Gastautor / 05.10.2015 / 14:00 / 6 / Seite ausdrucken

Die Wendewende

Von Manfred Haferburg

Kohl ging als Kanzler der Einheit in die Geschichte ein. Angela Merkel wird auch in die Geschichte eingehen – als Wende-Kanzlerin.

Als Umwelt-Kanzlerin leitet sie die Energiewende ein, die den Stromkunden und Steuerzahler ein Billion Euro kostet. Als mächtigste Frau der Welt rettet sie die Griechen und wird sie weiter retten. Als Flüchtlingskanzlerin der Herzen kann sie schon vom Friedensnobelpreis träumen.

Sie belastet die deutschen Bürger mit einer Aufgabe, „die uns noch Generationen beschäftigen wird“ (BP Gauck heute). „Ist mir doch egal, nun sind sie halt da“, soll sie gesagt haben, als ihr zu Ohren kam, dass das Wahlvolk über den Flüchtlingstsunami murrt. Und dann äußert sie einen Satz, der anschaulich macht, wie die Kanzlerin aller Deutschen im Jahr 2015 tickt: “Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land”.

Dabei hatte niemand eine Entschuldigung von ihr verlangt. Und wer ist eigentlich „wir“? Normalerweise dürfen nur drei Typen von Menschen grammatikalisch richtig das „wir“ verwenden, wenn sie über sich selbst reden. Wäre sie schwanger, dann wäre es stimmig. Wäre sie schizophren, dann auch.
Aber nein, Merkel fühlt sich wie eine echte Majestät! Sie benutzt die „königliche Mehrzahl“ als Ausdruck ihrer unbegrenzten Macht. Sie setzt sich über die Gesetze hinweg und droht dem unbotmäßigen Wahlvolk mit Liebesentzug: „…dann ist das nicht mehr mein Land“. Welche Anmaßung, bei einigen kam sogar Hoffnung auf.

Angela Merkel hatte dank einer hofberichterstattenden Presse und der großflächigen Verteilung von Grenzschliessungs-Placebos ans Volk gute Umfragewerte. „Wir“ hat die Welt eingeladen und sie kam. Doch die Willbleibens-Fakten lassen dicke Wolken über Helldeutschland aufziehen. Die Willkommenheißer sind mitsamt ihrer Luftballons und Teddybären in volle Deckung gegangen. Ein Vasall nach dem anderen glaubt nicht mehr, dass Merkel auch übermorgen noch seine Karriere befördern kann und mault medial. Die Umfragen kippen, selbst wenn sie noch so geschönt sind.

Und heute nun die Sensation. Nicht im Leitartikel, nein im Kleingedruckten. Angela Merkel reagiert zuverlässig schachtelsätzig mit einer politischen 180-Grad-Kehrtwende: “Wir müssen deutlich machen, dass die, die einen Schutzgrund haben, bei uns Schutz bekommen sollen; dass aber auch die, die diesen Schutzgrund nicht haben, die aus rein wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen, dass die unser Land auch wieder verlassen müssen. Da müssen wir auch noch konsequenter sein und das deutlich machen.” Pegida, Pack und Dunkeldeutschland, ick höre dir trappsen.

Sie sagt tatsächlich: „…noch konsequenter…“. Sollen etwa künftig fünf Prozent statt zwei Prozent der Nichtanerkannten ausgeschafft werden? Und wie stellt sich die mächtigste Frau der Welt das „deutlich machen“ vor, nachdem sie hunderttausende zornige junge Männer unkontrolliert ins Land gelassen hat? Wird die Bundeswehr bewaffnet? Oder wird Herr Gauck ins arabisch übersetzte Bibeln unter dem Motto „LIES“ in den Fußgängerzonen verteilen oder noch schlimmer, Reden in Flüchtlingscamps halten?

Seit der Energiewende ist Deutschland eine merkelsche Bananenrepublik, in der Eigentum nichts mehr zählt und Steuergeld freie Verfügungsmasse einer selbstherrlichen Politik ist. Die Groko ist dabei, aus Deutschland einen versagenden Staat zu machen, der innenpolitisch handlungsfähig ist, der schlimmstenfalls Bürgerkriege importiert, wenn er auch nur eine der markigen Wendeaussagen von heute durchsetzen würde.

