Ist zwar nur eine Vermutung, aber ich glaube, dass sich die Meinung des Autors zu Seperationsbewegungen schlagartig ändern würde, wenn sich in Sachsen durch Pegida, in Bayern durch die CSU und in Baden-Württemberg durch die Gegner des liberaleren grün-roten Bildungsplans Sezessionsbewegungen bilden würden, die die Bundesrepublik verlassen wollen. Dann wären das natürlich aufrechte Widerstandskämpfer gegen die verhasster Berliner Republik und die EU. Aber es ist halt immer eine Frage des politischen Blickwinkels, nicht wahr?
Bevor wir mit Separatisten-Mafia u. a. losschimpfen, sollten wir einmal bedenken, was derzeit geschieht. Faktisch wurde ganz Ostdeutschland als “Dunkeldeutschland”, als “Pack” beschimpft, denn mit diesen Bezeichnungen waren nicht nur die Demonstranten in Tröglitz gemeint, sondern auch die Pegida-Demonstranten und Sympathisanten. Für Bürgernähe und Demokratie spricht dies nicht unbedingt, wenn zuvor die Probleme nicht einmal diskutiert wurden. Deutschland wird unstrittig immer mehr zu einem starren und undemokratischen Zentralstaat, siehe auch die Lasten die den Kommunen aufgehalst werden. Und faktisch werden derzeit einige osteuropäische Länder über die EU zu etwas gezwungen, was sie absolut nicht wollen. Ist dies demokratisch? Oder schauen wir zu dem faktisch unregierbar gewordenen Belgien. Bevor man alle separatistischen Bewegungen per se als korrupt und schlecht einstuft, sollte man sich auch die Korruption in zentralistischen Staaten/Institutionen klarmachen, wie in der EU, in Russland, in China und auch in Frankreich. Ganz abgesehen von einem ausufernden Beamtenstaat, fehlender Flexibilität und Bürgernähe, teils undemokratischen Strukturen gibt es also durchaus auch Nachteile starker Zentralstaaten. Oft stehen hinter Abspaltungen und Vereinigungen handfeste Argumente der Bevölkerung, denn sonst bekommt man deren Zustimmung kaum und diese sollte berücksichtigt werden. Die Schotten entschieden sich ja auch bewusst gegen die Abspaltung. Und die Österreicher wissen auch warum sie unabhängig bleiben.
In Katalonien sind komischerweise Islamische Verbände die grössten Unterstützer der Separatisten.
Eigentlich hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, Herrn Martins Beiträge zu überspringen. Beim Thema “Separatisten-Mafia” machte ich aber eine Ausnahme, weil ich die Katalanische Separatisten-Bewegung seit 30 Jahren von innen kenne. Er nimmt Bezug auf Verschiedene Unabhängigkeitsbewegungen, von welchen ich zum Teil sehr wenig weiss, und auch nicht beurteilen kann, ob sie vergleichbar sind. Seine Beurteilung der katalanischen Separatisten ist aber so voller Unterstellungen, Vorurteilen und schlichten Falschmeldungen, dass ich nicht den Eindruck bekomme, ich könnte hier irgend etwas nützliches über die Ostukraine oder den Separatismus im Allgemeinen erfahren. Das ganze liest sich wie ein Artikel über den IDF, von jemandem, der sich ausschliesslich bei Haaretz informiert. Herrn Martins Argumente sind so schwach oder falsch, dass ich nicht weiss, wo anfangen. Schon die Behauptung, CDC müsse sich mit der CUP zusammenraufen, zeigt, wie wenig Ahnung er hat. Die CDC ist gar nicht als eigenständige Partei angetreten, sondern in einem Listen-Verband, der vom rechten Zentrum bis weit nach links reicht. Diese müssen nun alle mit der linksextremen CUP einig werden. Die Situation ist also noch viel komplizierter, als der Autor meint. Was daran aber “abstrus” sein soll, dass in einer repräsentativen Demokratie Kompromisse geschlossen werden müssen, wird dem Leser vorenthalten. Vielmehr zeigt das vorliegende Abstimmungsergebnis wie falsch Martin liegt, wenn er den Wunsch nach Selbstbestimmung generell rechts verortet (und ihm so im Vorbeigehen mit Hilfe der Buren noch rassistische Tendenzen unterstellt). Die Liste von Martins Fehlern und/oder Unstimmigkeiten liesse sich noch fortsetzen, hier in Katalonien wird heute aber (noch!) der spanische Nationalfeiertag begangen, und ich habe andere Pläne. Fehlerhafte, schlecht recherchierte Argumente führen zwangsläufig auch zu falschen Schlussfolgerungen. Genau das passiert Martin hier zum wiederholten Male, weshalb ich wohl zu meiner alten Gewohneit zurückkehren werde (siehe oben).
Jaja - träumen Sie weiter: Auch Stalins UdSSR war viel schöner, wohlhabender und gerechter als die heutigen russischen Pseudorepubliken. Und im Großdeutschen Reich gab es auch weder Korruption noch Amtsmissbrauch noch Bereicherung - das alles gab es erst mit der Aufspaltung in BRD und DDR… Im Ernst: Wir haben in der Bundesrepublik seit Jahren kaum Reallohnzuwachs, wir sind wirtschaftlich auf dem Stand der späten 80er Jahre. Unser Geld ist nicht weg, das haben nur andere in der EU. Diese EU muss schon sehr am Ende sein, wenn man jetzt schon mit bösen Separatisten drohen muss! Zur bundesdeutschen Praxis: Ganz Deutschland ist geteilt in zwei Teile: ALDI Nord und ALDI Süd. Wobei ALDI Nord immer etwas schäbiger, ärmlicher ist als ALDI Süd. Das färbt auch auf die ihm zugrunde liegenden Bundesstaaten ab. Als gebürtiger Bayer in Berlin kann ich deshalb nur wünschen, dass man den Norddeutschen Pleitestaaten-Bund im Dreieck Bremen-Berlin-Saarland vom Länderfinanzausgleich abkoppeln und sich selbst überlassen sollte. Baden-Württemberg und Bayern wären besser Bundesstaaten der Bundesrepublik Österreich. (In Wien liegt ja noch die deutsche Kaiserkrone!). Und ALDI Süd sollte mit “Hofer” fusionieren!
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