Gastautor / 05.10.2012 / 00:47 / 0 / Seite ausdrucken

Die Wutsoziologin ist zurück: Naika Foroutan und die Rassismuskeule

Thomas Baader

“Wird man doch noch sagen dürfen” - diesen sehr passenden Titel hat sich Naika Foroutan für ihre im SPIEGEL abgedruckte Kampfschrift ausgesucht. Passend deshalb, weil er entgegen der Absicht der Verfasserin zur ungewollten Selbstbeschreibung geworden ist: Denn Naika Foroutan wird doch wohl noch sagen dürfen, dass Buschkowsky ein verdammter Rassist ist.

Es tobt und bebt in ihr, das kann man aus jedem Satz herauslesen. Naika Foroutan spielt ihre Lieblingsrolle: Mit dem Pathos der Verteidigerin geschändeter Migrantenehre tritt sie in den Ring, um es mit Heinz Buschkowsky aufzunehmen, einer jener düsteren Gestalten, die von Zeit zu Zeit ihr garstiges Haupt erheben, um den Einwanderern in Deutschland das Leben schwer zu machen. Ohne Buschkowsky, da ist sie sich sicher, wäre die Multikulti-Idylle noch intakt. Oder sagen wir: ohne Buschkowsky und seinesgleichen. Die Wutsoziologin ist wieder da, und sie schreibt eigentlich gar nicht selbst; vielmehr schreibt es in ihr aus ihr heraus. Im (selbst)gerechten Zorn inszeniert Naika Foroutan sich als Heilige Johanna der Hinterhofmoscheen, eine Darbietung freilich, um die sie eigentlich keiner so richtig gebeten hat.

Als erstes Argument müssen die NSU-Opfer herhalten, als zweites die Opfer von Kindesmissbrauch. Denn diese Dinge geschehen in Deutschland und man könnte sie deshalb wohl irgendwie als Teil der deutschen Kultur begreifen. Nein, könnte man natürlich doch nicht, heißt es dann schnell. Denn frei nach der Methode Hohmann ergeht sich Naika Foroutan in einem ersten Schritt in Absurditäten, um sie dann in einem zweiten Schritt zu verneinen. Denn wenn Kindesmissbrauch nicht mit deutscher Kultur erklärt werden kann, dann wohl Ehrverbrechen auch nicht mit türkischer Kultur, so Foroutans Logik, die als naive Kinderlogik zu bezeichnen wäre, wenn sie nicht so berechnend eingesetzt würde. Eines beweist sie aber: Von Verbrechen, die im Namen der Ehre begangen werden, versteht Naika Foroutan nichts. Was sie freilich nicht daran hindert, eine Meinung dazu zu haben.

Und so bahnt sich fachliche Inkompetenz durch einen schwer erträglichen Text ihren Weg: Buschkowskys Sprache sei rassistisch, wenn er von “Importbräuten” schreibt. Abermals muss man sich fragen, ob Naika Foroutan auch nur den Hauch einer Ahnung von dem hat, über das sie sich auslässt. Denn hinter dem Wort “Importbräute” verbirgt sich ein bestimmtes Phänomen, das man (wenn man sich Zeit nehmen würde, es zu erforschen, anstatt Genugtuung daran zu finden, das Wort “Heimat” im Zuge eines Projekts mit Ypsilon zu schreiben), als antimodern und menschenverachtend bezeichnen muss. So stünde es der Soziologin besser zu Gesicht, sich über das Phänomen zu echauffieren und nicht über den Begriff, der es bezeichnet. Den Boten wegen der Botschaft töten zu lassen, hat noch zu keinem Zeitpunkt der Weltgeschichte irgendein Problem gelöst.

Und beruhigen will Naika Foroutan den Leser tatsächlich mit der Information, dass das Bundeskriminalamt “nur” von fünf bis sechs Ehrenmordfällen pro Jahr ausgeht. Außerdem: “Wir leben in einem Land, in dem viele glauben, muslimische Männer würden ihre Frauen unters Kopftuch zwingen”, spottet sie leichtfertig - und übersieht, dass Menschen, die ernsthafte Arbeit im Bereich der Integration leisten, das nicht nur glauben, sondern sogar wissen: Liebe Frau Foroutan, ich würde Sie gerne mal bekannt machen mit einigen jungen Frauen, die nun eindlich ein Leben ohne Kopftuch führen können.

Menschen mit Migrationshintergrund brauchen keine gutmeinenden Vormünder wie Naika Foroutan. Ein nicht unerheblicher Anteil von ihnen ist nämlich bereits erwachsen.

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