Gastautor / 05.10.2015 / 14:04 / 5 / Seite ausdrucken

Die totale Entortung

Boris Blaha über die Massenbewegung des Guten und ihre Wurzeln in der deutschen Geschichte

Der von der Massenbewegung des Guten in Geiselhaft genommene Staat zerfällt - schon werden grundlegende Rechtsinstitutionen der ‘liberalen Demokratie’ geschleift und erneut erweist sich die ‘liberale Demokratie’ als wehrlos gegenüber der Gewalt, die von derartigen Bewegungen ausgeht - eine Kommune kündigt langjährigen Mietern von stadteigenen Wohnungen wegen Eigenbedarf - man brauche die Wohnungen jetzt für Flüchtlinge. Gebäude, noch spricht man nur von leer stehenden, sollen zwangsrequiriert werden, eine Maßnahme, die man sonst nur von Kriegen kennt und die dazu diente, Soldaten unterzubringen. Notwendige Maßnahmen müssen eben mit entsprechendem Zwang durchgesetzt werden, da kann man auf Rechtsverhältnisse keine Rücksicht mehr nehmen, wo gehobelt wird, fallen Späne und wer A sagt muss auch B sagen. Diese Rhetorik ist bekannt, diese Logik ist bekannt und das Ende solcher Bewegungen ist bekannt. Je länger man sie laufen lässt, umso höher wird der Aufwand, um sie wieder zum Halten zu bringen. Schon befinden sich die ersten im Modus des gerechten Krieges. Ist nicht der Kampf gegen das Elend der gerechteste aller Kriege, dem jedes Mittel recht sein muss? Und hat nicht auch schon der Papst zum Kampf gegen das Elend aufgerufen und den Kriegführenden damit den gerechten Lohn versprochen? Mehr

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Horst Jungsbluth / 06.10.2015

Leider wird dieses böse Spiel nicht zum ersten Male gespielt, wenn ich daran erinnere, dass kurz vor dem Mauerfall 1989 mit dem Start des SPD/AL-Senats von Berlin nach einem Strategiepapier mit gefälschtem Vorschriften und unzutreffenden Gründen unter schlimmstem Missbrauch der Verwaltungsgesetze unbescholtene Bürger wie Verbrecher verfolgt wurden, während letztere zum Entsetzen der Einwohner und zum schweren Schaden der Stadt unbehelligt schalten und walten konnten und es noch immer können. Diepgen (CDU) als Oppositionsführer erkannte das zwar und prangerte im Abgeordnetenhaus ” die schlimmste Gleichschaltung seit dem Ende der NS-Diktatur von Ämtern, Justiz und sogar der Wissenschaften” an, handelte aber aus unerfindlichen Gründen nicht. Mit welcher dreisten Unverfrorenheit damals vorgegangen wurden, bewiesen ein Fachanwalt für Verwaltungsrecht, ein Richter vom AG Tiergarten und ein Rechtsprofessur an der FU, als sie ein teures Seminar veranstalteten, in dem horrende Bußgelder, drakonische Zwangsmaßnahmen, Einsatz von Polizei mit Blaulicht und Durchsuchungen von Wohnungen ankündigten, falls es die Eigentümer wagen sollten, in ihren eigenen Räumen zu arbeiten. Im Bezirk Charlottenburg wurden die Häuser regelrecht durchkämmt, um Bußgelder Anzeigen nach dem WohnungsaufsichtsG zu verhängen. Gewerbeanmeldungen wurden vom Bezirksamt Schöneberg nicht angenommen, weil man dafür “kein Personal” hatte. Keiner hat sich damals über diese kriminellen Handlungen aufgeregt und schon gar nicht die Medien. Es gab damals auch gar keine Wohnungsnot, sondern nur eine Wohnungsnotkampagne, die wie ein Theaterstück inszeniert und von dem SEW-Blättchen “Die Wahrheit, der TAZ und den baupolitischen Sprechern von SPD und AL gestartet wurde. Man hatte eine pure statistische Bereinigung nach der Volkszählung 1987 zum Anlass genommen, um Existenzen, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu zerstören. So einfach ging das damals und nun wird es erneut versucht.

Dr. Ralph Buitoni / 06.10.2015

Antwort an Max Wedell: ganz einfach: die Antwort auf Ihr Rätsel lautet: “Protestantismus”, vor allem lutherischer Prägung. Damit ist eigentlich alles gesagt. Als kleines historisches Backup: der Protestantismus ist im Kern Fundamentalismus im Sinne eines “Zurück zu den Wurzeln” (Urkirche!) und Skripturalismus (wörtliche Auslegung der Bibel). Desweiteren Ablehnung der Kunst (sola scriptura, nur die Schrift zählt, es gibt keine andere legitime Form menschlichen Ausdrucks und philosophischer Ideen als nur das Wort). Die Nachfolger Luthers haben ihn beim Wort genommen, die Kirchen gestürmt und die Kunst darin zerschlagen (die christlichen Taliban), und in weiterer Folge auch keine eigene neue mehr entwickelt (Vergleichen Sie mal protestantische mit katholischen Landstrichen). Und zum Dritten hatte Luther ernsthaft darüber nachgedacht, die Polygamie (Vielehe) wiedereinzuführen (nach alttestamentarischem Vorbild). Die Wiedertäufer haben es dann ja praktisch in die Tat umzusetzen gesucht. Na, klingelts bei Ihnen? Kommen Ihnen diese Thesen, bzw. die daraus abgeleiteten sozialen Forderungen nicht im Kontext eines anderen Propheten mit seinem wortwörtlichen, uninterpretierbaren Buch vertraut vor? Was läge für Länder mit protestantisch-lutherischer Tradition also näher, als nun, mit dankbar entgegengenommener “Entwicklungshilfe” dieses anderen Kulturkreises endlich ernst zu machen, und diese alten Forderungen umzusetzen?

