Filipp Piatov
Es ist immer das Gleiche mit dem deutschen Qualitätsjournalismus. Terroristen werden zu Familienvätern, Raketen zu harmlosen Silvesterknallern und auch Israelis sterben nicht richtig, sondern höchstens ‚laut israelischen Militärangaben‘. Aber so ist es, wenn Israel sich verteidigt. Und mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Natürlich ist es immer noch ekelhaft und unfair, aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an Alles. Irgendwann jedoch stößt man auf etwas Hervorstechendes, das einen doch wieder dazu veranlasst, zu schreiben.
Dabei ist es keineswegs ein besonders einseitiger oder verharmlosender Bericht, sondern ein schlicht unfassbar dummer Artikel einer schlechten Journalistin. Sie kennen doch das Gefühl, Mario Barth zuzuhören? Ich wünschte, Frau Putz könnte ansatzweise mit ihm mithalten.
Wie es sich für eine miserable Journalistin gehört, packt sie den größten Mist komprimiert in den Teaser.
„Mit der Offensive im Gaza-Streifen versucht Israels Premier Netanjahu, im Wahlkampf zu punkten. Ein riskantes Manöver, denn der Schlagabtausch mit der Hamas könnte sich leicht in einen Krieg auswachsen – und bei den Palästinensern ausgerechnet die gemäßigten Kräfte verdrängen.“
Israel steht seit Wochen unter heftigem Raketenbeschuss. Reagiert Netanyahu –zufällig der PM des Staates – ist es Wahlkampf. Natürlich Unsinn.
In einen Krieg auswachsen? Etwa den Krieg, der in der Charta der Hamas steht? Oder der Krieg, in dessen Raketenhagel die Israelis seit Wochen leben?
Mit gemäßigten Kräften meint Frau Putz übrigens die Hamas. Später im Artikel erklärt sie, dass es noch extremistische Gruppen gibt, im Teaser aber heißt es „gemäßigte Kräfte“. Vermutlich bewusster Unsinn, denn auch Frau Putz weiß: Die meisten lesen nur den Teaser.
„Der Beginn der tödlichen Offensive gegen die Hamas ist erst wenige Stunden her, da sitzt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, wo er sich am liebsten sieht: vor laufenden Fernsehkameras. Mit markigen Worten wandte er sich am Mittwochabend an das israelische Volk […]“
Dass Bibi am lieber vor Kameras sitzt, als vor dämlichen SPON-Journalisten, ist natürlich richtig. Ihn als mediengeilen Show-Politiker darzustellen, ist nur Frau Putz‘ objektive Meinung. Netanyahu ist entweder Selbstdarsteller oder Kriegstreiber, mehr geben Putz‘ Schubladen nicht her. Aber mal im Ernst: Wie soll sich der Premier an sein Volk wenden? Vor ausgeschalteten Fernsehkameras, leise und unverständlich murmelnd?
„ „Damit schien das Kalkül hinter der jüngsten Attacke aufgegangen: “Wenn die Kanonen dröhnen, sehen wir nur Netanjahu und Barak auf den Bildschirmen – und die anderen Politiker müssen ihnen applaudieren”, beschrieb die Zeitung “Haaretz”“ „
Angeblich schreibt das die Haaretz. Ob das DIE Haaretz schreibt oder beispielsweise der Verbalverbrecher Gideon Levy, ist nicht klar. Und wen sonst könnte man zitieren, als die linke Haaretz? Nein, bloß keine Spur von Objektivität aufkommen lassen, das ist Frau Putz -wie gewohnt – gut gelungen.
„[…] Mittwoch mit der Tötung ihres Militärchefs, Ahmed al-Dschabari, begann, mehr als Schaukampf für das israelische Publikum gedacht ist denn als der Beginn einer Entscheidungsschlacht um den Gaza-Streifen.“
Israelisches PUBLIKUM? Publikum impliziert Passivität. Die Bevölkerung des Südens Israels lebt seit Tagen im Bunker, Frau Putz. Die Tötung eines Terroristen, Massenmörders und Hamas-Führers als Reaktion auf mehrwöchigen, starken Raketenbeschuss als Schaukampf zu bezeichnen, ist eine geistige Meisterleistung, Hut ab. Und welche Entscheidungsschlacht um Gaza meint sie? Etwa eine ähnliche Operation wie „Gegossenes Blei“ im Jahr 2008? Auch das war nur ein Krieg mit kurzfristiger Intention, denn eine Entscheidungsschlacht ist für Israel schlicht nicht möglich. Es sei denn, man entschließt sich dazu, riesige zivile Opfer in Kauf zu nehmen. Jedes Land der Welt würde das tun, um nicht weiter unter Raketenbeschuss zu leben. Israel ist – wie Frau Putz gut weiß – nicht wie jedes andere Land.
Nun, Ulrike Putz ist ein ganz besonders dummer Mensch. Dass sie dabei ausgerechnet die Gemäßigten unter uns verdrängt…