischen dem betreffenden Land und Europa erheblich bleibt. Es steht doch außer Frage, daß das Wohlstandsgefälle zwischen Europa und den meisten Ländern Afrikas immer noch so erheblich sein wird, nachdem die Entwicklung durch dezentrale Stromerzeugung gefördert wurde, daß der Pullfaktor (das Europa “mit den Straßen, die mit Gold gepflastert sind”) unvermindert wirken wird und die Migration dann aufgrund besserer Mittel und höherer Bildung verstärkt standfinden wird… aber die ZEIT weiß das entweder nicht oder verschweigt es, und erzeugt damit völlig falsche Vorstellungen bei ihren Lesern, indem sie Migration als ein Geschehen darstellt, bei dem es ausschließlich Push-Faktoren gibt. Politiker äußern sich generell genau so falsch wie die ZEIT im Artikel… wirtschaftliche Entwicklung würde die Gründe für Migration verringern usw. Es erschwert eine vernünftige gesellschaftliche Diskussion zu einem Thema aber sehr, wenn ein Irrglauben darüber allgemein verbreitet ist. Ihn zu beseitigen sollte eigentlich von den Medien als ihre Aufgabe verstanden werden, und nicht ihn zu bestärken, wie es die ZEIT hier macht. Damit ich nicht mißverstanden werde… ich meine nicht, daß deshalb Entwicklungsunterstützung generell unterbleiben sollte… aber man muß den Menschen doch ehrlich sagen, was sie am Ende auch zur absehbaren Folge haben wird.

Werner Geiselhart / 09.02.2016

In Marokko entsteht derzeit ein riesiges Solarkraftwerk “Noor” für ca. 3,5 Mrd. EURO, zum großen Teil von Deutschland bezahlt, der Rest mit den Steuergeldern anderer Länder. Der Clou ist, dass dieses Monstrum 30 qkm Platz einnimmt und die spezielle Technik (Trägeröle) den Einsatz einer Dieselheizung erfordert, um das Öl bei Nacht über einer bestimmten Mindesttemperatur zu halten. Diese Heizung verbraucht sage und schreibe 19t Diesel pro Tag. Man sollte meinen, dass dabei eine enorme Energiemenge geliefert wird. Die beläuft sich aber gerade auf die Hälfte eines mittleren Kohlekraftwerks und das zu den vierfachen Kosten. Dazu kommen Milliardeninvestitionen für neue Leitungen, die durch die Zentralität wesentlich länger ausfallen müssen. Für das selbe Geld hätte man also 4 dezentrale Kraftwerke aufbauen können und hätte die 8fache Energiemenge bekommen bei minimalen Leitungskosten. Die Speicherung der Energie (bei Nacht liefert das Solarkraftwerk natürlich nicht), erfolgt über Flüssigsalze, die auf hohe Temperaturen erhitzt werden und diese Hitze bei Nacht an die Generatoren abgeben. Ein Großteil der erzeugten Energie geht also unter Tags für die Erhitzung des Salzes drauf. Die Berechnung der erzeugten Energiemenge beruht übrigens auf der optimistischen Annahme, dass die Anlage 12 Stunden Maximalleistung bietet! Daraus ergibt sich ein Strompreis, der 3mal höher ist als bei konventionellen Kraftwerken. Insgesamt wäre natürlich die dezentrale Konstellation mit konventionellen Kraftwerken um den Faktor 8 effektiver gewesen, d.h. der Nutzen wäre 8mal höher gewesen und hätte der gesamten Bevölkerung durch die wesentlich niedrigeren Kosten und der Dezentraltität was gebracht. Aber es ist halt leider so, dass derzeit Rationalität und ökonomisches Denken bei den Staatenlenkern und vor allem bei der UN nicht sehr weit verbreitet sind. Klimareligion und andere Ideologien beherrschen immer mehr das “Denken” der Politik und mit ihr vereint der Medien.

Tomas Reiffer / 09.02.2016

Gestern noch habe ich gelesen, dass der Klimawandel für das Zikavirus verantwortlich sein könnte und heute überlas ich in der - kostenlos ausliegenden, ich kauf das Ding nicht - FAZ, dass Russland an der “nächsten Flüchtlingswelle” schuld ist. Toll, diese monokausale Buhmann-Welt! Und nebenbei ist auch schonmal erklärt, auf wen wir böse zu sein haben, wenn uns die nächste Million Migranten endgültig das Genick brechen wird. Syrer nach Deutschland und Deutsche nach Russland! Und die Panzer pflastern wir mit Solarzellen, dann fällt der Russe tot um vor lachen.