Max Wedell / 05.10.2015

Ich bin schon lange von einem Zusammenhang zwischen heutigem deutschem Tugendheldentum und deutscher jüngerer Geschichte überzeugt, aber dennoch bleiben ungelöste Fragen. So gibt es ja noch ein anderes Land, in dem die demonstrative Selbstverleugnung mit den bekannten Begleitumständen (etwa Herausbildung elaborierter Political Correctness-Systeme) fröhliche Urständ feiert: Schweden. Eine Vergangenheit, derer sich die Schweden schämen müssen, und die sie auf dem Wege der Überkompensation am bequemsten “verarbeiten” können, ist mir aber nicht bekannt. Es scheint also noch andere Faktoren für die Herausbildung eines solchen nationalen Extremidealismus zu geben… aber welche? In allen anderen westlichen Ländern gibt es zwar solche nationalmasochistischen Phänomene auch… die Lust an der Zurücknahme der Eigeninteressen, an der Übernahme von Fremdinteressen als die eigenen, und was sonst noch alles zum Erleben eines Tugendstolzes verhelfen kann… aber nach meinen Beobachtungen doch nur in marginaler Verbreitung, verglichen mit Deutschland und Schweden. Was ist da jeweils anders?

Wilfried Paffendorf / 05.10.2015

Sehr geehrter Herr Blaha, “Je länger man sie laufen lässt…” Dass Mietern gemeindeeigene Wohnungen gekündigt werden, weil “wir diese dringend für die Unterbringung von Asylanten benötigen” (Zitat aus dem damaligen Kündigungsschreiben), ist nicht neu. Ich selbst habe bereits 1992 (!) den Bürgermeister (SPD) einer kleinen Gemeinde im Ldkrs. Rottweil/Schwarzwald zur Rede gestellt und ihn gefragt, wie er dazu komme, einer Mieterin die Kündigung des Mietvertrages ins Haus zu schicken, um Wohnraum für die Unterbringung von Asylanten frei zu machen. Dieser Herr fragte sehr arrogant zurück, was mich das anginge (Ich war kein Gemeindemitglied, sondern lediglich dort auf Montage). Es war besonders diese Arroganz, die mich auf die Palme trieb und motivierte, gegen diesen Herrn Bürgermeister mit juristischen und medialen Mitteln vorzugehen. Am 18.9.1992 (kann auch der 19.9. gewesen sein) brachte dann die BILD (Stuttgart) auf ihrer Titelseite einen große Aufmacher “Wohnunsskandal in Rottweil. Schwäbin raus - Asylanten rein!” Ich erspare uns jetzt die vielen Einzelheiten dieser Auseinandersetzung, und ich möchte dazu sagen, dass auch sog. “Trittbrettfahrer” anonym ihr eigenes unappetitliches Süppchen auf dieser Flamme kochten. An eines erinnere ich mich jedoch genau: nicht ein einziger Bürger der besagten Gemeinde hat sich an die Seite der betroffenen Frau gestellt. Auch kein Familienangehöriger! Ich sagte damals jedem der es nicht wissen und hören wollte, dass dies ein Pilotprojekt wäre, um auszukundschaften, wie weit man auf dem Verwaltungswege gegen unbescholtene Bürger und Bürgerinnen vorgehen könnte. Damals versuchte ich den Leuten klar zu machen, dass ihnen ihr feiges Beiseitestehen eines Tages auf die Füße fallen wird. Nach 23 Jahren sehe ich mich in meinem Urteil und meiner Perspektive bestätigt. Für mich ist der Fall abgeschlossen. Heute sage ich jedem (über 41), der sich über die zunehmenden Missstände in unserem Land beklagt, dass er mitschuldig ist. Aber das hatten wir ja schon öfter in der deutschen Geschichte - dieses Mitläufer- und Duckmäusertum. Mit den sattsam bekannten Folgen. Wer die Anfänge gefährlicher politischer Entwicklungen nicht wahrhaben will und sich nicht die Mühe macht, die Mechanismen von Machtausübung und falscher Lösungsansätze zu durchschauen und zu verstehen, dem kann auch nicht geholfen werden.  Werter Herr Broder. Wenn Sie an Einzelheiten des damaligen “Vorganges” interessiert sind, stehe ich jederzeit für Auskünfte zur Verfügung. Meine E-Mail-Adresse ist “achgut” ja bekannt. MfG Wilfried Paffendorf

Franz Platz / 05.10.2015

Ganz klar, die Demokratie, wie wir sie bisher kannten , gerät ins Dilemma und es ist fraglich, ob sie noch lebend daraus hervorkommt. Das neue Konstrukt wird sich immer noch “Demokratie” nennen, aber es könnte keine mehr sein.

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