Vera Lengsfeld / 18.06.2007 / 14:38 / 0 / Seite ausdrucken

Die SED auf dem Weg zur Macht

Ausgerechnet am Jahrestag des fast schon wieder vergessenen Volksaufstandes gegen das SED- Regime am 17. Juni 1953 fand der Vereinigungsparteitag der SED-PDS mit der WASG statt. Damit ist der SED die lang ersehnte Westausdehnung endlich gelungen. Keinem der vielen Kommentatoren des Ereignisses fiel auf, dass damit erstmals die reale Chance besteht, dass die schmählich gescheiterte SED in eine Bundesregierung einziehen könnte. Zwar wurde von vielen darauf hingewiesen, dass die Mehrheit der Mitgliedschaft der nunmehr drittstärksten Partei des Landes von der PDS gestellt wird. Das es sich bei den PDS- Mitgliedern wiederum mehrheitlich um alte SED-Genossen handelt, wird von den kritischen Journalisten unseres Landes schon gar nicht mehr als Problem wahrgenommen. Im Gegenteil. Das von Journalisten verwendete Wort „SED- Nachfolgepartei“ für PDS hilft, die Tatsache zu verschleiern, dass die SED nie aufgehört hat , zu existieren, sondern nur mehrmals umbenannt wurde.  Die Blutzufuhr aus dem Westen hat die PDS in letzter Minute vor dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit bewahrt. Aus eigener Kraft war ihr die Westausdehnung nicht gelungen. Als Ostpartei hatte sie sich überlebt. Nun ist sie wieder da, stärker als je nach dem Mauerfall. Auch bürgerliche Blätter räumten der neuen Partei sofort Chancen ein, spätestens in der übernächsten Bundesregierung zu sitzen. Damit hätte die SED erstmals ein funktionierendes Staatswesen mit einer soliden Wirtschaft zur Disposition. Noch gilt Oscar Lafontaine als ein solides Hindernis auf dem Weg zur Machtergreifung. Beim näheren Hinsehen stellt man allerdings fest, dass der Mohr sehr schnell gehen könnte, nachdem er seine Schuldigkeit getan hat. Lafontaine, dessen persönliche Kränkung, nicht Bundeskanzler geworden zu sein, ihn jedes Augenmaß längst verlieren ließ, hat sich bereits einige eigentlich unverzeihliche Tiraden geleistet. Seine Sprüche über die „Fremdarbeiter“ wurden im letzten Bundestagswahlkampf von der NPD zum Plakatslogan erhoben. Seine Ausfälle gegen die Bundestagsabgeordneten, die er als „Schweinebande“ bezeichnet hat, finden ebenso den ungeteilten Beifall der braunen Kameraden, die auch begeistert klatschen, wenn der rote Oscar das Land mit politischen Generalstreiks auf seinen Kurs zwingen will. So viel geistige Nähe zu den Rechtsextremen könnte bei Bedarf ganz schnell der Anlass sein, das lästige Hindernis loszuwerden. Wenn der Co- Parteivorsitzende Bisky die übernächste Ausfälligkeit
Lafontaines nutzen würde, um sich von ihm zu distanzieren und ihn aus dem Weg zu räumen, würde er endgültig als der demokratische Erneuerer dastehen, der er nie war. Dann würde ein SED-Genosse als das kleinere Übel im Vergleich zu einem wild gewordenen Ex-SPDler angesehen werden. Die gewaltige Gerechtigkeitsrhetorik auf dem Gründungsparteitag der Linken hat erfolgreich in den Hintergrund treten lassen, dass die neue Partei prompt einen Systemwechsel zurück zum Sozialismus verkündet hat und ein wirtschaftliches Konzept vertritt, das in der Vergangenheit die Volkswirtschaften aller Staaten ruiniert hat, die es umgesetzt haben. Was kann man von einer Regierung erwarten, die solche Vorstellungen umzusetzen versucht?
Die Hoffnung, dass schon nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde, hat sich in Deutschland im letzten Jahrhundert schon zwei mal als trügerisch erwiesen.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Vera Lengsfeld / 11.03.2024 / 16:00 / 20

Wie rettet man eine Demokratie?

Warum lässt die schweigende Mehrheit zu, dass unter dem Schlachtruf, die Demokratie und das Grundgesetz zu verteidigen, beides ausgehöhlt wird? Was man ganz einfach tun…/ mehr

Vera Lengsfeld / 06.02.2024 / 12:00 / 38

Wie man Desinformation umstrickt – und noch schlimmer macht

Wenn man gewisse „Qualitätsmedien" der Fehlberichterstattung und Manipulation überführt, werden die inkriminierten Texte oft heimlich, still und leise umgeschrieben. Hier ein aktuelles Beispiel.  Auf diesem Blog…/ mehr

Vera Lengsfeld / 04.02.2024 / 15:00 / 20

Die Propaganda-Matrix

Die öffentlich-rechtlichen Medien und die etablierten Medien leiden unter Zuschauer- und Leserschwund, besitzen aber immer noch die Definitionsmacht. Das erleben wir gerade wieder mit einer Propaganda-Welle. …/ mehr

Vera Lengsfeld / 02.02.2024 / 06:05 / 125

Wie man eine Desinformation strickt

Am 30. Januar erschien bei „praxistipps.focus.de“ ein Stück mit dem Titel: „Werteunion Mitglied werden: Was bedeutet das?“ Hier geht es darum: Was davon kann man davon…/ mehr

Vera Lengsfeld / 06.01.2024 / 06:25 / 73

Tod eines Bundesanwalts

Als ich noch in der DDR eingemauert war, hielt ich die Bundesrepublik für einen Rechtsstaat und bewunderte ihren entschlossenen Umgang mit den RAF-Terroristen. Bis herauskam,…/ mehr

Vera Lengsfeld / 29.12.2023 / 13:00 / 17

FDP #AmpelAus – Abstimmung läuft noch drei Tage

Die momentane FDP-Führung hatte offenbar die grandiose Idee, die Mitgliederbefragung unter dem Radar über die Feiertage versanden zu lassen. Das Online-Votum in der FDP-Mitgliedschaft läuft…/ mehr

Vera Lengsfeld / 28.12.2023 / 10:00 / 124

Wolfgang Schäuble – Tod einer tragischen Figur

Wolfgang Schäuble, die große tragische Figur der deutschen Nachkriegspolitik und gleichzeitig ein Symbol für das Scheitern der Parteipolitik, wie sie sich in Deutschland entwickelt hat…/ mehr

Vera Lengsfeld / 19.12.2023 / 08:32 / 122

Mist als Abschiedsgeruch für die Ampel

Wahrscheinlich wird es die Ampel nicht auf eine Totalkonfrontation mit den Bauern ankommen lassen, sondern durch Teilrücknahme versuchen, die Proteste zu beenden, denn in Berlin…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com