Thomas Bode / 09.02.2016

“Jeder hat einen Grund zu kommen” sagt Merkel. Und die Damen und Herren von der ZEIT finden das natürlich auch. Was heißt – einen hinreichenden Grund, für den wir alternativlos unser Sozialsystem öffnen müssen, und jedem Menschen dieser Welt ein sorgloses Dasein bis ans Ende aller Tage oder dieses Sozialsystems, zu bieten. Fassbomben? Ein sehr guter Grund! Gekürzte Rationen im jordanischen Camp? Ebenfalls! Ölfunzeln in der Savanne? Warum nicht! So lange nicht jeder erdenkliche Fluchtgrund beseitigt ist auf dieser Welt müssen die Grenzen offen bleiben. Das ist der Plan, das ist unsere Zukunft. Tja, schön war’s seit den 50ern hier in Deutschland. Aber alles hat ein Ende. Entweder zuerst die Fluchtgründe, oder das Land. Ich tippe auf Letzteres. Gibt es eine dritte Möglichkeit? Das Ende der Kanzlerschaft dieser kinderlosen Mutter, “Mutti” von den Deutschen und “Mutter Angela” von den Syrern genannt? Die gerade den Papst in die Schranken wies, weil er Europa mit einer unfruchtbaren Frau verglich? Kaum!

Alexander Rostert / 09.02.2016

Ockhams Rasiermesser: Wenn du mehrere Erklärungen für ein Phänomen zur Auswahl hast, dann entscheide dich für die unkomplizierteste. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es die richtige ist. Es ist für mich völlig unfassbar, weshalb es auch im Jahre 2016 noch Schreiber ehemals renommierter deutscher Tageszeitungen und Wochenzeitschriften gibt, die die seit etwa einem Vierteljahrhundert bekannte, in der Geschichte universell anwendbare, weil sehr einfache und einleuchtende Erklärung für Extremismus, Gewalt, Krieg, Völkermord und Migration noch immer nicht zur Kenntnis genommen haben: Den youth bulge, den Überschuss an Jugend also, insbesondere den an überflüssigen, weil dritt- oder viertgeborenen jungen Männern. Die Demografie in den Herkunftsländern ist nämlich ebenso deformiert wie die in den mittlerweile vergreisenden Gesellschaften Europas, nur eben “andersherum”. Der Universalgelehrte Prof. Gunnar Heinsohn ist einer der führenden Experten auf diesem Gebiet, sein Buch “Söhne und Weltmacht” kann man ohne Übertreibung als epochemachend ansehen. Vermutlich liegt die Ignoranz der “Kulturelite” einfach daran, dass man zur Behebung eines youth bulge, anders als man es noch vor hundert Jahren gehandhabt hätte, nichts beitragen kann, was sich mit den heutigen “europäischen Werten” vereinbaren ließe. Da man aber auch bei den Gutmenschen Handlungsdruck verspürt, führt man eben Scheingefechte gegen Scheinursachen. So macht man sich nicht die Finger schmutzig an der Realität und kann sich weiter moralisch überlegen fühlen und sein veraltetes linkes Weltbild pflegen.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thilo Thielke / 26.09.2017 / 16:30 / 6

Wie der Herr, so das Gescherr. Kardinal Woelki und seine Trolle

Helden sind sie ja nicht gerade, unsere Pfaffen. Als Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und sein evangelischer Kollege Heinrich Bedford-Strohm vor einiger Zeit gut…/ mehr

Thilo Thielke / 05.06.2017 / 18:35 / 8

Selber schuld, die Engländer!

Eine Meldung, die fast untergegangen wäre: "bento", das Magazin für kleine "Spiegel"-Leser, hat herausgefunden, warum die Islamisten in London morden mußten: Keiner wollte mit ihnen…/ mehr

Thilo Thielke / 12.05.2017 / 12:00 / 8

Endlich wird mal wieder gesäubert. Danke Ursel!

Von Thilo Thielke. Endlich wird die Bundeswehr gesäubert. Ich habe lange darauf gewartet. Mir war das immer klar, daß da was schiefläuft. Aber: Wie konnte…/ mehr

Thilo Thielke / 12.04.2017 / 12:50 / 10

Hau den Lukas! Her mit der Namens-Gerechtigkeit!

Gerade habe ich gelesen, daß der Name Mohammed schwer im Kommen ist in Deutschland, allerdings noch hinter den männlichen Vornamen Elias, Alexander, Maximilian und Paul…/ mehr

Thilo Thielke / 07.04.2017 / 13:06 / 14

Schreiben sie drauf los! Recht Schreibung ißt dof

Von Thilo Thielke. Um unser Bildungssystem steht es bekanntlich nicht sehr gut. Im internationalen Vergleich rangiert das deutsche Abitur nur noch knapp über Ramschniveau. Zwei…/ mehr

Thilo Thielke / 02.04.2017 / 17:16 / 4

Gute Geschichte, richtiges Opfer, falsche Täter

In Berlin-Friedenau wird ein jüdischer Schüler von Klassenkameraden gewürgt, bedroht und beschimpft, dass er schließlich die Schule verlässt. Also, wenn das keine Story ist! Natürlich berichtet…/ mehr

Thilo Thielke / 31.03.2017 / 10:20 / 5

Falsches Lied am falschen Tag, sonst alles ok

Ein großes Bohei wurde kürzlich darüber gemacht, dass englische Fußballfans beim Länderspiel in Dortmund ein „Weltkriegslied“ angestimmt haben – „und das am Tag des Anschlags von…/ mehr

Thilo Thielke / 15.03.2017 / 15:08 / 8

Ein Horrortrip durch das Land der Fremdenfeinde

Riesenstory neulich, die aber fast untergegangen wäre. Nur ein paar Nischenmedien haben die Brisanz erkannt. Es fing ja auch eher harmlos an. Da sei in…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com