Die Bürger wurden nicht gefragt. Auch das Parlament nicht. Die Aufgabe wird tatsächlich die Deutschen über Generationen beschäftigen. Die eingeleiteten Änderungen sind irreversibel. Wer die Zukunft deutscher Städte sehen will, braucht sich nur ein RER-Ticket für 2,35€ zu kaufen und von Paris Etoile Charles De Gaulle nach St. Denis zu fahren.

Manfred Haferburg ist in der DDR aufgewachsen und lebt heute in Paris. Er ist Autor des Romans “Wohn-Haft”. Siehe auch hier.

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Leserpost

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Max Wedell / 05.10.2015

Vielleicht ist Merkel auch nur eine ganz ausgefuchste “Neoliberale”, wie man es links der Mitte formulieren würde. Noch 10 Jahre mit einer Einwanderung wie dieses Jahr, und zum allgemeinen Bedauern muß das Recht auf Grundsicherung aufgegeben werden, weil es nicht mehr finanzierbar sein wird… vielleicht auch schon vorher. Oder die Leistungen für alle Dauerarbeitslosen sehen dann so aus: Wohnen in zugewiesenen Zeltlagern, Kleidung aus Spenden, Essen von der Tafel. Wenn ein Abbau des ausufernden Sozialstaats schon nicht auf normalem Wege erreicht werden kann, dann sicher doch durch Herbeiführen einer Situation, in der er so überlastet wird, daß er einfach zusammenkrachen muß.

Roland Schmiermund / 05.10.2015

Hallo, also irreversibel ist das nicht. Da unterschätzen Sie die Fähigkeiten der Deutschen. Gruß

Regina Horn / 05.10.2015

Die Idee, Herrn Gauck Reden in Flüchtlingscamps halten zu lassen, finde ich gar nicht übel. Wenn gar nichts mehr hilft, greift man nach dem letzten Strohhalm. Vielleicht wirkts.

Hugo von Schellerer / 05.10.2015

“Wir” hat die Energiewende vollzogen, “wir” hat Banken, Euro und Griechenland gerettet, und “wir” hat den Weltfrieden durch Umzug aller Geschundenen nach Deutschland ausgerufen. Kann “wir” das noch toppen? Oder können WIR das noch stoppen?

Roland Stolla-Besta / 05.10.2015

Ein uralter Werbespruch kommt mir beim Lesen dieses Artikels in den Sinn: „Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.“ Nun, die Deutschen haben mit der Wahl ihrer Bundeskanzlerin einen wahrlich extraordinären Geschmack bewiesen. Nun sollte es aber gut damit sein und die Frage gestellt werden, wie lange können wir uns den noch leisten?

Günter H. Probst / 05.10.2015

Es stimmt nicht, daß das Parlament nicht gefragt wurde. Alle Bundestagsparteien und der Bundestag haben schon 2012 beschlossen, daß D. ein Einwanderungsland sein soll. Dieser Beschluß hat sich in allen Hunger-, Armuts-, und (Bürger-)Kriegsgebieten, auch dank sozialer Medien und den Einwandererlobbys, herum gesprochen. Jetzt kommen die Einwanderer, aus Nordafrika, Afrika südlich der Sahara, Nah- und Fernost. Es bedurfte nur des Massenaufbruchs aus Flüchtlingslagern in der Türkei, in Jordanien, im Libanon und Ägypten, dem sich alle Beschäftigungslosen der Notstandsgebiete angeschlossen haben, um den D. diese Einwanderer als Flüchtlinge und Asylbewerber zu verkaufen. Ohne Rückhalt in der wirtschaftlichen und politischen Oligarchie könnte Frau M. diese Politik nicht betreiben, die ja, wie richtig benannt, dazu geführt hat, daß die Politik die Kontrolle über das Geschehen verloren hat.

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